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Andrea Henkel Burke - Ewige Helden, Profil, Karriere, Titel,

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Andrea Henkel Burke - Ewige Helden, Profil, Karriere, Titel,

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Henkel - Nur in der Loipe laut

Andrea Henkel ist 19 Jahre lang Bestandteil des Biathlon-Weltcups und feiert große Titel und Triumphe. In der Öffentlichkeit steht sie aber oft im Schatten anderer.
BIATHLON: OLYMPIA SALT LAKE 2002, 15km EINZEL/FRAUEN In Salt Lake City kürte sich Andrea Henkel in Einzel und Staffel zur Doppel-Olympiasiegerin
BIATHLON: OLYMPIA SALT LAKE 2002, 15km EINZEL/FRAUEN In Salt Lake City kürte sich Andrea Henkel in Einzel und Staffel zur Doppel-Olympiasiegerin
© Getty Images
SPORT1
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von SPORT1

Andrea Burke (früher Henkel)

Geburtstag: 10.12.1977
Geburtsort: Ilmenau
Sportart: Biathlon
Größte Erfolge: Doppel-Olympiasiegerin 2002 Salt Lake City (Einzel, Staffel), achtmalige Weltmeisterin (Erste Biathletin, die den WM-Titel in allen vier Einzeldisziplinen gewinnen konnte), Gesamtweltcup-Siegerin 2006/07
Offizielles Karriereende: 23.03.2014

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Der letzte Weltcup-Auftritt bei ihrem Heimrennen in Oberhof sollte etwas Besonderes werden. Daher schnappte sich Organisationschef Christopher Gellert das Mikrofon und wollte die Lokalmatadorin würdigen. "Andrea, du hast den Namen Oberhof in die Welt getragen! Deine Erfolge sind grandios!"

Aber diese Art von Lobreden und Rampenlicht waren nie das Ding von Andrea Burke. "Es ist nur mein letztes Jahr. Außerdem bin ich nicht die Einzige, die am Ende der Saison aufhört", wollte sie erst gar kein Wehmut aufkommen lassen und tat damit das, was sie über ihre ganze Karriere hinweg schon getan hatte.

Mit ihrer ruhigen und unaufgeregten Art sorgte sie immer wieder dafür, dass sich der Biathlon-Zirkus auf das Wesentliche besinnt. Nicht die große Show, sondern der Sport an sich sollte im Vordergrund stehen. Vor allem um ihre eigene Person mochte die Thüringerin kein großes Tamtam, was sich bis heute nicht geändert hat. Aber genau für diese Art wird sie von ihren Fans und Teamkolleginnen geschätzt. "Wenn andere eine halbe Stunde schwafeln, dann sagt Andrea es kurz", beschreibt sie ihre langjährige Begleiterin Kathi Willhelm.

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Teamgeist statt Ich-AG

Der dreifache Olympiasieger Michael Greis fasste es noch prägnanter zusammen. "Andrea ist nicht die Rampensau!" Für sie stand eben nie die Einzelperson, sondern immer die Gemeinschaft im Vordergrund. Teamwork stand für sie an oberster Stelle. "Wenn wir mal zum Training oder Weltcup in Oberhof waren, in der Kaserne geschlafen haben und zum Beispiel mal ein Wasserkocher gefehlt hat, hat uns Andrea immer gleich geholfen", so Greis weiter.

Biathlon - Winter Olympics Day 2 Vor allem das Stehendschießen war die große Stärke von Andrea Henkel
Biathlon - Winter Olympics Day 2 Vor allem das Stehendschießen war die große Stärke von Andrea Henkel

Allerdings stand ihr diese Zurückhaltung manchmal vielleicht auch etwas im Weg. Sportlich war die 1,58m kleine Biathletin eine der Größten. In Salt Lake City (2002) krönte sie sich im Einzel und der Staffel zur Doppel-Olympiasiegerin. Sie war die erste Biathletin, die in allen vier Einzeldisziplinen einen Weltmeistertitel erringen konnte. Ein Kunststück, das nach ihr lediglich der Französin Marie Dorin-Habert gelang.

"Sportlich waren es tolle Erlebnisse; vor allem, weil ich als Erste alle WM-Einzeltitel gewinnen konnte. Damals war mir die Bedeutung gar nicht so bewusst, doch im Nachhinein muss ich sagen: Das ist schon etwas Besonderes", so Henkel über diese Leistung.

Sich immer selbst treu bleiben

Doch trotz all dieser Erfolge stand sie immer etwas im Schatten ihrer Teamkolleginen. Egal, ob Kathi Willhelm oder Magdalena Neuner, mit ihrer extrovertierten Art standen immer sie im Fokus der Öffentlichkeit. Ein Zustand, mit dem Henkel zu leben gelernt hatte.

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"Mir war wichtig, authentisch zu sein. Alles andere kommt in der Regel nicht gut an, und ich selbst hätte mich unwohl gefühlt. Es war aber nicht so, dass ich mich bewusst zurückgehalten habe, andere genossen mit ihrer Art eben etwas mehr Aufmerksamkeit. Natürlich hätte ich mir manchmal gewünscht, dass meine Erfolge mehr wahrgenommen worden wären, andererseits war es auch okay, nicht ständig im Fokus zu stehen. Ich wollte in erster Linie gute Wettkämpfe machen und erfolgreich sein", so Henkel im Stern.

1999: Durchbruch in Pokljuka

Und den Erfolg kann man ihr nicht absprechen. Es dauerte zwar etwas, bis sie sich nach ihrem Debüt 1995 in Lillehammer endgültig im Weltcup etablieren konnte. Aber in der Saison 1999/2000 gelang ihr der endgültige Durchbruch. Ironischerweise zählte die vom Langlauf in den Biathlon gewechselte Henkel zu der Zeit in der Loipe noch zu den schwächeren Athletinnen. Aber mit ihrer Stärke am Schießstand zeigte sie ihr Potenzial. Auf der dritten Weltcupstation in Pokljuka gelang ihr dann der lang ersehnte erste Weltcupsieg.

2002: Das Schicksalsjahr von Henkel

2002 wurde dann so etwas wie ihr Schicksalsjahr. Dem grandiosen Erfolg bei Olympia folgte eine schwere Zeit, die ihre Karriere in der Loipe fast beendet hätte. Sie hatte oft mit Krankheiten zu kämpfen, weswegen der sportliche Erfolg ausblieb. Daher scheute sie die Öffentlichkeit noch mehr. "Die Jahre nach Olympia waren die schlimmsten", sagt sie heute im Rückblick auf diese Zeit.

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Aber sie kämpfte sich durch diese Zeit und kam 2005 wie der Phönix aus der Asche zurück. Bei der Weltmeisterschaft in Hochfilzen lief sie im Einzel völlig überraschend zu Gold. Der Wettkampf hätte fast schon ein Sinnbild für ihre Situation sein können. Dichtes Schneetreiben und immer wieder auftretende Winde sorgten für widrigste Umstände. Aber am Ende stand Henkel mit einer perfekten Schießleistung ganz oben auf dem Podest.

2005: Hochfilzen als Wendepunkt

Viele Experten sahen in diesem Erfolg nun den Neustart ihrer Karriere, fast schon eine Art Erweckungserlebnis. Aber genauso, wie sie die schlechten Jahre ihrer Karriere hingenommen hatte, war sie nun auch im Erfolg bescheiden und bodenständig. "2005 war schon wichtig", sagte sie, um gleich anschließend die Euphorie um den Erfolg in Hochfilzen zu bremsen. "Andererseits hatte ich bei der WM 2005 auch mal ein Magazin dabei, das ich versehentlich nicht geladen hatte."

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Doch bei allem Bremsen, für ihre persönliche Entwicklung war diese Zeit immens wichtig. Dort entstand diese leicht selbstironische Art, die Henkel in ihren späteren Jahren auszeichnete. Sie wurde selbstbewusster und auch lässiger im Umgang mit den Medien und der Öffentlichkeit. Zwar stand sie auch weiterhin nur im Schatten ihrer medienwirksameren Teamkolleginnen, aber sie hatte ihren Frieden damit gemacht.

