Die Erschöpfung steckt Sprintspezialist Pascal Ackermann nach fast drei Wochen Giro d'Italia in den Knochen - doch durch die Dolomiten wird ihn auch die Aussicht auf einen historischen Erfolg tragen. Als erstem deutschen Radprofi winkt dem Pfälzer der Triumph in der Sonderwertung des Punktbesten der Italien-Rundfahrt.
Ackermann winkt historischer Coup
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"Wir werden alles daran setzen, das Trikot zu behalten", sagte Ackermann vor den verbleibenden Bergetappen. Das Violette Trikot gehörte dem 25-Jährigen schon in der ersten Giro-Hälfte für acht Tage, dann entriss es ihm der Franzose Arnaud Demare. Als nun aber am Donnerstag viele die mutmaßliche Entscheidung im Duell um das Maglia Ciclamino prognostizierten, war Ackermann wieder zur Stelle.
Ackermann: "Besonderer Moment"
Auch wenn es für ihn nicht zum dritten Etappensieg reichte, Platz zwei war genug, weil Demare nur Achter wurde. "Es ist ein ganz besonderer Moment für mich und das ganze Team", sagte Ackermann.
Angesichts der wenigen noch zu vergebenden Punkte und 13 Zählern Vorsprung (226 zu 213) vor den letzten Tagen, dürfte es wohl reichen, wenn der schnellste Mann der deutschen Mannschaft Bora-hansgrohe bis Verona durchhält. Das Einzelzeitfahren zum Giro-Abschluss am Sonntag käme dann einer Pflichtübung gleich, überstrahlt vom bevorstehenden Triumph. Ackermann wäre nach Fabian Wegmann (Bergtrikot) vor 15 Jahren erst der zweite deutsche Fahrer, der eine der Giro-Sonderwertungen gewinnt.
Eindrucksvoll ist seine Leistung auch deshalb, weil Ackermann sie bei der ersten großen Landesrundfahrt seiner Karriere erbringt. Der im südpfälzischen Kandel geborene deutsche Meister bewies dabei auch eine bemerkenswerte Zähigkeit und mentale Stabilität. Nach wie vor kennzeichnen Bandagen am rechten Arm und Bein die Spuren seines Hochgeschwindigkeitssturzes im Finale der 10. Etappe, als er Prellungen und großflächlige Abschürfungen erlitten hatte.
Konkurrent stichelt gegen Ackermann
Ackermann ließ sich überdies nicht von den Kommentaren Demares aus der Reserve locken, der seinen deutschen Rivalen zwischenzeitlich als "übermütig und ein bisschen arrogant" bezeichnete und mehr Bescheidenheit einforderte. Ackermann wartete vielmehr geduldig auf seine Chance und nutzte sie. Dass ihn die internationale Sprinterelite unterschätzt, so wie zu Giro-Beginn geschehen, dürfte dem Senkrechtstarter nun nicht mehr passieren.
Positiv gestimmt wie meist nahm Ackermann am Freitag die ersten der restlichen gut 360 von einst deutlich über 3500 Kilometern unter die Räder. Strahlend reckte er ganz in violett gekleidet den Daumen hoch. "Es wird trotzdem noch ein harter Kampf werden", sagte Ackermann im Bewusstsein der noch zu überstehenden Strapazen, "aber wir sind bereit dafür."