Als die Minnesota Twins kurz vor Spielende mit 7:1 gegen die Detroit Tigers in Führung liegen, ist die Begegnung quasi entschieden. Für Max Kepler steht der große Moment aber erst noch bevor.
"Dann würde ich sofort ohnmächtig"
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Während Teamkollege Miguel Sano ans Schlagmal tritt, beordert Trainer Paul Molitor seinen Schützling zum Aufwärmen. Sollte Sano den Ball ins Spiel bringen, wäre Kepler als Nächster an der Reihe. Und tatsächlich, Sano trifft und sprintet los.
Um 21.51 Uhr deutscher Zeit ist es schließlich so weit. Das Baseball-Ausnahmetalent beschreitet das Feld und wird somit offiziell zum zweiten Deutschen in der beinahe 140-jährigen Geschichte der Major League.
Kepler endlich am Ziel
"Mein Herz hat ganz schön geklopft, und ich hatte einen ordentlichen Adrenalin-Schub", beschreibt Kepler bei SPORT1 die Sekunden vor seinem ersten Einsatz in der nordamerikanischen Profiliga. (Inside US Sports jetzt immer mittwochs, 23.30 Uhr im TV auf SPORT1)
Knapp eine Woche weilte der 22-Jährige bereits beim MLB-Team der Twins. Auf seine Chance wartete der gebürtige Berliner bis zu diesem Zeitpunkt aber vergebens.
"Es ist nicht einfach, so lange auf der Bank zu schmoren", gesteht Kepler, "aber es macht trotzdem Spaß. Ich bin einfach froh, dass ich überhaupt dabei sein darf."
Meisterschaft mit Chattanooga
Für den einstigen Rekordmann ist es der vorläufige Höhepunkt eines steilen Aufstiegs.
Beim Farmteam der Chattanooga Lookouts schaffte der frühere Regensburger Bundesliga-Spieler in diesem Jahr den Durchbruch. Der Linkshänder führte sein Team zur Meisterschaft und wurde mit Auszeichnungen überhäuft.
Die Beförderung in die MLB war letztlich nur die logische Konsequenz. Wenngleich Kepler gar nicht mehr damit gerechnet hätte.
"Ich war schon fast wieder draußen"
"Ich war ein bisschen überrascht. Als es am 1. September nicht geklappt hat, hatte ich es für dieses Jahr abgeschrieben", gesteht der Jungstar.
Umso größer war die Freude über den Karrieresprung.
"Direkt nach der Meisterschaft ging ich ins Büro von unserem Trainer Doug Mientkiewicz. Ich war fast schon wieder draußen, als er meinte, die Twins wollen mich sofort", beschreibt Kepler.
"Ich habe mich natürlich riesig gefreut und hatte Tränen in den Augen", beschreibt der Outfielder, für den die Twins 2009 das damalige europäische Rekordhandgeld von 800.000 Dollar auf den Tisch legten. "Es war noch ein richtig geiler Abend."
Strikeout nach fünf Würfen
Dass er nun tatsächlich in der Major League angekommen ist, hat der Sohn eines professionellen Balletttänzer-Paares noch nicht komplett realisiert. "Wenn ich daran denken würde, dass ich jetzt in der MLB bin, würde ich wahrscheinlich sofort ohnmächtig", sagt Kepler.
Sein erster Einsatz in Minneapolis verlief noch nicht ganz nach den Vorstellungen. Nach fünf Würfen musste Kepler ein Strikeout quittieren.
Keplers Zielsetzung für die verbliebenen Spiele ist daher zurückhaltend: "Ein Hit wäre noch schön, aber das wird schwer."
Die Twins stecken mitten im Kampf um einen Platz in den Playoffs, "da ist es nicht einfach für jemanden, der gerade erst zum Team kam". Spätestens in 2016 will Kepler aber voll angreifen. "Ich hoffe, dann von Anfang dabei zu sein."