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Guardiola übernimmt die Transferhoheit

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Guardiola übernimmt die Transferhoheit

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Guardiola übernimmt die Transferhoheit

Pep Guardiola holt mit Alonso den nächsten Spanier zum FC Bayern. Der Trainer baut sich einen eigenen Mikrokosmos auf.
Pep Guardiola holte in diesem Sommer gleich drei Spanier nach München
Pep Guardiola holte in diesem Sommer gleich drei Spanier nach München
© Sport1

Vom FC Bayern berichten Patrick Mayer und Christian Ortlepp

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München - Jetzt also auch noch er.

Xabi Alonso, 32, Welt- und Europameister, Mittelfeldspieler und - Spanier. Der FC Bayern hat nochmal zugeschlagen und Trainer Pep Guardiola einen Landsmann beschert - schon wieder (BERICHT: Bayern mit Xabi Alonso einig). Der Madrilene ist bereits der fünfte Spanier im Kader des Rekordmeisters. Hinzukommen Guardiolas Assistent Domenec Torrent und Fitnesscoach Lorenzo Buenaventura. (NEWS: Real bestätigt Alonso-Wechsel)

Dominiert an der Säbener Straße jetzt eine Spanien-Connection? Der katalanische Starcoach zumindest baut sich seinen eigenen Mikrokosmos auf.

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Dabei hat Guardiola gute Gründe für den Kurs der Transferpolitik, den er mittlerweile maßgeblich vorgibt.

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Eigentlich wollten die Bayern ja nichts mehr machen. Bei der Saisoneröffnung sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge bei SPORT1, dass sein Trainer mit dem Kader "wunschlos glücklich" sei und keine weiteren Verpflichtungen geplant seien.

Doch eine Aktion brachte die eigentlich abgeschlossenen Planungen durcheinander. 13. August. Supercupfinale gegen Borussia Dortmund. Javier Martinez verdrehte sich in einem Zweikampf mit Marcel Schmelzer unglücklich das linke Knie. Die Diagnose: Kreuzbandriss.

Die Bayern mussten handeln. "Wir glauben, dass es nötig ist, um den Ansprüchen des Klubs und der Fans gerecht zu werden", sagte Sportvorstand Matthias Sammer auf Nachfrage von SPORT1, als er und Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen die Einigung mit Alonso verkündeten. "Wir haben gesagt, dass wir aktuell auf die Verletzungen mehrerer Spieler reagieren müssen."

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Kurz zuvor hatten die Bayern-Bosse mit dem Marokkaner Mehdi Benatia vor dem anstehenden Auswärtsspiel bei Schalke 04 (Sa., ab 18 Uhr LIVE bei SPORT1.fm u. im TICKER) einen weiteren Zugang vorgestellt (News). Nun also noch Alonso.

Ein Spanier, der zig Spanier holt. Kaum jemand kennt entsprechende Vorbehalte besser als der Coach selbst.

Ende der 1990er Jahre wurde er als Spieler beim FC Barcelona in die zweite Reihe degradiert. Zum einen gab es auf seiner Position den wesentlich jüngeren Xavi.

Zum anderen war da Louis van Gaal. Der Niederländer (BERICHT: Hohn und Spott für van Gaal) bot als Coach zeitweise bis zu acht Landsleute auf. Guardiola war ein Opfer dieser Transferpolitik.

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Er musste sich nach langwieriger Muskelverletzung in die Mannschaft zurückkämpfen, verließ seinen Herzensklub schließlich 2001 - eine Saison nach van Gaal.

Guardiola kehrte als Trainer zurück, führte Barca zwischen 2008 und 2012 zu herausragenden 14 Titeln. Der heute 52 Jahre alte Torrent war schon damals sein Assistent. Er hatte sich einen Mikrokosmos geschaffen. Eine Bande aus loyalen Mitarbeitern, die seine Taktik, Autorität und Philosophie mittrugen.

Und aus ergebenen Spielern wie Xavi, Carlos Puyol und Lionel Messi, denen er vertraute. Er musste sich auf sie verlassen können.

