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Davis Cup: Deutschland um Boris Becker und Co. in den größten Duellen

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Davis Cup: Deutschland um Boris Becker und Co. in den größten Duellen

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Große deutsche Davis-Cup-Duelle

Am 5. Dezember 1993 gewinnt Deutschland zum letzten Mal den Davis Cup. Michael Stich wird zum Matchwinner. SPORT1 erinnert an die größten Duelle.
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© SPORT1-Grafik: Imago
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von SPORT1

Die 118-jährige Tradition des Davis Cups ist beerdigt. 2018 fand das letzte Finale des geschichtsträchtigen Nationenwettbewerbs in seiner traditionellen Form statt.

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Der Davis Cup wurde 1900 von Dwight Davis gegründet. In seinen Ursprüngen wollten vier Mitglieder des Tennisteams an der Harvard Universität im Jahr 1899 Großbritannien, das als Mutterland des Tennis galt, herausfordern. Ein Jahr später kam es schließlich zum großen Duell der beiden Nationen. Die USA behielt überraschend die Oberhand.

Im Laufe der Jahre hat sich der Wettkampf immer weiter ausgeweitet und die Anzahl der Nationen nahm stetig zu. Der Davis Cup entwickelte sich mit über 100 teilnehmenden Ländern zum größten jährlichen Sportevent des Jahres und erfreute sich gerade bei den deutschen Zuschauern großer Beliebtheit.

Trotz großen Widerstands wurde der Wettbewerb 2019 einer radikalen Reform unterzogen. Mit den Änderungen hat auch das Interesse der Fans deutlich nachgelassen. Der letzte Sieg einer deutschen Mannschaft liegt lange zurück, am 5. Dezember 1993 gewann Deutschland letztmals den Cup.

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SPORT1 blickt auf die größten Davis-Cup-Schlachten der deutschen Teams zurück.

1985: Westphal jubelt trotz Teppich-Chaos

Seinen größten sportlichen Moment erlebte Michael Westphal im Halbfinale 1985 gegen Tomas Smid aus der Tschechoslowakei. Die Beiden lieferten sich eine geschichtsträchtige Partie auf dem vielleicht schlechtesten Tennisplatz aller Zeiten.

Die Zuschauer bekamen kuriose Szenen zu sehen: Während des Matches, gerade als der Deutsche einen Volley spielte, löste sich ein Stück Teppich auf dem Westphal ausrutschte, vom Boden. Der Hamburger ließ sich aber nicht davon beirren und spielte den Punkt zu Ende - mit Erfolg. Westphal blieb zum Glück unverletzt.

Nach zwischenzeitlichem 0:2-Rückstand nach Sätzen kämpfte sich Westphal zurück und zwang seinen Gegner bis in den fünften Entscheidungssatz. Nach fünf Stunden und 29 Minuten jubelte Westphal, der eigentlich als Außenseiter galt, völlig unerwartet und das Duell ging als bis dato längstes Davis-Cup-Match in die Geschichte ein.

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Deutschland gewann 5:0 und dem Finaleinzug stand nichts mehr im Wege. Im Endspiel musste sich das Team aus der Bundesrepublik allerdings den Schweden geschlagen geben.

1987: Die Schlacht von Hartford

Am 24. Juli 1987 kämpften Deutschland und die USA im Civis Center in Hartford in der Abstiegsrunde um den Klassenerhalt in der Weltgruppe. Beide Teams hatten zuvor ihre erste Runde im Davis Cup überraschend verloren und so kam es zum großen Showdown. Keine der beiden Mannschaften war jemals vorher aus der Weltgruppe der 16 besten Teams abgestiegen.

McEnroe, der knapp drei Jahre nicht mehr für sein Land aufgelaufen war, wurde für das Duell extra reaktiviert. Nicht nur dadurch war der Druck, der auf Boris Beckers Schultern lastete, extrem hoch. Der damals 19-Jährige musste kurz zuvor in Wimbledon einen herben Rückschlag einstecken: Als Titelverteidiger musste er völlig überraschend in Runde zwei die Segel streichen - jetzt sollte er im Alleingang drei Punkte für den Gruppenverbleib beisteuern. Es entwickelte sich nicht nur ein unerbittlicher Fight um jeden Punkt, das Spiel wurde zudem zum Psycho-Kampf.

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Ganze 6:21 Stunden duellierten sich die beiden Ausnahmespieler, bevor sich McEnroe nach fünf Sätzen geschlagen geben musste - und Becker mit der deutschen Fahne in der Hand einen Triumphzug durch die Halle startete. Am Ende gewann Deutschland 3:2 und konnte den Abstieg vermeiden. Das Match zwischen Boris Becker und John McEnroe ging als Schlacht von Hartford in die Tennisgeschichte ein.

1988: Das Wunder von Göteborg

Nur ein Jahr später war Boris Becker erneut an einem epischen Match im Davis Cup beteiligt. Im Doppel mit seinem Partner Eric Jelen traf er im Finale auf Schweden.

Die Skandinavier traten mit Stefan Edberg und Anders Järryd in ihrer Bestbesetzung an und verlangten dem deutschen Team alles ab, aber Becker/Jelen konnten sich durchsetzen.

Einen Tag zuvor versetzte Carl-Uwe Steeb Skandinavien in eine Schockstarre, als er das Match seines Lebens gegen den damals als unschlagbar geltenden Weltranglistenersten Mats Wilander gewann. "Es war das Match meines Lebens", sagt Steeb. "Etwas Größeres habe ich im Sport nie erlebt". Mit dem "Wunder von Göteborg" legte er den Grundstein für den ersten deutschen Davis-Cup-Sieg.

Deutschland triumphierte letztendlich mit 4:1 gegen Schweden.

