Home>Boulevard>

Kolumne von Anja Bandermann: Der Rucksack. Ein Sommermärchen.

Boulevard>

Kolumne von Anja Bandermann: Der Rucksack. Ein Sommermärchen.

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Der Rucksack. Ein Sommermärchen.

Es war einmal vor langer Zeit, da erschien Prinz Lewis in seinem Ulreich ein Stroh-Engel. Eine wundersame Geschichte zum nahenden Bundesliga-Start.
Rucksackposse HSV
Rucksackposse HSV
© SPORT1
Nico Seepe
Nico Seepe
von Anja Bandermann

Es war einmal vor langer Zeit, da trug sich folgende Geschichte zu.

{ "placeholderType": "MREC" }

Prinz Lewis, gutherzig aber noch ein wenig grün hinter den Ohren lebte glücklich und zufrieden in seinem Ulreich bei Hamburg. Frei nach dem Motto "Kimmich heut nicht, kimmich morgen", ließ er immer alles auf sich zukommen. Doch die zufriedene Fassade bekam zunehmend Risse. Große Sorgen, nicht erst seit letztem Sommer, machte ihm der königliche Fussballverein. Ständig schwebte das hässliche Abstiegsgespenst über allem, kein schöner Zustand. Der Prinz hatte gerade eine Auszeichnung für seinen Einsatz für bedrohte Tierarten bekommen. Hirsch durfte noch geschossen werden, Rehlegation nicht mehr. Man musste die Kirche im Dorf lassen.

Als es draußen heller wurde und der Hahn krähte, erwachte der stolze Prinz aus einem tiefen, erholsamen Schlaf. Plötzlich erschien ihm ein wunderschöner Stroh-Engel und sprach folgendes: "Kannst du dich noch an die Geschichte erinnern, die deine Mutter, dir immer vorgelesen hat, wenn der Fathi nicht da war? Die vom heiligen Grahl? Nun, die Geschichte ist wahr. Es gibt ihn. Du musst ihn nur finden um alle Abstiegsängste für immer zu vertreiben."

Der Engel hatte nicht nur ein paar Schwarz-Weiß-Díaz dabei, sondern auch einen Kassettenrekorder. Diesen stellte er vor den Prinzen und verschwand. Als dieser die Bender hörte, musste er sich sehr reuspern. Zu hören waren die Stimmen seiner geliebten Eltern und sie beschrieben ihm den Weg zum Schatz aller Schätze. "Du gehst raus aus dem Schloss, vorne am Stromableitner rechts, dann lange geradeaus, bis du in Rosenthal bist. Da fragst du dich dann wieder durch."

{ "placeholderType": "MREC" }

Er war ganz aufgeregt, aber auch leicht irritiert. Ein Blick nach unten bestätigte seine Vermutung. Warum war der jetzt Hartmann? Wo kam der Stendera her? Er hatte die Finger doch die ganze Nacht bei sich behalten. Sein Hals war ganz trocken, er hatte schrecklichen Brandt und hätte ein Königreich für eine Apfelschürrle gegeben. Das wäre jetzt so richtig leckie. Und Hunger hatte er auch. Vielleicht könnte er sich noch schnell eine Schüssel Cleber Reis aus der Schlossküche besorgen, bevor er aufbrach. So hungrig wie er war, würde er aber auch mit irgendeiner Maggio-Tüte vorlieb nehmen. Oder mit einem einfachen Müller Joghurt. Zur Not täte es aber auch ein Käsebrot mit Gouaida.

Lesen Sie auch

Bei dem Kiesewetter schickte man ja eigentlich keinen Huntelaar vor die Tür, aber es musste sein. Sein treuer Bediensteter Johann, ein Mann aus dem Volk trug ihm sein Gepäck zur Kutsche. Ein Ferati war finanziell einfach nicht drin. Der Arme hatte es in der Hüfte und wurde langsam lahm. Auch sah er nicht mehr so gut. "Vorsicht, da ist ein Baum, Johann, du alter Ochs, depperter Pledl!"

So ganz allein wollte er sich eigentlich nicht auf die Reise begeben. Vielleicht mal die hübsche Nachbarin fragen, die am Schmiedebach zu Hause war? "Ist Uchida?", rief er ihn die Gegensprechanlage. "Schon, aber die schläft ihren Rausch aus. War gestern wieder zur Happy Hour beim Jungwirth, aber mach dir keine Platte und sei ohne Sorg, sie wird schon wieder", erklärte ihm ihre Mutter Ivana. Der Prinz war enttäuscht, zu gern hätte er das hübsche Nachbarmädchen wenigstens gefragt, ob sie den Kittel ausziehen und sich Mavraj machen könnte, damit er sich an ihren Sippeln ergötzen könnte. Er war ein wenig einsam und ein wenig horny, seitdem er seine vorherige Freundin ins Exslager geschickt hatte und wieder sulu war. Obwohl er eigentlich nicht zu den klassischen Besaman gehörte. Aber es sollte wohl nicht sein.

