Kaum jemand hat im Biathlon mehr erlebt, doch selbst für den Ex-Athleten und langjährigen Disziplintrainer der deutschen Herren-Mannschaft Fritz Fischer war der schwere Sturz von Arnd Peiffer "ein Schock", wie er im Gespräch mit SPORT1 verriet.
Peiffer-Schock "nicht hinnehmbar"
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Inzwischen ist klar, dass Peiffer sich bei seinem Sturz beim Weltcup in Presque Isle/USA eine schwere Gehirnerschütterung und Platzwunden im Gesicht zuzog.
Peiffer war kopfüber gegen einen Baum gekracht, nachdem er bei einer der zahlreichen rasanten Abfahrten weit aus einer Kurve getragen worden war, ins Straucheln geriet und die Balance verlor.
"Man könnte sagen, ich hatte noch Glück im Unglück. Eine Gehirnerschütterung und ein paar Prellungen habe ich davongetragen. Die Untersuchungen im Krankenhaus haben keine Brüche oder Hirnblutungen ergeben", schrieb der 28-Jährige bei Facebook.
Sicherheitsdiskussionen nach Sturz
Trotz des schweren Sturzes glaubt Fischer jedoch nicht, dass sein Ex-Schützling bei Abfahrten ein Trauma entwickelt. "Arnd ist ein sehr bewusster Athlet und Profi genug, um zu wissen, dass so etwas passieren kann. Aber natürlich wird man gewisse Dinge etwas bewusster angehen", sagte Fischer bei SPORT1.
Für Diskussionen sorgten danach auch die bescheidenen Sicherheitsvorkehrungen, die den Aufprall von Peiffer nur leicht abschwächten. Neben einem kleinen blauen Zaun war nur noch eine dünne Matte an dem Baum befestigt.
Die Frage ist, ob die in Europa üblichen Banden nicht besser sind als Zäune, in denen sich der Athlet mit dem Ski verfangen kann, wie es bei Peiffer geschah. Ein Allheilmittel gibt es zwar nicht, doch bestimmte Voraussetzungen müssen für Fischer dennoch erfüllt sein.
"Man kann natürlich nicht die ganze Strecke mit Folie absichern. Aber wenn eine wirkliche schwierige Abfahrt mit einer Kurve ist, muss rundherum natürlich alles abgesichert sein, damit da niemand mit dem Kopf gegen einen Baum fallen kann", sagte Fischer.
Fischer sieht Nachholbedarf
Die Verantwortung dafür tragen aber nicht nur die Streckenbetreiber, sondern auch der Biathlon-Weltverband IBU, der die Strecken abnimmt. Doch die jeweiligen Kampfrichter erledigen ihre Arbeit nicht immer so, wie Fischer es sich wünschen würde.
"Die meisten fahren solche Strecken gar nicht ab. Das muss man aber, um sagen zu können, ob der eine oder andere Baum weg oder ich die Strecke auf der einen oder anderen Seite verändern muss", sagte Fischer.
Sollte den Biathleten dennoch unsichere Stellen auffallen, werde sich diese in Zukunft wohl noch stärker zu Wort melden, glaubt Fischer.
"Nach diesem Vorfall werden sicher manche Athleten sagen: 'Liebe IBU, da und da müsst ihr absichern. Nehmt den Fall Arnd Peiffer her'. Daraus muss man auf alle Fälle lernen, weil gewisse Aktionen kann man einfach nicht so hinnehmen", sagte Fischer.