Jörg Schmadtke war stinksauer.
Köln fühlt sich nach 1:5 verschaukelt
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Bei Bayer Leverkusen war sein 1. FC Köln gerade mit 1:5 (1:1) unter die Räder gekommen.
Schuld an der höchsten Derby-Niederlage der Vereinsgeschichte war aus Sicht des Managers vor allem Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer.
Zwar hatte der Unparteiische in der 4. Minute nach einem Foul von Bayer-Schlussmann Bernd Leno an Matthias Lehmann auf Foulelfmeter entschieden, den der Mittelfeldspieler selbst zur Führung für den FC verwandelte. Der Keeper sah zudem die Gelbe Karte.
Doch in der 15. Minute blieb ein erneuter Pfiff aus, als Anthony Ujah wiederum von Leno im Strafraum unsanft zu Fall gebracht wurde. Es gab weder Elfmeter noch die Gelb-Rote Karte für den Schlussmann.
"Dann wäre es anders ausgegangen"
Für Schmadtke war das die Schlüsselszene des Spiels.
"Heute haben wir leider einen Schiedsrichter gehabt, der eine fatale Fehlentscheidung getroffen hat. Wenn wir den zweiten Elfmeter kriegen, führen wir mit zwei Toren und spielen gegen zehn Mann. Dann würden wir nicht mit einem 1:5 dastehen. Dann wäre es deutlich anders ausgegangen", schimpfte der 50-Jährige nach dem Schlusspfiff bei "Sky".
Coach Peter Stöger, der sich am Spielfeldrand ebenfalls heftig über den nicht gegebenen Strafstoß aufgeregt hatte, war zu diesem Zeitpunkt schon wieder ein wenig gefasster.
"Mit 2:0 und in Überzahl wäre es für uns einfacher geworden", sinnierte der Österreicher, der am Sonntag im Volkswagen Doppelpass (ab 11 Uhr LIVE im TV auf SPORT1 und auf SPORT1.fm) zu Gast sein wird.
Köln im Abwärtsstrudel
Der 48-Jährige hatte eine extrem defensive Taktik mit drei Innenverteidigern gewählt und war ungeachtet seiner höchsten Pflichtspiel-Pleite als Kölner Trainer nicht gänzlich unzufrieden.
"Der Sieg ist am Ende zu hoch ausgefallen. Unsere Umstellung in der Abwehr hat eigentlich gut funktioniert, auch wenn sich das bei einem 1:5 komisch anhört", analysierte Stöger.
Während der Aufsteiger nun drei der vergangenen vier Partien verloren hat, sieht sich Leverkusen nach dem zweiten Sieg in Folge im Aufwärtstrend.
Nach einem Torwartfehler von Timo Horn hatte Karim Bellarabi zunächst das 1:1 markiert (26.), ehe Hakan Calhanoglu mit einem direkt verwandelten Freistoß aus 20 Metern die Führung für Bayer erzielte (61.).
Stehende Ovationen für Calhanoglu
"Ich wollte eigentlich unter der Mauer herschießen, habe es mir aber dann doch anders überlegt, weil noch ein Abwehrspieler auf der Linie stand", erklärte der Türke, der einmal mehr der Dreh- und Angelpunkt seines Teams war, seinen Kunstschuss.
Von den Leverkusener Fans wurde der Mittelfeldstar bei seiner Auswechslung in der 83. Minute deshalb zu Recht mit Standing Ovations bedacht.
"Es war bemerkenswert, was Hakan geleistet hat", lobte Trainer Roger Schmidt, "er war extrem motiviert und hat unser Offensivspiel immer wieder angekurbelt."
Und an der Seite des zeitweise genialen Calhanoglu konnten auch andere Offensivstars glänzen.
Bellarabi erhöhte mit seinem zweiten Treffer (90.) sein Torkonto in dieser Saison auf sieben.
Auch Joker Josip Drmic konnte sich als zweifacher Torschütze (79./88.) feiern lassen.
"Ich freue mich unheimlich für Josip. Ich hoffe, dass bei ihm endlich der Knoten geplatzt ist. Von seinen Fähigkeiten waren wir immer überzeugt", kommentierte Sportchef Rudi Völler den 45-Minuten-Einsatz des vom 1. FC Nürnberg geholten Schweizer Nationalstürmers, der für den fast unsichtbaren Stefan Kießling eingewechselt wurde.
Schmidt hatte nach dem klaren Derby-Sieg derweil die Spendierhosen an. Der 47-Jährige gab seinen Spielern den Sonntag frei - allerdings nur unter der Maßgabe, dass sie am Wochenende nicht im benachbarten Köln ausgehen sollten: "Das kommt - glaube ich - nicht so gut an."