Präsident Thomas Bach hat im Ticket-Skandal beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) um Exekutivmitglied Patrick Hickey womöglich eine andere Rolle eingenommen als bislang offiziell dargestellt.
Ticket-Skandal: Bachs Rolle dubios
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Von der brasilianischen Polizei veröffentlichte E-Mails zwischen Hickey und IOC-Vertretern lassen den Anschein entstehen, dass Bach die von Hickey eingeforderte Sonderrolle der umstrittenen Firma THG Sports beim Verkauf von Tickets aus dem irischen Kontingent für die Spiele in Rio de Janeiro zumindest gebilligt haben könnte. Das berichtet der Branchendienst insidethegames.
Abkommen zur Einbindung der THG
In dem veröffentlichten E-Mail-Verkehr zwischen Hickey und den IOC-Direktoren Christophe Dubi und Pere Miro weist der Ire auf ein angebliches Abkommen zur Einbindung der THG als Subpartner des irischen Olympischen Komitees hin. Bach, schrieb Hickey in einer E-Mail, "bestätigte, dass er dies akzeptiert".
Das IOC verwies in einer Stellungnahme darauf, dass eine solche Einbindung der THG als Subpartner nur eine von mehreren Lösungsvorschlägen gewesen sei, nachdem sich das Rio-Ok und das irische NOK nicht auf die THG als offiziellen Ticketverkäufer einigen konnten. Das Rio-OK lehnte den Vorschlag jedoch ab. Letztlich einigten sich beide Parteien darauf, das Unternehmen Pro 10 mit dem Ticketverkauf zu beauftragen. Nun besteht jedoch der Verdacht, dass es sich dabei nur um eine Strohfirma der THG handeln könnte.
Das IOC verwies darauf, dass Präsident Bach weder in die Auswahl der offiziellen Kartenverkäufer ATR noch in die Gestaltung von Verträgen mit den Ticket-Partnern eingebunden gewesen.
Ämter bis zur Anhörung niedergelegt
Hickey war am 17. August in Rio verhaftet worden. Der 71-Jährige, unter anderem Präsident des Europäischen Olympischen Komitees (EOC), soll Olympia-Eintrittskarten aus dem Kontingent des irischen NOK zu überteuerten Preisen an die Ticket- und Hospitality-Firma THG weitergegeben und sich damit bereichert haben.
Hickey hatte auch zusätzliche Rio-Tickets für sein NOK gefordert - wohl auch für sich und seine "kriminelle Organisation", wie brasilianische Ermittler annehmen. Bis zur Klärung des Falles hat Hickey seine Ämter niedergelegt.
Kein Besuch in Rio
Im Zuge ihrer Ermittlungen wollen die brasilianischen Behörden auch Bach als Zeugen der Vorgänge befragen. Doch der Fecht-Olympiasieger von 1976 reiste bislang nicht nach Rio und verzichtete als erster IOC-Präsident seit langer Zeit auf einen Besuch der Paralympics.
Zuletzt hatte Bach zudem geäußert, von der brasilianischen Polizei auch noch keine Ladung zur Zeugenanhörung erhalten zu haben.