Nachdem die Festung gefallen war und Borussia Dortmund im brisanten Duell mit RB Leipzig erstmals seit zweieinhalb Jahren ein Bundesliga-Heimspiel verloren hatte, zeigte sich Peter Bosz als guter Verlierer.
Leipzigs Matchplan geht auf
"Ich gratuliere Leipzig. Das ist das erste Mal, das ich das mache", sagte der BVB-Trainer nach seiner ersten Niederlage in der Bundesliga. