Angelique Kerber - Deutschlands Tennis-Queen
© SPORT1-Grafik: Paul Hänel/Getty Images
Geboren: 18. Januar 1988 in Bremen
Turniersiege: 12
Grand-Slam-Titel: 3
Mit ihrem Triumph in Wimbledon katapultiert sich Angelique Kerber 2018 endgültig in den Tennis-Olymp und gewinnt nach den Australian Open und den US Open 2016 ihren dritten Grand-Slam-Titel.
Doch bis in die absolute Weltspitze war es ein weiter Weg. SPORT1 zeigt diesen Weg auf:
Als Angelique drei Jahre alt ist, zieht Familie Kerber nach Kiel. Dort wird der Grundstein für ihre Tennis-Karriere gelegt. Die Familie wohnt über einer Tennishalle, in der die aus Polen stammenden Eltern arbeiten. Unter der Obhut ihres Vaters Slawek steht sie fast täglich auf dem Platz.
Nach dem Realschulabschluss entscheidet sie sich 2003 dafür, Tennis-Profi zu werden. Bis 2011 verläuft ihre Karriere eher schleppend, ganz große Erfolge bleiben in jungen Jahren aus.
2007 gehört sie erstmals zu den besten 100 Spielerinnen der Welt. In diesem Jahr steht sie bei den French Open auch zum ersten Mal im Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers. Von 2004 bis 2009 gewinnt sie elf Turniere auf der zweitklassigen ITF-Tour.
2011: Halbfinale bei den US Open
Kerber besitzt lange nicht die Spielanlagen, um ihre Sportart zu dominieren. 2011 denkt sie sogar an einen Rücktritt, doch dann gelingt ihr der Durchbruch: Bei den US Open zieht sie als ungesetzte Spielerin ins Halbfinale ein.
In den darauffolgenden Jahren kämpft sich Kerber in der Weltrangliste immer weiter nach vorne. Im Mai 2012 stößt sie erstmals in die Top Ten vor. Ihren ersten WTA-Titel heimst die Blondine im Februar desselben Jahres in Paris ein. Größere Erfolge als das Wimbledon-Halbfinale 2013 bleiben aber bis Ende 2015 aus.
2016: Kerber triumphiert in Melbourne
2016 ändert sich dann alles: Kerber spielt ein absolutes Traumjahr. Das Tennis-Märchen der damals 28-Jährigen beginnt mit ihrem sensationellen Triumph bei den Australian Open. Im Finale von Melbourne schlägt die Linkshänderin Serena Williams in drei Sätzen.
Zwar verliert Kerber in Rom und Madrid jeweils ihre Auftaktpartie, ebenso bei den French Open, doch schon Wimbledon wird wieder zum Erfolg. Nach einem großartigen Turnier kann sie die Finalpleite gegen Williams gut verkraften. Es folgt wenige Wochen später die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro.
Am 12. September übernimmt Kerber als erste Deutsche nach ihrem großen Idol Steffi Graf die Führung in der Weltrangliste.
Zweiter Grand-Slam-Titel: Sieg bei den US Open
Sie krönt ihr beinahe perfektes Jahr mit dem Triumph bei den US Open. Die gebürtige Bremerin schlägt Karolina Pliskova im Finale mit 6:3, 4:6, 6:4.
Der Mann, der Kerber in diese Sphären geführt hat, ist Torben Beltz. Der Deutsche trainiert Angie bis 2013. Nach einem kurzen "Intermezzo" mit Carina Witthöft kehrt Beltz 2015 an die Seite von Kerber zurück.
Doch mit dem Beginn des Jahres 2017 ist die Herrlichkeit vorbei. Als Titelverteidigerin scheitert Kerber bei den Australian Open im Achtelfinale an Coco Vandeweghe. Sie erreicht in der gesamten Saison nur ein Finale, der Sturz von Weltranglistenposition eins erfolgt kurz nach Melbourne. Zwar kehrt sie wegen Williams' Babypause zwischenzeitlich auf den Platz an der Sonne zurück, doch nach Wimbledon nimmt ihr Karolina Pliskova diesen ab.
2017: Absturz in der Weltrangliste
Im All England Champions Club ist im Achtelfinale Endstation. Bei den French Open zuvor bereits in der Auftaktrunde - genauso wie bei den US Open 2017. Die Japanerin Naomi Osaka ist Nutznießerin der katastrophalen Verfassung Kerbers. Die Deutsche beendet ihr Horrorjahr als 21. der Weltrangliste.
Daraufhin zieht sie die Konsequenzen. Sie trennt sich von ihrem jahrelangen Trainer Beltz. Danach "hat eine andere Stimme zu mir gesprochen, das tat mal gut nach der langen Zusammenarbeit mit Torben Beltz", begründet Kerber ihre Entscheidung.
Beltz' Job übernimmt Wim Fissette. Der Belgier coachte vor Kerber Kim Clijsters, Sabine Lisicki, Simona Halep, Viktoria Asarenka, Sara Errani und Johanna Konta. Mit ihm geht es für Kerber sofort wieder bergauf.