Der Druck, der auf seiner Person lastete, war überwältigend. Deshalb brauchte er Bezugspersonen - auf und neben dem Platz.

Das hat sich nach seinem Wechsel nach München nicht geändert. "Er wird dem FC Bayern viel Glanz verleihen", sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge kurz nach Verkündung des Coups im Januar 2013. Wenige Monate später waren die Bayern nicht nur deutscher Meister und DFB-Pokalsieger, sondern hatten auch die Champions League gewonnen.

Das rief die Skeptiker auf den Plan. Guardiola müsse erst noch beweisen, dass seine Fußballidee auch fernab der Heimat funktioniere, hieß es.

Bei den Bayern regierte noch Uli Hoeneß, Präsident und heimlicher Chef in Transferfragen ? bis zum vergangenen März. Hoeneß, mittlerweile überführt wegen Steuerhinterziehung, akzeptierte eine gegen ihn verhängte Haftstrafe und trat als Präsident sowie als Aufsichtsratschef zurück.

Alles ging davon aus, dass Sammer und Rummenigge künftig gemeinsam die Transferpolitik bestimmen würden.

Guardiola hielt sich öffentlich zurück. Doch die 0:4-Demütigung im Halbfinalrückspiel der Königsklasse im April gegen Real Madrid machte ihn angreifbar. "Da habe ich mich vertan", sagte er über seine fehlgeschlagene Taktik des bedingungslosen Ballbesitzes.

Die Sehnsucht nach einem neuen Mikrokosmos reifte ihn ihm. Nur so kann er funktionieren - auch und vor allem im Ausland.

Ersatztorwart Pepe Reina (FC Liverpool) und Linksverteidiger Juan Bernat (FC Valencia) wurden verpflichtet. Transfers, die es unter Hoeneß wahrscheinlich nicht gegeben hätte.

Der knöpfte sich einst den in München gescheiterten, heutigen US-Coach Jürgen Klinsmann wegen der seiner Meinung nach sinnlosen Verpflichtung des Amerikaners Landon Donovan vor.

Doch jetzt nahmen die Bayern kurz vor Ende des Transferperiode geschätzt mehr als 40 Millionen Euro in die Hand. Für einen vergleichsweise unbekannten Abwehrhünen aus der Serie A (Benatia) und einen alternden Star (Alonso).

Xabi Alonsos Karriere in Bildern

Im defensiven Mittelfeld klafft nach dem Martinez-Schock und der fehlgeschlagenen Reha bei Thiago Alcantara nach Innenbandriss schließlich ein großes Loch. Dazu kommt die Sorge um Bastian Schweinsteiger, den Beschwerden an der Patellasehne auf unbestimmte Zeit außer Gefecht setzen.

Guardiola brauchte in seiner kurzfristigen Not deshalb einen Spieler, der das wichtigste Kriterium erfüllt.

Alonso ist für den Trainer eine, vielleicht die Bezugsperson - auf und neben dem Platz (PERSONALIE: Alonso: Lehrer, Taktgeber, Anführer). Es gibt wie bei Thiago und Martinez keine Sprachbarriere. Zudem gilt der 32 Jahre alte Alonso als Leader in schwierigen Situationen.

"Er bringt sofort Qualität", sagte Sammer. Rationale Gründe gaben demnach den Ausschlag für seine Verpflichtung. Die Furcht vor einem spanisch dominierten FC Bayern hält Sammer für unbegründet.

Der 46-Jährige bekräftigte bei der Bekanntgabe des Deals: "Die Identität des Klubs ist deutsch und vor allem bayerisch!" Daran soll auch der Wunsch des Trainers nach einem neuen Mikrokosmos nichts ändern.

Guardiola selbst beseitigte schließlich letzte Zweifel: "Mir kommt es nicht auf die Nationaltät an", sagte er auf der Pressekonferenz vor dem Schalke-Spiel. "Wir sind hier für Bayern München."