Nachdem die Zukunft die Vergangenheit besiegt hatte, belohnte sich Australian-Open-Halbfinalistin Madison Keys in der Gegenwart erst einmal mit TimTams. Die Kultbiskuits aus Down Under überdeckten den bitteren Beigeschmack, den das 6:3, 4:6, 6:4 im US-Generationenduell gegen ihr einstiges Vorbild Venus Williams (34) bei der 19-jährigen Amerikanerin zunächst hinterlassen hatte.
Keys verhindert Schwesternduell
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"Es ist ein unglaubliches Gefühl. Aber natürlich wäre der Sieg noch süßer gewesen, wenn die Gegnerin nicht Venus gewesen wäre", sagte Anwaltstochter Keys, die in Melbourne erstmals im Semifinale eines Grand-Slam-Turniers steht. Dort trifft die Weltranglisten-35. aus Florida am Donnerstagnachmittag Ortszeit auf die topgesetzte Serena Williams (33), die sich gegen die letztjährige Finalistin Dominika Cibulkova (Slowakei) mit 6:2, 6:2 durchsetzte.
Der Siegeszug der ungesetzten Keys indes sorgte für Aufatmen in den USA. Die große Tennisnation scheint immer besser gerüstet für die Zeit nach der Williams-Ära. "Die jungen Spielerinnen beweisen, dass sie großes Potenzial haben. Das ist schön zu sehen", meinte Serena Williams zufrieden.
Erstmals seit zwölf Jahren standen bei den Australian Open wieder drei Amerikanerinnen im Viertelfinale von Melbourne - in der dritten Runde waren es immerhin noch sieben. "Ich bin zuversichtlich, was die Zukunft angeht", bestätigte auch Ikone Chris Evert.
Die US-Männer enttäuschen erneut
Die Männer aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten geben als Erben von Pete Sampras, Andre Agassi, John McEnroe und Co. dagegen weiter ein jämmerliches Bild ab. Zum 13. Mal in Folge erreichte bei einem Major kein Amerikaner das Viertelfinale.
Grund genug, auf junge Hoffnungsträgerinnen wie Sloane Stephens (21/WTA-Nr. 32), Lauren Davis (21/53), Christina McHale (22/54), Madison Brengle (24/64), Taylor Townsend (18/99) und eben Keys zu setzen.
Bei dem in der Weltrangliste am besten platzierten Teenager zahlt sich besonders die Zusammenarbeit mit der früheren Nummer eins und dreimaligen Grand-Slam-Siegerin Lindsay Davenport (38) aus. "Sie gibt mir wichtige Tipps. Die Saisonvorbereitung mit ihr trägt Früchte", berichtete Keys, die einst Venus Williams nacheiferte.
Als Keys vier Jahre alt war, sah sie die ältere der beiden erfolgreichen Schwestern im TV. Mit dem Wimbledon-Outfit von Williams und einem Raquetball-Schläger ausgestattet, machte die kleine "Maddy", Tochter eines Schwarzen und einer Weißen, die ersten Trockenübungen. "Damals habe ich Venus toll gefunden. Aber ich konnte noch nicht ahnen, wie großartig sie wirklich ist", sagte Keys.
In Wimbledon gab Keys noch auf
Und sie konnte vor allen Dingen nicht ahnen, dass sie ihr einstiges Idol 15 Jahre später im Viertelfinale eines Grand Slams besiegen würde. Mit zehn Jahren trainierte Keys bereits in der Evert Academy in Florida. Gegen Venus Williams ließ sie sich auch von einer Adduktorenverletzung nicht stoppen. Dieselbe Blessur hatte Keys in der dritten Runde von Wimbledon 2014 zur Aufgabe gezwungen.
Am Mittwoch aber wollte sich der Teenie die Laune von nichts verderben lassen. Bescheiden blieb Keys trotzdem: Eine Handtasche wollte sie sich vom bislang höchsten Preisgeld ihrer Karriere kaufen. Zur Info: Bereits durch den Halbfinal-Einzug hatte der Paris-Fan ein Preisgeld von umgerechnet rund 458.000 Euro sicher.