4.045 Punkte - danach kommt lange nichts. Roger Federer führt nach seiner triumphalen Rückkehr auf die ATP-Tour die Jahreswertung, das so genannte "Race to London", mit großem Vorsprung an.
So wird Federer wieder die Nummer eins
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Auf Platz zwei folgt sein alter und neuer Dauerrivale Rafael Nadal, den der Schweizer in den diesjährigen Endspielen in Melbourne und Miami besiegte, mit rund der Hälfte an Punkten.
Andy Murray (Platz zwölf) findet sich nach den ersten vier Monaten der neuen Saison außerhalb der Top Ten wieder, Novak Djokovic (Platz 22) gehört nicht einmal zu den besten 20 Spielern des Jahres.
Die Machtverhältnisse in der Tenniswelt haben sich in diesem Jahr wieder zu Gunsten der alten Hasen gedreht. In der Jahreswertung schlägt sich das bereits mehr als deutlich nieder. In der Weltrangliste, die die Ergebnisse der letzten zwölf Monate berücksichtigt und als Grundlage für die Setzlisten der ATP-Turniere dient, kleben Murray und Djokovic, die Dominatoren des Vorjahres, allerdings noch an der Spitze. (Aktuelle Weltrangliste)
"Bin weit davon entfernt"
Aber auch das könnte sich, obwohl Federer nach seinem Sieg in Miami eine längere Regenerationspause angekündigt hatte, ändern - wenn der Maestro danach wieder so dominiert, wie er es im ersten Saisondrittel mit dem Triumph bei den Australian Open und beim "Sunshine Double" in Indian Wells und Miami getan hat.
Die Zurückeroberung der Weltranglistenführung hat im Comeback-Plan des 35-Jährigen keine Priorität. Das unterstreicht die Absage der Masters-Turniere in Monte Carlo, Madrid und Rom. Der Schweizer könnte den Tennisthron aber dennoch ganz im Vorübergehen wieder erklimmen.
"Ich werde mich auf die French Open, die Rasen-Saison und die Hartplatzturniere danach konzentrieren. Nur so kann es für mich funktionieren. Und wenn es klappen sollte und ich damit die Nummer eins wäre, wäre das großartig. Aber ich glaube, noch bin ich weit davon entfernt", übte sich Federer nach seinem Sieg in Miami in Zurückhaltung.
Gilbert: Zweikampf mit Nadal
Brad Gilbert, früherer Top-Ten-Spieler und Ex-Coach von Andre Agassi, der mit 33 Jahren die bislang älteste Nummer eins der Tenniswelt war, hält das bei ESPN eher für Understatement: "Momentan hat Roger eine mehr als 50-prozentige Chance, das Jahr als Nummer eins zu beenden. Wenn man bedenkt, wie weit Djokovic und Murray hinterher hinken, wird es auf einen Zweikampf zwischen Roger und Rafa (Nadal, Anm. d. Red.) hinaus laufen."
Federers Vorteil: Er muss bei den kommenden Turnieren kaum Punkte verteidigen - denn nach der verletzungsbedingten Absage der French Open hatte der Schweizer im Vorjahr bereits nach dem Halbfinal-Aus von Wimbledon seine Saison beendet.
Und auch bei den Sandplatz-Masters, die Federer nun verpassen wird, lief es für ihn 2016 eher schlecht als recht, so dass er während seiner Pause kaum Zähler einbüßen wird.
"Für mich hat die zweite Saisonhälfte, vor allem Wimbledon, grundsätzlich eine größere Bedeutung", erklärte Federer zuletzt. Das kann auch als eine Warnung an die Konkurrenz verstanden werden.
Murray und Djokovic schwächeln
Denn sollten sich Djokovic und vor allem der momentane Weltranglistenerste Murray, der im Vorjahr einen sagenhaften Saison-Endspurt hingelegt hatte, nicht aus ihren Tiefs befreien, könnte Federer seinen Rückstand genauso schnell aufholen, wie er sich wieder an der Weltspitze zurück gemeldet hat.
"Wenn er eines der letzten drei Masters des Jahres gewinnt, was durchaus wahrscheinlich ist, könnte es für ihn reichen, die Nummer eins zu werden", prophezeit Gilbert. Aktuell liegt Federer mit nicht einmal halb so vielen Punkten wie Branchenprimus Murray noch auf Platz vier. Insbesondere der Schotte, aber auch Djokovic haben im restlichen Jahresverlauf deutlich mehr Punkte zu verteidigen.
Ins Comeback-Jahr 2017 war der Schweizer auf Position 17 gestartet - und hat die Tenniswelt nur vier Monate später bereits wieder auf den Kopf gestellt. Für einen der Größten der Sportwelt scheint momentan also wieder alles möglich, darunter auch der Sprung zurück an die Weltranglistenspitze - wo er schon 302 Wochen lang und zuletzt vor viereinhalb Jahren thronte.