Den Kampf gegen seine ständig rutschende Lesebrille hatte Ewald Lienen irgendwann an diesem trostlosen Abend gewonnen. Im Ringen um den Klassenerhalt des FC St. Pauli jedoch steht dem dünnhäutigen Trainer eine weitaus schwerere Aufgabe bevor.
Existenzangst macht Lienen dünnhäutig
© Imago
Besonders wenn er, wie bei der 0:1-Heimniederlage gegen die SpVgg Greuther Fürth, die Hauptschuld für die sportliche Misere beim Tabellenletzten auch in Zukunft in erster Linie bei den Unparteiischen sucht.
Aber statt seine Spieler für ihren fußballerischen armseligen Auftritt am Millerntor anzuzählen, machte der Coach zuallererst das Schiedsrichter-Team für die sechste Heimniederlage der Hamburger verantwortlich. (DATENCENTER: Spielplan)
Auch Meggle übt Kritik
"Wir wurden da im eigenen Stadion mit einer Arroganz vorgeführt, das habe ich selten erlebt", giftete der 61-Jährige bei SPORT1 speziell gegen Martin Petersen. Der Referee aus Stuttgart hatte sich in der 16. Minute schon auf Handelfmeter für die Hanseaten festgelegt, nahm diese Entscheidung aber nach Rücksprache mit Assistent Arno Blos wieder zurück.
Sportdirektor Thomas Meggle legte verärgert nach: "Da hat der Schiedsrichter leider massiv ins Spiel eingegriffen, ein bitterer Abend für uns."
Und eine hochgefährliche Situation. Nach der sechsten Heimniederlage ist der erste Nicht-Abstiegsplatz für die Norddeutschen bereits drei Punkte und acht Tore entfernt.
Vorentscheidende Duelle stehen an
In den kommenden beiden Partien gegen die Mitkonkurrenten 1860 München und Erzgebirge Aue könnte schon eine Vorentscheidung darüber fallen, ob der Traditionsklub nach acht Jahren in Liga eins oder zwei zurück in die Drittklassigkeit stürzt. (DATENCENTER: Tabelle)
Kapitän Sören Gonther schien den Ernst der Lage jedenfalls erkannt zu haben: "Wir werden in München alles raushauen."
Befreiungsschlag für Fürth
Der erste Treffer nach 573 erfolglosen Minuten durch Kacper Przybylko (27.) verschaffte den Gästen und insbesondere ihrem Trainer Frank Kramer eine kurze Verschnaufpause und drei Zähler, die die aktuelle Tabellenlage der Franken bei nunmehr 26 Punkten ein wenig entschärfte.
"Ich bin überglücklich, dass diese Zählerei der Minuten nun vorbei ist", sagte der Torschütze.
Kramer reduzierte den ersten Dreier nach acht Spielen ohne Sieg aber rasch auf eine wenn auch positive Momentaufnahme: "Es war nur ein kleiner Schritt, am Freitag müssen wir gegen Sandhausen den nächsten machen."