Eine NBA-Franchise, die drei Erstrunden- sowie das das Tauschrecht zweier weiterer für einen Spieler abgibt, geht ein großes Risiko für ihre Zukunft ein.
Bucks-Trades stürzen Mavs in Misere
Die Milwaukee Bucks haben nun genau dies getan, um sicherzustellen, dass ihr größter Star Giannis Antetokounmpo nicht in Kürze das Weite sucht.
Des einen Freud ist bekanntlich aber meist des anderen Leid. Denn so gut der Abend auch für die Bucks lief, so niedergeschlagen dürften die Fans der Dallas Mavericks das Geschehen verfolgt haben.
Für die Franchise um Superstar Luka Doncic gab es an diesem Abend gleich vier schlechte Nachrichten.
Milwaukee holt Holiday von Pelicans
Doch zunächst zu den Bucks. Diese schicken laut den NBA-Insidern Shams Charania von The Athletic und Adrian Wojnarowski von ESPN neben ihren fünf Picks auch noch die Point Guards Eric Bledsoe und George Hill zu den New Orleans Pelicans.
Als Gegenleistung erhalten sie von den Pelicans Jrue Holiday. Dieser bringt neben Spielmacher-Qualitäten auch hohe Defensiv-Fähigkeiten mit und ist in diesen beiden Punkten daher keine Schwächung zu Bledsoe, der dort ebenfalls seine Stärken hatte.
Offensiv ist Holiday zudem ein klares Upgrade gegenüber Bledsoe, der sich in zwei Playoffs in Folge weitgehend hinter Antetokounmpo sowie Khris Middleton versteckte und in den wichtigsten Spielen oft wenig bis gar keine Akzente setzen konnte.
Bledsoe taucht in den Playoffs unter
Dabei hatten die Bucks noch vor der vergangenen Saison den Vertrag des 30-jährigen Bledsoe vorzeitig um vier weitere Jahre verlängert. Stattdessen ließ man den deutlich treffsicheren Malcolm Brogdon zu den Indiana Pacers ziehen, der dort eine gute Saison spielte.
Das schien sich zunächst auszuzahlen: Die Bucks dominierten die Regular Season und Bledsoe zeigte überzeugende Leistungen. In den Playoffs gab es unter Head Coach Mike Budenholzer dann allerdings wieder den gleichen ausrechenbaren Basketball zu sehen.
Folgerichtig folgte das Aus in den Conference Semifinals gegen die Miami Heat. Nur mit viel Glück und einem Sieg nach Overtime in Spiel 4 konnte dabei die ultimative Demütigung, einen Sweep als topgesetztes Team zu kassieren, verhindert werden.
Für den NBA-Champion von 1971 das Worst-Case-Szenario, wenn man zeitgleich darum kämpft, dass Superstar Antetokounmpo verlängert und nicht womöglich sogar vorzeitig einen Trade fordert, wie es aktuell wohl bei James Harden und Russell Westbrook in Houston der Fall ist.
Bucks tun alles für Giannis Antetokounmpo
Die Sorge vor einen Abgang des aktuellen MVP und DPOY (Defensive Player Of The Year) erklärt auch, weshalb die Bucks für Holiday All-In gehen. Schließlich ist der Guard kein Superstar wie Anthony Davis, für den die Los Angeles Lakers vergleichsweise viele Picks hergegeben hatten.
Bei allen Qualitäten, die Holiday mitbringt, hat er oft mit Verletzungsproblemen zu kämpfen und war auch erst einmal All-Star, was bereits sieben Jahre zurückliegt. Doch für die Bucks macht er als Ergänzung zu Antetokounmpo und Middleton Sinn und zeigt dem Griechen zudem, dass die Franchise gewillt ist, alles zu tun, um mit ihm innerhalb der nächsten Jahre den Titel zu gewinnen.
Als Sahnehäubchen holen sich die Bucks laut Wojnarowski noch Bogdan Bogdanovic und Justin James von den Sacramento Kings und geben dafür Donte DiVincenzo, D.J. Wilson und Ersan Ilyasova ab. Für Milwaukee ist vor allem Bodganovic wichtig, der große Wurf- und Spielmacher-Qualitäten mitbringt.
Die Bucks taten all dies sicher nicht, ohne sich zuvor die Zusicherung von Antetokounmpo einzuholen, dass er dann bleiben wird. Marc Stein von der New York Times berichtet bereits, dass der "Greek Freak" noch vor Saisonstart am 22. Dezember einen Supermax-Vertrag in Milwaukee unterzeichnen werde.
Mavs-Wunschspieler vom Markt
Schlechte Nachrichten für die Mavericks, die zu den Teams zählten, die sich Hoffnung auf eine Verpflichtung von Antetokounmpo gemacht hatten. Mit dem 25-Jährigen, Luka Doncic und Kristaps Porzingis hätten die Mavs eine einzigartige Connection dreier europäischer Superstars im Team gehabt.
Doch daraus wird nun sehr wahrscheinlich nichts, weshalb die Mavs ihre aktuelle Abwarte-Haltung aufgeben können. Denn auch Jrue Holiday, an dem Dallas Interesse gezeigt haben soll, wenngleich die Pelicans ihn wohl nur in de Osten ziehen lassen wollten, ist nun von Markt.
Und als wäre all das nicht schon schlimm genug für die Mavs, ist auch die Verpflichtung von Bogdan Bogdanovic ein schlechtes Zeichen. Zwar wurde das Ex-Team der NBA-Legende Dirk Nowitzki nicht direkt mit ihm in Verbindung gebracht, aber dafür mit dessen Kings-Konkurrenten Buddy Hield.
Der exzellente Dreierschütze hatte in der vergangenen Saison wiederholt seinen Unmut über seine Bankrolle in Sacramento geäußert. Mit dem Abgang von Bodganovic könnte der 27-Jährige nun in die Starting Five rücken.
Kampf um Hield erschwert - Porzingis fehlt
Es ist gut vorstellbar, dass sich Hield weiterhin einen Wechsel wünscht, zumal er laut US-Medienberichten die Mavs favorisieren soll. Doch die Frage wird sein, ob die Kings nach dem Abgang von Bogdanovic bereit sind, auch dessen Ersatz herzugeben. Schließlich wollte die Franchise um die Playoffs kämpfen. Wieder einmal könnten die Mavs im Poker um neue Stars leer ausgehen, wie schon in den Nowitzki-Jahren nach der Meisterschaft 2011.
Dass Donnie Nelson, President of Basketball Operations in Dallas, bei ESPN erklärte, dass Porzingis den Saisonstart verpassen wird, da die Mavs "sicherstellen wollen, dass er bei 100 Prozent ist, bevor wir ihn rausschicken", passte zum gebrauchten Abend der Mavs-Fans.
Mit Pick 18 und 31 werden die Mavericks in dem in diesem Jahr sowieso mäßig besetzten NBA-Draft - und ihren bestenfalls durchschnittlichen Draft-Kompetenzen - kaum jemand abgreifen können, der ihnen auf die Schnelle weiterhilft. Daher müssen die Mavericks zusehen, dass sie nun selbst mit Trades aktiv werden, wenn sie kein böses Erwachen erleben wollen.
Denn auch wenn die Rockets womöglich noch als Konkurrent rausfallen werden, wird der Kampf um die Playoffs mit den zurückkehrenden Superstars Steph Curry und Klay Thompson bei den Golden State Warriors sowie den erstarkten Phoenix Suns nach dem Trade für Chris Paul schwieriger denn je.