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Wolles Welt zum Abfahrts-Gold von Hansjörg Tauscher bei der WM 1989

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Wolles Welt zum Abfahrts-Gold von Hansjörg Tauscher bei der WM 1989

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Der Meister der Klapperschlange

Hansjörg Tauscher gewann bei der WM 1989 sensationell die berüchtigte Vail-Abfahrt - trotz abenteuerlicher Anreise. Wolfgang Kleine erinnert sich an jenen Rosenmontag.
SPORT1-Redakteur Wolfgang Kleine (l.) blickt auf den letzten deutschen Ski-Alpin-Weltmeister Hansjörg Tauscher zurück
SPORT1-Redakteur Wolfgang Kleine (l.) blickt auf den letzten deutschen Ski-Alpin-Weltmeister Hansjörg Tauscher zurück
© SPORT1/Imago

An diesen Ort denkt Hansjörg Tauscher noch gern zurück. Es ist Vail, und es war das Jahr 1989. Jetzt, am kommenden Samstag, starten die DSV-Herren wieder an diesem amerikanischen Nobel-Ort zur Abfahrt der alpinen Ski-WM.

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Sie werden aber kaum um die vorderen Plätze mitfahren - so wie Tauscher vor 26 Jahren als letzter deutscher Weltmeister bei den Herren.

Die "rattle snake alley" - ein Zauberwort! Die vom ehemaligen Schweizer Topstar Bernhard Russi konstruierte Klapperschlangen-Gasse, die Tauscher damals zum sensationellen Abfahrts-Sieg verhalf.

Es war der 6. Februar, ein Rosenmontag. In Kölle sangen, jubelten und tanzten die Jecken in den Straßen. Kamelle und Strüssjer waren angesagt, keine "rattle snake alley".

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Ich saß in der Redaktion abends vor dem Fernseher und dem Computer, im zweiten Stock. Unten auf der Straße tanzte der Bär, die Musik spielte - kölsche Tön'.

Man rechnete mit nichts - die Abfahrt war für die deutschen Journalisten eher eine Pflichtübung. Es war ja WM.

Und dann kam Tauscher. Bernd Heller kommentierte im TV. Tauscher setzte sich nach dem Start in die Hocke. Erst das endlos lange flache Stück. Doch dann ging's richtig los. Tauscher blieb in der Folge überraschend an den Bestzeiten dran. Alles wartete aber jetzt gespannt auf die Klapperschlange.

Tauscher fuhr mit einem Rückstand von 0,5 Sekunden in den ungewöhnlichen Streckenteil - und dann kam er mit 0,2 Sekunden Vorsprung wieder raus. Die Sensation bahnte sich an. Man hielt den Atem an. Tauscher behielt das Tempo und vor allem in der letzten schweren Linkskurve die Nerven. Dann das Ziel - Bestzeit!

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Kein Konkurrent kam an diese Zeit mehr heran. Nicht die haushohen Schweizer Favoriten Peter Müller oder Daniel Mahrer, sondern Tauscher war Weltmeister - einer, den niemand auf der Rechnung hatte. Der Meister der "rattle snake alley"!

Der Jubel bei den wenigen deutschen Fans und im DSV-Team war groß. Tauscher wurde auf den Schultern getragen.

Doch diese WM 1989 in Vail ist mir nicht nur deshalb in Erinnerung. Schon die Anreise sorgte für Gesprächsstoff und eine lockere Beurteilung vom späteren Olympiasieger Markus Wasmeier.

Der Flug von München nach Vail/Colorado geriet zum Abenteuer. Ein Anschlussflug wurde verpasst. Über Frankfurt und New York ging's bis Denver. Doch da ging dann nichts mehr. Wegen Schneetreibens konnte man nicht weiter nach Vail.

Also richtete sich der DSV-Tross mit Trainern, Athleten und Betreuern am Flughafen in Denver ein und übernachtete dort. Erst am nächsten Morgen die Weiterfahrt nach Vail. Im WM-Ort landete das Team endlich nach insgesamt 33 Stunden.

Viele waren genervt. Nur Markus Wasmeier, der Riesenslalom-Weltmeister von 1985, nahm's mit lockerer Ironie: "Ist das nicht toll? Da fliegst 33 Stunden - schon bist du in Vail!"

Wolfgang Kleine hatte als Journalist seine Feuertaufe bei der Fußball-WM 1974in Deutschland. Danach wurden für ihn zahlreiche Handball-Spiele, die Berichterstattung vom Leichtathletik-Europacup 1979und die Begleitung der Tour de France 1996, 1997sowie 1998 unvergessliche Erlebnisse. Aber eines bleibt besonders in Erinnerung: Das Wintermärchen der Olympischen Spiele 1994 in Lillehammer.