1989: Deutsche Titelverteidigung gegen Schweden

Im Jahr darauf kam es in Stuttgart erneut zum Duell mit Schweden. Das deutsche Team hatte auf dem Weg ins Finale drei Stationen erfolgreich bewältigt. Für das Endspiel spielte der Deutsche Tennisbund alle Karten aus: In der Schleyer-Halle wurde extra schneller Teppichboden verlegt, da dieser für Becker am besten passte.

Die Rechnung ging auf. Becker war einfach nicht zu stoppen. Er ließ Mats Wilander und Stefan Edberg keine Chance. 

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Auch im Doppel begeisterte er die Zuschauer. An der Seite von Eric Jelen gewann er abermals und machte die Titelverteidigung mit seinen drei Punkten perfekt.

1993: Stich führt DTB-Team gegen Australien zum Sieg

Vom 3. bis 5. Dezember 1993 stand das deutsche Team im Finale in Düsseldorf Australien gegenüber. Die Mannschaft musste ohne Becker antreten, aber er war ist nicht der Einzige, der den Davis Cup im Alleingang gewinnen konnte.

Michael Stich prägte das Wochenende und gewann im Finale - allerdings nicht ohne Mühen - zuerst gegen Jason Stoltenberg.

Auch im Doppel mit Patrick Kühnen behielt der Elmshorner die Oberhand - die Vorentscheidung. Alles sprach nach dem Duell für Deutschland und Stich ließ nichts anbrennen. Gegen Richard Fromberg setzte er sich klar in drei Sätzen durch. 

Stich wurde zum ernsthaften Konkurrenten von Boris Becker. Kein Wunder, dass sich die beiden nicht besonders mochten und das obwohl sie 1992 im Doppel die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Barcelona gewannen.

1995: Match gegen Russland wird zum Drama

Im Halbfinale des Davis Cup in Moskau traten Becker und Stich tatsächlich gemeinsam auf den Platz. Zuvor hielt Becker vor zehntausend Zuschauern Andrej Tschesnokow in vier Sätzen souverän in Schach. Auch Stich setzte sich im Einzel auf beeindruckende Weise durch und demontierte den aufstrebenden Jewgeni Kafelnikow in vier Sätzen.

Es folgte das Doppel gegen Jewgeni Kafelnikow und Andrej Olchowski. Doch das deutsche Duo schien Kraft gelassen zu haben: Obwohl die Beiden in Satz vier noch vier Matchbälle abwehren konnten, mussten sie sich am Ende geschlagen geben.

Einen Tag später musste Becker passen. Der Grund: Rückenprobleme. Für ihn sprang Bernd Karbacher ein, unterlag jedoch. Es stand 2:2, daher lag es an Stich, das Finalticket für Deutschland zu lösen.

Es entwickelte sich ein dramatisches Match. Stich begann nervös und gab gleich den ersten Satz ab. Der Pinneberger kämpfte sich aber zurück. Im fünften Satz beim Stand von 7:6 vergab Stich sage und schreibe acht Matchbälle. Am Ende ging der Russe mit 14:12 als Sieger vom Platz. Russlands damaliger Präsident Boris Jelzin zeichnete seinen Landsmann sogar mit dem nationalen Verdienstorden für besonderen Mut aus.

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2003: Abstieg aus der Weltgruppe

Es war die bitterste Pleite der deutschen Davis-Cup-Geschichte: Im Relegationsspiel gegen Weißrussland 2003 musste sich Deutschland geschlagen geben. Rainer Schüttler verlor das entscheidende Einzel gegen Max Mirnyi mit 3:6, 5:7, 3:6 und kassierte das nicht mehr aufzuholende 1:3. Zum ersten Mal seit 20 Jahren musste Deutschland die Weltgruppe der 16 besten Teams verlassen.

Als "Katastrophe" bezeichnete DTB-Präsident Georg von Waldenfels den Gang in die Zweitklassigkeit. Um noch ein Paar Zuschauer für den Davis Cup begeistern zu können, musste der Deutsche Tennisbund sogar in die sauerländische Provinz Sundern umziehen.

2014: Deutschland überrascht gegen Spanien

In der ersten Runde des Davis Cup 2014 traf das deutsche Team auf den großen Favoriten Spanien. Nach zwei Einzeln führte Deutschland überraschend 2:0, Philipp Kohlschreiber und Florian Mayer sorgten für die Führung.

Im Doppel konnte das DTB-Team damit den Sack zu machen. Tommy Haas und Philipp Kohlschreiber wurden kurzfristig zusammengelegt und gewannen ihre Doppel-Premiere in vier Sätzen. Die ersten drei Sätze wurden alle im Tie-Break entschieden.

Im Viertelfinale gegen Frankreich war für die Debütanten Peter Gojowczyk und Andre Begemann dann Schluss. Auf eine Finalteilnahme wartet man seit 1993 vergeblich.

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2018: Spanien - Deutschland

Das letzte Hurra des deutschen Teams im Davis Cup des bisherigen Formats. Im Viertelfinale der Weltgruppe musste Deutschland wieder bei den Spaniern antreten. Vor dem abschließenden Einzel zwischen David Ferrer und Philipp Kohlschreiber stand es 2:2 - dieses Match musste also die Entscheidung bringen.

Und das Duell wurde zum echten Krimi. Kohlschreiber zeigte vor 10.000 fanatischen Fans in der Stierkampfarena von Valencia phasenweise sehr starkes Tennis. In den entscheidenden Momenten aber versagten dem Deutschen die Nerven.

Nach fünf Sätzen und 4:51 Stunden musste er sich geschlagen geben. Für die Deutschen war es das letzte Spiel im traditionellen Davis Cup, den sie vor allem dank Boris Becker und Michael Stich mitprägten.