2008: Negativer Höhepunkt und "Wiener Liste"

Was sie den Medien allerdings nicht verziehen hat, sind die Vorkommnisse um die Weltmeisterschaft in Östersund (2008). Bereits beim Weltcup in Antholz waren unbewiesen Anschuldigungen wegen Dopings aufgekommen. Bei der WM wurde dann die sogenannte "Wiener Liste" veröffentlicht. Auf dieser anonymen Liste standen 30 Sportler, die Doping betrieben haben sollen - darunter auch der Name von Andrea Henkel. "Mich hat das völlig umgehauen, dass einige Namen von uns auf dieser Liste standen. Ich habe die halbe Nacht nicht geschlafen."

Aber noch schlimmer als die ungerechtfertigten Dopingvorwürfe war die mediale Hetzjagd. Vor allem die folgenlosen Falschmeldungen der Medien erzürnen sie heute noch. "Noch heute empfinde ich es als eine Frechheit, dass uns damals einige Medien öffentlich an den Pranger stellen konnten, ohne die Sache überprüft zu haben. Als feststand, dass es Blödsinn war, wurden sie weder sanktioniert, noch haben sie sich bei uns entschuldigt. Echt traurig."

2008: Das private Glück

Doch trotz dieser negativen Erfahrung hat Östersund einen besonderen Platz in ihrem Herzen - nicht nur wegen der drei Goldmedaillen, die sie bei der Weltmeisterschaft erringen konnte. Bei der Abschlussfeier hat sie auch ihren heutigen Ehemann Tim Burke kennengelernt. "In Östersund damals hat übrigens alles begonnen. Auf der WM-Abschlussparty haben wir uns zum ersten Mal etwas länger unterhalten. Auch das vergisst man nicht."

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Mit ihm zusammen ist sie nach ihrem Karriereende 2014 in den Nordosten der USA gezogen. Wie man es nicht anders von ihr erwartet hätte, hat sie sich nicht für das vor Energie strotzende New York oder das coole und hippe Kalifornien entschieden, sondern wohnt zurückgezogen im Grünen in Lake Placid - eine der Wintersport-Hochburgen der USA. Dort hat sie sich mit ihrem Mann ein Haus gebaut und arbeitet nun als Personal-Trainer. Hier hat sie auch gelernt, die Werbetrommel in eigener Sache zu rühren. Während sie als Athletin eher eine Verfechterin der leisen Töne war, erwähnt sie nun ihre Olympiatitel wie eine Selbstverständlichkeit.

2014: Burke ist angekommen

"Ein gutes Training muss den Preis rechtfertigen. Meinen Namen kennt in den USA so gut wie keiner, deshalb nutze ich die Olympiatitel für Werbung. Ich denke schon, dass meine Sport-Erfahrungen und die Erfolge meinem heutigen Tun als Personal Trainerin eine Art Qualitätssiegel verleihen", erklärte sie im Stern.

Andrea Henkel  und ihr Mann Tim Burke haben immer noch Spaß an verschneiten Winterlandschaften
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Allerdings ist aus der zurückhaltenden Andrea Henkel nicht plötzlich die PR-Maschine Andrea Burke geworden. Sie weiß zwar mittlerweile, ihre Erfolge für sich einzusetzen. Aber am liebsten genießt sie immer noch in Ruhe ihre große Leidenschaft Biathlon.

Sie engagiert sich im Vorstand des örtlichen Ski-Vereins. Dort will sie ihre Erfahrungen im Biathlon an den Nachwuchs weitergeben, um die Schönheit dieses Sports zu vermitteln. Vielleicht verfällt dann auch das ein oder andere Kind dem Zauber des Biathlons, so wie es bei Andrea Burke war - oder pragmatischer von ihr selbst bei biathlon-news ausgedrückt: "Ich habe keine Ahnung wie mein Leben ohne Biathlon ausgesehen hätte, es interessiert mich allerdings auch gar nicht, da ich es nicht tauschen wollen würde."

Derzeit ist Henkel auf VOX zusammen mit weiteren deutschen Sportgrößen aus der Vergangenheit wie Christian Ehrhoff oder Britta Heidemann in der Sportler-Dokumentation "Ewige Helden" im TV zu sehen.