Barbara Rittner ist eine Frau, die sich auch in kniffligen Situationen auf ihr Bauchgefühl verlässt.
Lisicki droht das Abstellgleis
Ein Bauchmensch aus Überzeugung gewissermaßen.
Der Kopf der Fed-Cup-Teamchefin dürfte in den letzten Wochen aber trotzdem geraucht haben.
Rittner: Schwerste Entscheidung als Teamchefin
Mit Blick auf die Nominierung für das Finale gegen Gastgeber Tschechien am 8./9. November in Prag hat Rittner sämtliche Konstellationen durchgespielt, vieles abgewogen - und ihre Entscheidung gefällt.
"Das war die schwerste, die ich in den letzten zehn Jahren als Teamchefin treffen musste", sagte die 41-Jährige.
Trotz allem überwiegt bei ihr die Begeisterung: "Wir sind so weit gekommen, das ist unglaublich geil, und wir freuen uns auf das Finale."
Lisicki als Wackelkandidatin
Am Mittwochmittag wird Rittner im Porsche-Museum in Stuttgart also mitteilen, ob Sabine Lisicki beim ersten Endspiel eines DTB-Teams seit 22 Jahren dabei sein wird oder nicht.
Die Berlinerin ist als Weltranglisten-27. nominell die deutsche Nummer drei hinter den für die Einzel gesetzten Angelique Kerber (Nr. 10/Kiel) und Andrea Petkovic (Nr. 17/Darmstadt).
Allerdings war Lisicki wegen Formschwäche beziehungsweise aus Verletzungsgründen nicht bei den Siegen im Viertelfinale in der Slowakei und im Halbfinale in Australien (beide 3:1) dabei.
Das Quartett mit Kerber, Petkovic, Julia Görges (Bad Oldesloe) und Doppelspezialistin Anna-Lena Grönefeld (Nordhorn) hatte im Februar erst Bratislava und dann im April Brisbane gerockt. Die Rückreise aus Down Under absolvierten die Rittner-Schützlinge in Schlafanzügen.
Kiefer: Lisicki passt nicht rein
Längst ist aus dem Quartett von Einzelsportlern eine verschworene Gemeinschaft geworden, die den Teamgeist in den Fed-Cup-Wochen lebt.
Jede hat ihre Rolle gefunden, akzeptiert den Status der anderen. "Sabine Lisicki passt da einfach nicht rein", behauptete jüngst der ehemalige Profi Nicolas Kiefer bei "ran.de".
Die ehemalige Wimbledon-Finalistin Lisicki polarisiert durch ihre extrovertierte Art.
Die 25-Jährige, von Rittner einst liebevoll als "Rampensau" bezeichnet, steht gerne im Mittelpunkt und macht ihr Ding.
Eigenschaften, durch die eine der großen Stärken der deutschen Mannschaft komplett ausgehebelt werden könnte.
Tschechinnen mit Respekt
Für Hongkong-Gewinnerin Lisicki spricht indes, dass sie aus spielerischer Sicht sicher der ideale "Backup" ist, sollten Kerber oder die zuletzt angeschlagene Petkovic in Prag schwächeln. Außerdem könnte sie im Doppel eingesetzt werden.
Die Gastgeberinnen um Wimbledonsiegerin Petra Kvitova ("Wir wissen, was Sabine kann") haben jedenfalls großen Respekt vor Aufschlag-Weltrekordlerin Lisicki.
Die ehemalige Bollettieri-Schülerin hatte Ende September in Wuhan zudem die tschechische Nummer zwei Lucie Safarova (WTA: 16.) besiegt.
Hintertürchen für Lisicki
Rittner steht noch ein Hintertürchen offen: Die Wahl-Kölnerin muss am Mittwoch zwar pro forma vier Spielerinnen nominieren.
Sie kann aber bis eine Stunde vor der offiziellen Auslosung am 7. November (12.00) im Altstädter Rathaus theoretisch noch bis zu zwei Akteurinnen austauschen.
Nahezu sicher scheint, dass Lisicki in Prag dabei ist.
Empfang am Rothenbaum winkt
Am kommenden Sonntag trifft sich das Team zunächst in Frankfurt am Main, um ein Fotoshooting mit einem Hauptsponsor zu absolvieren.
Am Nachmittag geht es dann per Flieger in die tschechische Hauptstadt.
Am Montag steht das erste Training in der 10.850 Zuschauer fassenden Arena an, die an den Spieltagen wohl ausverkauft sein wird.
Die Planungen im Fall des dritten Titelcoups des deutschen Fed-Cup-Teams nach 1987 und 1992 sind bereits fortgeschritten.
Sollten Kerber, Petkovic und Co. in Prag gewinnen, würde am Tag darauf (10. November) ein Empfang in der DTB-Zentrale am Hamburger Rothenbaum stattfinden.