Die gute Laune ist LeBron James vor dem dritten Final-Duell mit den Golden State Warriors (ab 3 Uhr LIVE im TV auf SPORT1 US) vergangen.
LeBron stößt an seine Grenzen
© SPORT1-Grafik: Marc Tirl/Getty Images/iStock
Dabei liegen seine Party-Momente aus den Playoffs, als er nach Buzzer-Beatern gegen Indiana oder Toronto auf den Zeitnehmertisch sprang und wie eine Statue das Bad in der Menge genoss, erst wenige Wochen zurück.
Doch die Warriors rauben dem "King" den letzten Nerv. Zum dritten Mal in Folge sind die Kalifornier nun in den NBA-Finals mit 2:0 gegen James und die Cavaliers in Führung gegangen.
Während Spiel 1 noch denkbar dramatisch und vor allem dank eines kapitalen Aussetzers von J.R. Smith an die Warriors ging, sah Cleveland im zweiten Aufeinandertreffen wenig Land.
Auch im zweiten Finale ließ dem 33-Jährigen sein Herz auf dem Court, war an so gut wieder jeder Angriffsaktion der Cavaliers beteiligt und schrammte am Ende mit 29 Punkten, 13 Assists und neun Rebounds nur knapp an seinem zehnten Triple-Double in einem NBA-Finale vorbei.
Doch LeBrons One-Man-Show reicht gegen das Warriors-Kollektiv um Steph Curry, Kevin Durant und Klay Thompson nicht aus - noch dazu, wenn seine Mitspieler, und sogar sein eigener Coach, nicht recht bei der Sache scheinen.
Cavs-Coach mit taktischen Fehlern
Smiths Blackout in den Schlusssekunden des Auftaktspiels, als der Shooting Guard beim Stand von 107:107 statt zum Korb zu ziehen in Richtung Mittellinie dribbelte, ist schon jetzt legendär - und ließ nicht nur James fassungslos zurück. Zuvor hatte George Hill die mögliche Entscheidung für den Außenseiter von der Freiwurflinie verpasst.
Aber auch Cavs-Coach Tyronn Lue macht in den Finals nicht den besten Eindruck. Der 41-Jährige hat ohnehin nicht den Ruf als größter Taktiker. Immer wieder verwundert er zumindest mit seiner Rotation. Und als Smith in besagter Szene in sein Verderben dribbelte, entging dem Head-Coach offenbar, dass ihm noch eine Auszeit zugestanden hätte und er den Schnitzer seines Spielers so ganz leicht selbst unterbinden hätte können.
Auch die Schiedsrichter erleichtern LeBron das Leben nicht unbedingt. Nach den ersten beiden Spielen gaben die Referees zu, falsche Entscheidungen gegen LeBron und die Cavs gefällt zu haben.
In vier aufeinander folgenden Finalserien gegen die Warriors lagen die Cavaliers jedes Mal zurück, nur 2016 gelang ihnen das frenetisch umjubelte Comeback. Die Argumente dafür, dass dem Team aus Ohio dieses Kunststück auch zwei Jahre später noch einmal gelingen sollte, dürften auch den härtesten Cavs-Fans allmählich ausgehen.
Mentale Müdigkeit
Denn auch wenn LeBron es niemals zugeben würde: 102 Saisonspiele gehen auch an "King James" nicht spurlos vorbei. In den beiden Final-Matches spielte der 33-Jährige so gut wie durch. Die Bilder, wie er nach den Spielen mit dicken Eisbeuteln auf den Knien und den Füßen in Eiswasser in der Kabine sitzt, sind mittlerweile Standard. "Ich habe mich nur einmal müde gefühlt", betonte James jedoch.
Doch selbst wenn James körperlich in der Lage sein sollte, auch in seiner 15. Saison noch ohne Verschnaufpause ans Limit zu gehen, merkt man dem Cavs-Leader den Kraftschwund doch zumindest mental an. Er ist Clevelands Hirn und Muskelberg in Personalunion. Das hinterlässt Spuren.
Nach Spiel 1 gab der viermalige MVP zu, dass ihn die Niederlage so sehr mitgenommen habe wie kaum ein anderes Spiel in seiner Karriere: "Es ist wegen allem, was in diesem Spiel los war, eine der härtesten Niederlagen meiner Laufbahn."
So wird der Superstar allmählich zur tragischen Figur der Finals. James versucht, die Warriors mit erbittertem Kampf doch noch in die Knie zu zwingen. Es läuft darauf hinaus, ein vergeblicher Kampf zu werden.
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