2018: Rückkehr in die Weltspitze
Zu Beginn des Jahres 2018 erreicht Kerber an der Seite von Alexander Zverev das Finale des Hopman Cups. Zwar unterliegt das Duo der Schweiz im Endspiel, Kerber jedoch verliert kein einziges Einzel.
Die Kielerin setzt ihre Siegesserie auch beim WTA-Turnier in Sydney fort. Dort ringt sie im Finale Ashleigh Barty nieder und beendet damit eine lange Durststrecke: Es ist Kerbers erster Titel seit den US Open 2016.
Ihr Aufwärtstrend hält an. Kerber stößt beim ersten Grand Slam der Saison in Australien bis ins Halbfinale vor. Dort ist gegen Simona Halep Endstation. Die 30-Jährige findet nach und nach zu ihrem Erfolgsrezept von 2016 wieder: Fehler vermeiden, kämpfen bis zur letzten Sekunde, keinen Ball verloren geben. Resultat sind zahlreiche Viertelfinalteilnahmen - die Konstanz ist zurück.
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Bei Kerbers Heim-Turnier in Stuttgart dann allerdings der Rückschlag: Eine Oberschenkelverletzung zwingt sie zur Aufgabe. Doch das bringt Kerber insgesamt nicht aus dem Konzept.
Bei den French Open in Paris erspielt sie das beste Ergebnis ihrer Karriere: Erst im Viertelfinale scheitert Kerber an der späteren Turniersiegerin Halep in einem engen Dreisatz-Match. Bis auf Platz 9 der Weltrangliste geht es wieder vor.
Die Rasensaison beginnt ernüchternd. Auf Mallorca kassiert sie gegen die Qualifikantin Alison Riske eine Auftaktpleite. Dass sie dennoch auf dem richtigen Weg ist, beweist Kerber mit dem Halbfinaleinzug in Eastbourne. Caroline Wozniacki ist dann aber stärker.
Kerber gewinnt Wimbledon
Dass Kerber wieder ganz die "Alte" von 2016 ist, unterstreicht sie dann endgültig auf dem "heiligen Rasen" von Wimbledon. Bis zum Finale verliert sie nur einen Satz gegen die 18-jährige Claire Liu. Ihr Spiel ist stabil, sogar in manchen Bereichen noch ein bisschen besser als vor zwei Jahren. Vor allem beim Aufschlag hat sie zugelegt.
Auch mental hat sie noch einen Schritt nach vorne gemacht. "Angie ist konstant und cool", sagt Barbara Rittner, Head of Women's Tennis beim DTB, zu SPORT1.
Und so reicht es tatsächlich zum ganz großen Wurf. Kerber feiert in Wimbledon einen historischen Triumph. Als erste Deutsche seit Steffi Graf 1996 siegt sie beim prestigeträchtigsten Tennisturnier der Welt.
Nach einer längeren Pause startet Kerber beim Rogers Cup in Toronto in die Hartplatzsaison und scheidet prompt in der zweiten Runde aus. Beim Turnier in Cincinnati ist bereits im Achtelfinale Endstation.
Auch beim letzten Grand Slam des Jahres - den US Open - muss sie bereits früh die Segel streichen. Doch trotz der Drittrundenniederlage gegen Dominika Cibulkova verbessert sie sich in der Weltrangliste auf Position drei.
Schüttler löst Fisette als Trainer ab
Vor den WTA Championships - bei denen sie bereits in der Vorrunde scheitert - gibt Kerber überraschend die Trennung von Trainer Fissette bekannt. Nachfolger wird der frühere Australian-Open-Finalist Rainer Schüttler.
Mitte Dezember wird Kerber in Baden-Baden zum zweiten Mal nach 2016 zu Deutschlands Sportlerin des Jahres gewählt.
2019: Bittere Grand-Slam-Pleiten
Voll motiviert geht Kerber in das Tennisjahr 2019. Gemeinsam mit Alexander Zverev steht sie erneut im Finale des Hopman Cups - es kommt zur Neuauflage des Vorjahresendspiels gegen die Schweiz. Wieder zieht Team Deutschland den Kürzeren.
Als Mitfavoritin reist sie zu den Australian Open, wo sie sich im Achtelfinale überraschend deutlich der US-Amerikanerin Danielle Collins geschlagen geben muss. Zwar zeigt sie in den nachfolgenden Turnieren mit unter anderem zwei Halbfinalteilnahmen in Doha und Monterrey sowie dem Finaleinzug in Indian Wells starke Leistungen, zum ersten Turniersieg in 2019 reicht es aber nicht.
Auch bei den Grand Slams läuft es nicht wirklich rosig: Bei den Frech Open ist in Runde eins Schluss, in Wimbledon muss Kerber in der zweiten Runde die Segel streichen. Infolgedessen trennt sie sich von Trainer Rainer Schüttler. Kurzfristig kommen Gerüchte auf, dass Boris Becker den Posten übernehmen soll, die wiegelt Kerber aber direkt ab.
Auch bei den US-Open setzt sich Kerbers Krise fort: Das Turnier dauert nur 2:23 Stunden für die Deutsche - in Runde eins ist gegen Kristina Mladenovic Endstation. Rund zwei Wochen später wird bekannt, dass sie nach mehreren Monaten ohne Coach Dirk Dier als Trainer engagiert.