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Der Flugzeugabsturz, der ein legendäres Fußballteam auslöschte

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Der Flugzeugabsturz, der ein legendäres Fußballteam auslöschte

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Absturz löschte legendäres Team aus

Heute vor 75 Jahren starb das italienische Meisterteam AC Turin bei einem Flugzeugabsturz. Das Schicksal von „Il Grande Torino“ bewegt die Sportnation bis heute.
Alle Insassen des Flugzeugabsturzes von Superga kamen ums Leben
Alle Insassen des Flugzeugabsturzes von Superga kamen ums Leben
© IMAGO/United Archives International
mhoffmann
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75 Jahre ist die Katastrophe nun auf den Tag genau her - aber sie lässt die Emotionen noch immer hochkochen. Am 4. Mai 1949 kam das Stammteam der AC Turin, der damals besten italienischen Fußballmannschaft, bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Siebeneinhalb Jahrzehnte später steht die „Tragödie von Superga“ in Italien wieder in den Schlagzeilen.

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Fans der Mannschaft und die Organisatoren der ikonischen Rad-Rundfahrt Giro d‘Italia streiten um die Route der ersten Etappe, die als symbolische Geste über den Ort des Unglücks führt - zum Ärger traditionsverbundener Turin-Ultras, denen wegen damit verbundener Straßensperrungen der eigene Weg an die Gedenkstätte erschwert ist und die deshalb eine Änderung der Route forderten.

Das Gefühl, die Hoheit über die Erinnerung an die „Tragedia di Superga“ aus der Hand gerissen zu bekommen, erbost die immer noch zahlreichen Fans der mythischen Mannschaft, deren Auslöschung seinerzeit das ganze Land erschütterte.

Tragödie von Superga löschte Erfolgsteam AC Turin aus

Der AC Turin war bis zum Zeitpunkt des Unglücks viele Jahre lang die alles dominierende Mannschaft der Serie A. Entscheidende Faktoren waren die intelligente Transferpolitik von Präsident Ferruccio Novo (später auch italienischer Nationalcoach) und das strategische Geschick der wechselnden Trainer - „Il Grande Torino“ setzte als eines der ersten Teams auf das „WM-System“, charakterisiert durch schnelle Überbrückung des Mittelfelds und eine tragende Rolle der von außen in den Strafraum drängenden Flügelstürmer.

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Die italienische Nationalmannschaft bestand in den 1940ern zeitweise aus zehn Spielern der AC Turin, die über sechs Jahre lang in 93 Heimspielen nacheinander ungeschlagen geblieben war. Schon lange vor dem Saisonende 1949 war das Team um Kapitän Valentino Mazzola auf bestem Weg zur fünften Meisterschaft in Folge (unterbrochen vom 2. Weltkrieg).

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Die klaren Verhältnisse ermöglichten die Ansetzung eines Freundschaftsspiels bei Benfica Lissabon in Portugal - nach dem sich die Rückreise als schicksalhaft erwies.

18 Turiner Spieler starben beim Flugzeugabsturz

Während des Landeanflugs bei Regen und Nebel steuerte der Pilot das Flugzeug zu tief über den Turiner Stadthügel, sodass die Maschine zunächst einen Teil der Superga-Wallfahrtskirche streifte und danach am gleichnamigen Stadtberg zerschellte.

Alle 31 Insassen der Maschine vom Typ Fiat G.212 kamen ums Leben: der englische Trainer Leslie Lievesley, der ungarische Manager Erno Erbstein, drei weitere Stabmitglieder, drei Journalisten, ein Dolmetscher, die vierköpfige Flugzeugcrew und 18 Turiner Spieler.

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Neben Kapitän Mazzola starben die italienischen Nationalspieler Valerio Bacigalupo (Tor), Aldo Ballarin, Virgilio Maroso (Abwehr), Eusebio Castegliano, Giuseppe Grezar, Ezio Loik, Mario Rigamonti (Mittelfeld), Gugielmo Gabetta und Romeo Menti (Sturm), der französische Nationalstürmer Emile Bongiomi, der in Ungarn geborene Tschechoslowake Julius Schubert sowie auch Ersatzkeeper Dino Ballarin und die weiteren Feldspieler Emile Bongiorni, Rubens Fadini, Roger Grava, Danilo Martelli, Piero Operto und Franco Ossola. Der am Knie verletzte Abwehrspieler Sauro Tomá war der einzige Stammspieler, der nicht an Bord war und überlebte - er starb 2018.

Für die verstorbenen Spieler der AC Turin gibt es in vielen italienischen Städten Gedenkstätten
Für die verstorbenen Spieler der AC Turin gibt es in vielen italienischen Städten Gedenkstätten

500.000 Menschen beim Trauerzug

Die „Tragedia di Superga“ traf die Fußballstadt Turin und die Sportnation Italien in ähnlicher Weise ins Herz wie später das Unglück der „Busby Babes“ von Manchester United 1958, die Tragödie um das brasilianische Team Chapecoense 2016 oder der Todescrash von Kobe Bryant 2020 die jeweiligen Heimatregionen. Beim Trauerzug der Särge durch die Stadt gaben über 500.000 Menschen den Superga-Opfern das letzte Geleit. Unter dem Eindruck der Flugzeugkatastrophe entschieden die Verantwortlichen der Nationalmannschaft, die Reise zur WM 1950 nach Brasilien per Schiff zu unternehmen.

Im Ergebnis war die Tragödie von Turin sogar noch einschneidender als die vergleichbaren Fälle: Der Lokalrivale von Juventus Turin erholte sich anders als ManUnited auch sportlich nie von der Katastrophe, so erfolgreich wie zuvor wurde der AC nie wieder: Die Meisterschaft 1949 gewann sie noch unter den besonderen Umständen - sie schickte für die restlichen Saisonspiele eine Jugendmannschaft aufs Feld, die Gegner als Geste des Respekts ebenso. Danach allerdings folgte der sportliche Niedergang.

Mit der Meisterschaft von 1976 und dem Pokalsieg 1993 gelangen den Erben von „Il Grande Torino“ nur noch vereinzelte Glanzlichter, der heutige FC Turin pendelt seit Jahren zwischen der Serie B und dem Erstliga-Mittelfeld.

Als unvergänglich erwies sich nach dem Unglück nur der Mythos der ums Leben gekommenen Mannschaft: „Solo il fato li vinse“ („Nur das Schicksal hat sie besiegt“) lautet die an sie erinnernde Aufschrift, die am heutigen Samstag auf dem Rosa Trikot des Giro-Führenden stehen soll.

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)