Auf den Ruf von New York als glamouröse Mode-Metropole kann und will Torben Beltz in diesen Tagen einfach keine Rücksicht nehmen. Tennistrainer sind meist so abergläubisch wie ihre Schützlinge, deshalb ist bei Beltz auch im Big Apple Wildwuchs im Gesicht angesagt.
Kerbers Geheimnis: Wetten und ein langer Bart
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Und schuld daran ist genau genommen Angelique Kerber. Weil die Kielerin bei den US Open im Finale steht, sprießen seit knapp zwei Wochen munter die Gesichtshaare ihres Trainers.
"Er rasiert sich nicht, solange ich gewinne. Aber bald kommt der Bart ja auf jeden Fall wieder ab, wenn das Turnier zu Ende ist", sagte Kerber mit Blick auf das Finale am Samstag gegen die Tschechin Karolina Pliskova (22 Uhr im LIVETICKER).
Bei den Australian Open im Januar hatte der Schachzug Erfolg. Beltz ließ in Melbourne den Rasierer stecken - und "Angie" gewann Down Under ihren ersten Grand-Slam-Titel.
Die Bart-Strategie ist nur eines von etlichen Ritualen, die das Team Kerber/Beltz so stark macht. Die Weltranglistenzweite jedenfalls weiß, was sie an dem hochaufgeschlossenen Norddeutschen hat: "Torben weiß genau, wie ich ticke. Wir kennen uns schon so lange, er kann auch mit meinen Emotionen umgehen."
Sie verstehen sich blind
Wohlwissend, dass sie manchmal ein ganz schöner Dickschädel sein kann: "Ich bin nicht immer einfach. Wenn ich mir etwas in den Kopf setze, will ich es auch so durchziehen."
Frohnatur Beltz, der gleichzeitig als Hittingpartner fungiert, kann gut damit leben. Mit seiner lockeren und ausgleichenden Art hält er seine Chefin auch in schwierigen Momenten meist bei Laune. "Angie ist ein guter und angenehmer Typ. Sie will hart arbeiten, es passt gut", so Beltz.
Außerhalb des Courts spielt er mit Kerber gerne Backgammon oder geht mit ihr auch mal ins Kino. Legendär sind die Wetten des Duos um Fallschirmsprünge, Achterbahnfahrten und Tanzkurse. Die beiden verstehen sich blind, das ist deutlich spürbar.
Bereits als Juniorin hatte der ehemalige Verbandstrainer aus Schleswig-Holstein Kerber auf der Profitour begleitet. "Sie war ein Ausnahmetalent, ich war schon damals beeindruckt von ihrem Spiel", erzählt Beltz.
Kerber setzt auf Bewährtes
Beltz führte Kerber in die Weltspitze. Trotzdem kam es 2014 dann zur zwischenzeitlichen Trennung. "Wir wollten beide mal etwas anderes ausprobieren", sagt Beltz. Kerber reiste fortan mit ihrem neuen Trainer Benjamin Ebrahimzadeh um die Welt, einem Motivationskünstler mit recht deutlicher Ansprache, der so ganz anders zu Werke ging als Beltz.
Nach ihrer Niederlagenserie im Frühjahr 2015 trennte sich Kerber dann von Ebrahimzadeh und kehrte zu Beltz zurück. "Damals habe ich Torben angerufen und gesagt: Du musst mir helfen." Und Torben half. "Er ist der positivste Mensch, den ich kenne", sagt sie.
Nun kommt der Erfolg
Vor dieser Saison hatten sie sich zusammengesetzt und die Ziele festgelegt. Es sollte 2016 bei den großen Turnieren endlich "krachen", wie es Kerber formulierte.
In Melbourne hat es gewaltig gekracht, danach auch in Wimbledon, wo sie im Finale gegen Serena Williams unterlag, aber wieder Anerkennung und Sympathien gewann.
Das spürt auch Beltz, dessen Wangen immer seltener glatt wie ein Babypopo sind.