Jetzt blieb bloß noch sein Freund Jaroslav Drobny, ein Finne im Herzen und großer Helene Fischer Fan, der als Greenkeeper arbeitete und am Kirchhoff wohnte. Früher war er in einer Rafinharie tätig, aber er kam mit seinem Vorgesetzten, einem unfreundlichen Russ mit Schwaab-Mentalität nicht zurecht. Auch dort klingelte er an der Tür. "Süßes, sonst gibt’s Soares!" rief der Prinz, als sein Freund die Tür öffnete. "Joo-ho, sehr witzig, nenne du mir lieber das Codewort, sonst lass ich dich gar nicht erst rein.“ "Der Adler ist im Horst!" Das war also geklärt.

{ "placeholderType": "MREC" }

"Isst du noch was mit?" "Klar, Grillitsch, oder grillst du?" "Darum schär ich mich nicht, aber vielleicht doch besser du. Bei mir war das Fleisch letztens maroh. Ich hab aber auch noch einen Rest Pasta mit Basilikum-Peszko, etwas Sereno-Schinken im Filho-Teig und ein Glas schwarze Oliveira im Kühlschrank." "Costa Vermögen, oder?" "Ja, ich bin der reinste Sparguthaben-Schmelzer. Muss immer ganz schön stark sein, wenn die Kontoauszüge kommen. Aber na uth, man lebt nur einmal und wenn ich pleite bin, kann ich mich immer noch irgendwo durch schorren."

Der Freund war schon Feuer und Flamme für die nächste Fußballpartie, die am Wochenende stattfinden sollte. "Hastu Matip, wie der Kampf ausgeht?" "Keine Ahnung, Bro. Ich finde, die Spieler kannst du alle in der Toprak-Pfeife rauchen. Auf die würde ich keinen Heller setzen." "Ujah, stimmt eigentlich."

Endlich kam Prinz Lewis zu seinem Anliegen. "Willst du mich bei einem riesigen Abenteuer begleiten?" "Würde ich echt gern, aber ich hab Karius, Jarstein und Gieferschmerzen und übermorgen einen Zahnarzttermin. Außerdem hab ich mir deBlasis verkühlt und würde dich nur aufhalten. Ich kann ja schlecht mit Schieber verreisen. Und ach ja, am Großkreutz hab ich es auch noch." Das gefiel dem Prinzen zwar nicht, aber was sollte er machen. Eine Bitte hatte er noch. "Du hast doch dieses Ding aus dem Kramerladen. Das Holland-Rad. Bitte borges mir!"

Der Freund gab es ihm und hatte zusätzlich ein paar warme Worte für den Prinz, der sich, nach einem letzten gemeinsamen Beerensen (für die Verdauung) wieder auf den Weg machte. "Tschauner vorne, niemals zurück und vergiss nicht: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!" Diese Männer-Freundschaft war wirklich allererste Sane.

Und dann: Gesagt, getan. Prinz Lewis überquerte sowohl den Sternberg, als auch den jbjerg, fuhr sich einen schmerzhaften Wolf und fragte sich die ganze Zeit, warum er nicht einfach Weidenfeller geworden waren. Mit der Axt konnte er doch sehr gut umgehen. Auf Höhe der Mesenhöle drückte ihm die Latzahose und es kam ihm vor, als hätte er ein Zentner Steine im Fahrradkorb. Er schafft es gerade noch in den märchenhaften Wiedwald und entschied sich dann für eine längere Pause.

Nach kurzer Zeit vernahm er merkwürdige Geräusche, die aus einem Busch zu kommen schienen. Und da sah er es auch schon: ein kleines Männchen mit wenigen Haaren, dass es sich auf dem Moos bequem gemacht hatte, obwohl das Hertha war, als es aussah. Ein neuer VW Schäfer stand geparkt auf der Lichtung. Zander-Spieße kauend sagte das Männchen: "Man nennt mich Arjen, den Bundeslieger, weil ich so oft hinfalle. Dein Bech, dass du ausgerechnet bei mir vorbeikommst, ich hätte dich für weiser gehalten. Habe gerade von Becker auf Zoller umgeschult und hoffe, du hast bei der Einreise alles deklariert."

Der kluge Prinz, mit einer gewissen Bauernschläue gesegnet, schlug ganz neue Levels in Sachen Ablenkung ein. "Du hast ja einen Hund. Ganz schön groß. Beister?" "Moritz-Hector? Nein. Der bellt nur, vor allem, wenn er Knochen will." Während das Männchen so sprach, zielerte der Prinz mit seiner Faust zwischen dessen Augen. Er traf und setzte den Zetterer außer Gefecht.

Das Männchen erwachte später am Tag und sagte: "Du bist frei. Ich gebe dir außerdem diesen Rucksack mit, in dem du die Lösung für deine Fan-Misere findest. Eigentlich wollte ich ihn noch im Park verstecken, aber es hat geregnet und bevor ich mich da im Schlamm süle, gebe ich ihn dir lieber gleich. Nachher ist weit und breit kein Waschzuber zu finden."

"Stark." Der Prinz sahin und zuerst weiglte sein Verstand sich, zu glauben, was er da sah. Neben Lohnabrechnungen, Kaderplanungen und Co. fand er Dauerkarten für den FC Bayern. Jetzt würde er sich nie wieder mit dem Thema Abstieg befassen müssen. Er sah dem Männchen noch einmal in die Augen und sagte ernst: "Dante."

Und das Männchen sagte "Bitte."

Und die Morales von der Geschicht? So schlecht ist ein Rucksack nicht.