"Er ist weich. Er kann sich nicht durchsetzen. Er ist im entscheidenden Moment nicht zur Stelle."
Curry: So soft wie Nowitzki
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Vor "Softie"-Vorwürfen dieser Art ist kein NBA-Profi sicher. Dunkelhäutige, schwere, athletische Spieler erwischt es bei der Kritik, die meist von frustrierten Gegnern oder NBA-Legenden geäußert wird, dabei seltener als weiße, schmächtige Spieler.
Dirk Nowitzki konnte jahrelang ein Lied davon singen. Trotz zahlreicher Playoff-Glanzleistungen musste er sich die (unberechtigte) Kritik gefallen lassen.
Erst 2011 hatte der deutsche Superstar wohl alle Nörgler überzeugt. Mit überragenden Leistungen führte er die Mavericks zum Titel und ließ sich dabei auch von Fieber nicht stoppen - wie einst Michael Jordan, dessen legendäres "Flu-Game" sich am Sonntag zum 19. Mal jährte.
Nowitzki als Vorbild
Ein Spieler, dem das Label "soft" ebenfalls über mehrere Jahre anhaftete, ist nur noch einen Sieg vom zweiten NBA-Titel in Folge entfernt: Stephen Curry von den Golden State Warriors (Spiel 5 ab 3 Uhr LIVE im TV auf SPORT1 US).
Seit der High School sei er als soft gekennzeichnet worden, als er in die NBA kam, wurde er teilweise als zu klein, zu leicht befunden; ohne echte Position. Als sich 2012 die Warriors-Verantwortlichen bei der Trennung ihres damaligen Backcourts für Curry und gegen Monta Ellis entschieden, gab es Buhrufe.
Deshalb nahm Curry sich einst Nowitzki zum Vorbild: "Er hat es durchgemacht. Jeder sagte, er sei soft, und schlussendlich gewann er die Meisterschaft - und es verschwand."
Kritik reißt nicht ab
Den (ersten) Titel gewann Curry im Vorjahr. Von seiner Toughness konnte er dennoch nicht alle seine Kritiker überzeugen, der Finals-MVP-Titel ging zudem an Teamkollege Andre Iguodala.
Mit brillianten Leistungen ergatterte der 28-Jährige in diesem Jahr die Auszeichnung zum wertvollsten Spieler der regulären Saison - mit jeder möglichen Erststimme. Das Ende aller Kritik? Mitnichten.
Sein einstimmiger MVP-Titel sei Produkt einer "verwässterten", schwachen Liga, meinte beispielsweise der ehemalige NBA-Topscorer Tracy McGrady.
Curry kontert Kerrs Kritik
In den Playoffs wollte und musste Curry seine Zähigkeit und Härte erneut unter Beweis stellen. Curry verletzte sich in der Zweitrundenserie gegen Portland. Kurzzeitig wurde sein Playoff-Aus befürchtet, doch Curry kehrte zurück und ließ sich in den entscheidenden Spielen gegen Portland und OKC wenig anmerken. Im Gegenteil: Als es drauf ankam, war Curry zur Stelle.
Seine Leistungen im Finale gegen Cleveland waren aber zunächst erneut Wasser auf den Mühlen der Kritiker. Die Warriors hatten in Spiel 3 eine Klatsche kassiert, Curry war erneut hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Selbst Trainer Steve Kerr bezeichnete Curry und seine Mitspieler als "soft".
Curry nahm die Schuld auf sich und ließ eine MVP-würdige Performance folgen - inklusive Wortgefecht mit LeBron James. Um sich die MVP-Trophäe auch in den Finals zu krallen und aller (vernünftigen) Kritiker zu entledigen, ist aber ein weiteres starkes Spiel von Nöten.
Vielleicht läuft es ähnlich wie bei Nowitzki, der im entscheidenden Finalspiel 2011 vor der Halbzeit nur einen Wurf traf, nach dem Seitenwechsel aber aufdrehte und insgesamt 27 Punkte erzielte - und anschließend Meister- und Finals-MVP-Trophäe erhielt.