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Sperre für Hakan Calhanoglu: Anwalt Christoph Schickhardt übt Kritik

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Sperre für Hakan Calhanoglu: Anwalt Christoph Schickhardt übt Kritik

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Calhanoglu-Anwalt: "Bösewicht Trabzonspor"

Leverkusens Hakan Calhanoglu wird für einen Vertragsverstoß aus dem Verkehr gezogen. Bei SPORT1 macht sein Anwalt Christoph Schickhardt dem türkischen Klub Trabzonspor Vorwürfe.
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© SPORT1-Grafik: Imago/ Getty Images
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Die nächsten vier Monate wird Hakan Calhanoglu kein Pflichtspiel mehr bestreiten. 

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Der Mittelfeldspieler von Bayer Leverkusen wurde vom Internationalen Sportgerichtshof CAS für den Rest der Saison gesperrt. Hintergrund ist ein geplatzter Transfer 2011 zum türkischen Erstligisten Trabzonspor.

Als Schuldiger wurde - auch von Calhanoglu selbst - dessen Vater ausgemacht. Bei SPORT1 sieht es Anwalt und Sportrechtsexperte Dr. Christoph Schickhardt etwas anders.

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SPORT1: Herr Schickhardt, wie bewerten Sie als Rechtsexperte die Sperre von Hakan Calhanoglu?

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Dr. Christoph Schickhardt: Das ist ein fast einmaliger Fall, der aber auch exemplarisch ist für einen jungen Sportler, der keine Lebenserfahrung hat und sich möglicherweise verstrickt und auf Abwege kommt. Das Urteil ist natürlich sehr hart. Es trifft einen Spieler, der im Grunde unschuldig ist.

SPORT1: Wer trägt dann die Verantwortung?

Schickhardt: Ich habe mir das Urteil durchgelesen. Schuld ist der türkische Verein, der sich über alles hinweggesetzt hat, was geregelt ist im Weltfußball. Er hat mit einem 17-Jährigen einen Fünf-Jahres-Vertrag abgeschlossen. Das ist verboten. Er hätte mit Calhanoglu gar nicht verhandeln dürfen, ohne den Karlsruher SC zu informieren. Der Vertrag hätte gar nicht geschlossen werden dürfen.

SPORT1: Und doch ist Trabzonspor vor Gericht durchgekommen…

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Schickhardt: Sowohl die FIFA als auch der CAS haben erkannt, welche Rolle Trabzonspor gespielt hat. In dem Urteil wird das Verhalten des Klubs auch angeprangert. Deshalb haben die Richter am CAS auch nur 100.000 Euro Geldstrafe festgelegt. Die Strafe müsste eigentlich viel höher sein, ist aber durch das Fehlverhalten des Vereins reduziert worden.

SPORT1: Muss man das Verhalten von Calhanoglus Vater nicht rügen?

Schickhardt: Das sind interfamiliäre Dinge, dazu will ich keine Stellung nehmen. Ich bin weit davon entfernt, Schuldzuweisungen vorzunehmen. Klar ist nur, dass der Spieler selbst nichts dafür kann. Der Bösewicht in dem Fall ist der türkische Verein, der alle Regelungen der FIFA missachtet hat. Ein 17-jähriger Junge kann diese Hintergründe und Fallstricke nicht erkennen. Deswegen ist es auch ein Musterbeispiel dafür, dass man jungen Spielern auch nur raten kann, verantwortungsvolle Anwälte mit solchen komplizierten Fällen zu betrauen, die dafür haften. Der Spieler wusste gar nicht, was er unterschreibt - davon gehe ich ganz sicher aus.

SPORT1: Was genau ist Calhanoglu denn zum Verhängnis geworden?

Schickhardt: Der Spieler ist nur in diese Zwickmühle geraten, aus der es keinen Ausweg mehr gab, weil der KSC von seinem Optionsrecht Gebrauch gemacht hat. Erst dadurch ist der Spieler in die Bredouille geraten, was der Vater damals nicht berücksichtigt hat. Die Türken wussten, dass auch der Papa die Zusammenhänge nicht versteht. Da hätte es einen Anwalt gebraucht, der irgendwann gemerkt hätte, dass man den Vertrag in der Türkei keinesfalls hätte unterschreiben dürfen.

SPORT1: Gibt es denn noch Chancen, die Sperre anzufechten?

Schickhardt: Jein. Dieses Urteil des CAS ist in der Vielzahl der Fälle nicht erfolgsversprechend angreifbar. Wir werden das Urteil aber noch einer genauen Prüfung unterziehen und auch noch mal Schweizer Rechtsexperten hinzuziehen, um zu prüfen, ob es eine Chance gibt, das Urteil vor dem Schweizer Bundesgericht wegen Verstößen anzufechten. Das ist die letzte Ausfahrt in diesem Fall. Die Chancen sind statistisch aber nicht besonders groß.

SPORT1: Wie ist die Rolle von Bayer Leverkusen in diesem Fall zu bewerten?

Schickhardt: Das ist natürlich tragisch für Bayer Leverkusen, das zwar betroffen aber nicht beteiligt ist. Die können überhaupt nichts dafür. Die haben sich auch völlig korrekt verhalten und den Spieler unterstützt während des langen Verfahrens, das sich über vier Jahre hingezogen hat. Für den Klub ist es bitter, Calhanoglu in dieser wichtigen Phase der Meisterschaft nicht zur Verfügung zu haben. Man muss aber auch deutlich sagen: Leverkusen hätte damals auch sowas nie gemacht mit einem 17-Jährigen. Die anständigen deutschen Vereine, die gut geführt sind, machen so etwas nicht.

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SPORT1: Was raten Sie Spielern, denen es nicht so ergehen soll wie Hakan Calhanoglu?

Schickhardt: Ich kann nur raten, sehr gewissenhaft mit der eigenen Karriere umzugehen. Das gilt auch für die Eltern, die Verwandten, die im Umkreis sind. Der Spieler hat nur eine Chance, seine Karriere optimal zu gestalten. Und wenn er gleich am Anfang einen Fehler macht, dann ist das sehr nachteilig. Ich kann nur raten: Ziehen Sie einen qualifizierten Anwalt bei, der mit einem guten und seriösen Berater diese Dinge durchgeht. Der Fallstrick bei Calhanoglus Vertrag steht ja nicht auf Seite eins, sondern in diesem Fall auf Seite 18. Den findet ein Experte in der Regel.

SPORT1: Befürchten Sie, dass die Karriere Calhanoglus durch diesen Vorfall Schaden genommen hat?

Schickhardt: Das schadet ihm in der aktuellen Situation, weil er seit vier Jahren damit belastet ist. Es schwebt die ganze Zeit ein Damoklesschwert über ihm. Die Strafe ist hart, aber absehbar. Er kann jetzt zur Ruhe finden, gut trainieren und dann weiß er: Im Sommer kann ich wieder voll angreifen mit einem freien Kopf. Mein Rat wäre nur: Das ist jetzt nicht der richtige Moment, über einen Vereinswechsel nachzudenken. Er ist Gott sei Dank noch jung und hat noch zehn Jahre vor sich. Wenn man in so einer Situation bei einem Verein wie Bayer Leverkusen ist mit einem Sportdirektor wie Rudi Völler - etwas Besseres kann einem nicht passieren.