Clemens Tönnies ist immer ein guter Gradmesser für die Stimmung auf Schalke.
Darum läuft's bei Schalke wieder
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Früher hat der Schalker Klubboss gerne mal zum verbalen Rundumschlag ausgeholt. Sich eingemischt, die Missstände angesprochen. Unter dem neuen Manager Christian Heidel wollte er sich bewusst zurückhalten, inzwischen sieht man ihm nur noch an, wie es gerade läuft.
Nach dem 3:0-Sieg gegen Mainz 05 schritt der 60-Jährige fröhlich pfeifend und lächelnd durch die Mixed Zone. Ein untrügliches Zeichen, dass momentan vieles so läuft, wie er sich das vorstellt.
Vier Siege in den letzten fünf Pflichtspielen
Immerhin ist S04 nach dem miserablen Saisonstart seit fünf Pflichtspielen ungeschlagen und feierte dabei vier Siege. Und das rechtzeitig zum Revierderby bei Borussia Dortmund am kommenden Samstag, das auf den Pokal-Auftritt in Nürnberg (Mi., ab 20.30 Uhr LIVE in unserem Sportradio SPORT1.fm und im LIVETICKER) folgt.
Doch warum ist Schalke wieder in der Spur, ist das Wort Krise aktuell aus dem Wortschatz gestrichen? SPORT1 nennt die Gründe für den Umschwung.
- System:
Chancenfestivals gegen Schalke gehören erst einmal der Vergangenheit an. Die Abwehr steht, und damit auch das Grundgerüst des Schalker Spiels. "Die Mannschaft versteht immer mehr die Art, wie wir Fußball spielen wollen. Mutig, aber auch mit Lust am Verteidigen", sagte Heidel.
Dabei fing die Defensivarbeit bei den Stürmern an, die den Gegner permanent anliefen und zu Fehlern im Spielaufbau zwangen. Also genau das, was Trainer Markus Weinzierl sehen will. In allen Mannschaftsteilen greifen die Automatismen immer mehr, Schalke setzt die Vorgaben um.
"Man hat deutlich gesehen, dass wir uns weiterentwickeln", sagte Weinzierl, der gegen Mainz nicht nur wieder fünf Spieler rausrotiert, sondern auch das System von einem 4-2-3-1 auf ein 3-5-2 umgestellt hatte. Mit Erfolg, die Fortschritte sind deutlich zu erkennen.
- Leistungsträger:
Die Schlüsselspieler liefern wieder ab. Zwei Beispiele: Max Meyer hat an sich gearbeitet und übernimmt nun auch mehr Defensivaufgaben. Er krönte seine starke Leistung gegen Mainz mit einem Tor. Für Heidel war es "das beste Spiel von ihm, seit ich hier bin."
Zugang Nabil Bentaleb hatte sein Potenzial zuvor auch schon angedeutet, leistete sich aber einige spielentscheidende Patzer. "Er ist ein begnadeter Fußballer, hatte aber Probleme mit der Umstellung von der Premier League auf die Bundesliga", sagte Heidel.
In der defensiven Schaltzentrale agiert der Algerier nun mit etwas weniger Risiko, aber vor allem fehlerfrei. Und ist nach seinen beiden Toren gegen Mainz nun Topscorer der Schalker.
- Einstellung:
Offenbar hat die Mannschaft die Ansage der Verantwortlichen verstanden. Der Anpfiff vor dem Salzburg-Spiel Ende September war auch der buchstäbliche Anpfiff für die Wende: Das Phlegma wurde abgelegt, es wird gebissen und gekämpft.
"Die Arbeit erntet Früchte. Wir spielen engagiert Fußball mit viel Herzblut und belohnen uns für diese Leistungen", sagte Benedikt Höwedes.
- Selbstvertrauen:
So sehr die Schalker Negativserie auf das Gemüt schlug, den Kopf und die Beine schwer werden ließ, so leicht und spielend läuft es nun in der Zeit des Erfolgs.
Mit jedem Erfolgserlebnis wird die Brust breiter. Und die dringend benötigte Stabilität größer. Bisweilen sieht es nicht nur nach erfolgreicher Maloche, sondern sogar nach Fußball aus.
- Umfeld:
Nach der Niederlagenserie zu Beginn wurde es unruhig, aber ausnahmsweise verlor mal keiner der Verantwortlichen den Kopf. Es wurden Ruhe bewahrt und die Nerven behalten.
"Ich finde, dass wir gut und sachlich damit umgegangen sind. Wir sind gestärkt aus der Situation herausgegangen", sagte Höwedes.
Doch der Kapitän ist auch der Mahner.
Zum einen warnte er vor verfrühter Euphorie, schließlich steht Schalke erst bei sieben Punkten. Zum anderen davor, bereits an das Derby zu denken. Vorher steht schließlich noch Nürnberg an.
"Sehr gut. Das ist ja unglaublich, wie hier gelernt wird", sagte Heidel. Und lachte. Noch so ein untrügliches Zeichen, dass es wieder läuft auf Schalke.