Vizemeister VfL Wolfsburg hat seinen Auswärtsfluch ausgerechnet beim aufmüpfigen Emporkömmling Darmstadt 98 besiegt. Die Niedersachsen, in der Fremde diese Saison bislang noch ohne Dreier, bezwangen den Aufsteiger mit 1:0 (0:0) und verkürzten den Abstand zu Platz drei auf einen Zähler.
Wölfe feiern Joker Caligiuri
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Vor 15.800 Zuschauern, darunter Bundestrainer Joachim Löw, sorgte der eingewechselte Daniel Caligiuri (78.) mit seinem Treffer für den Sieg. Der Jubel war groß, und dennoch: Am Dienstag, wenn die Wolfsburger im DFB-Pokal Rekordmeister Bayern München empfangen, muss eine deutliche Leistungssteigerung her.
Wolfsburgs Manager Klaus Allofs ließ es sich trotzdem nicht nehmen, schon mal eine Kampfansage an den Rekordmeister zu schicken: "Wir spielen Zuhause und wollen den Pokalsieg gerne verteidigen."
Kruse und Dost zunächst abgemeldet
Vor dem Ligaspiel in Darmstadt hatte Trainer Dieter Hecking seinen Schützlingen ins Gewissen geredet, vom Team eine "Wir-sind-gut"-Mentalität gefordert und unbändigen Siegeswillen verlangt. Experimente wagte er vor dem Knaller gegen die Bayern daher nicht - einzig Caligiuri erhielt von der jüngst zweimal siegreichen Stammelf eine Pause.
Heckings Anweisungen wurden auf dem Platz aber nur bedingt umgesetzt. Zwar besaßen die Gäste dank der individuellen Klasse wie erwartet mehr Spielanteile, zu selten führte dies jedoch zu Torchancen. Die zuletzt so treffsicheren Angreifer Max Kruse und Bas Dost waren in vorderster Front komplett abgemeldet, ein Schüsschen von Josuha Guilavogui (10.) war noch das Höchste der Gefühle. (SERVICE: Das Spiel zum Nachlesen im TICKER)
Rausch am leeren Tor vorbei
Auf der anderen Seite taten die Hausherren das, was sie am besten können: Laufen, beißen, kämpfen. Die wenigen Angriffe, primär nach ruhendem Ball, bargen sogar mehr Gefahr als Wolfsburgs träge Offensivbemühungen. Konstantin Rausch (42.) hatte die beste Chance der ersten Halbzeit. Nach einer Hereingabe beförderte er den Ball am verlassenen Tor vorbei. (SERVICE: Statistiken zum Spiel)
An der Seitenlinie wirkte Hecking deshalb auch etwas ratlos, immer wieder diskutierte der 51-Jährige mit seinem Trainerteam. Ob er Lösungen für die knifflige Aufgabe fand? Falls ja, kamen diese bei seinen Spielern bis zur Pause zumindest nicht an.
Hecking: "Sind gut gerüstet"
Dies änderte sich offenbar im Kabinentrakt. Mit Wiederanpfiff wirkten die Wolfsburger, auch was die Körpersprache anging, entschlossener. Ein fulminanter Distanzschuss von Julian Draxler (51.) knapp über die Latte belegte das.
Dank der Gastgeber, die ihrerseits nun ebenfalls mutiger nach vorne spielten, gewann die Partie insgesamt an Qualität und Dramatik. Die beste Möglichkeit zur Führung besaß in dieser Phase Dost (64.), der geschickt von Dante freigespielt worden war und aus kurzer Entfernung vergab. Besser machte es später Caligiuri.
Darmstadts Coach Dirk Schuster war trotz der Heimniederlage nicht unzufrieden. "Ich bin stolz auf die Leistung der Mannschaft, obwohl sich das Ergebnis nicht so gut anfühlt. Wir haben für unsere Verhältnisse eine gute Partie gemacht, mussten uns aber der individuellen Qualität des VfL beugen", sagte er auf der Pressekonferenz.
Hecking sieht seine Mannschaft derweil für den Pokalfight gut gerüstet: "Das war eine gute Woche mit nun guten Voraussetzungen für das Pokalspiel gegen Bayern."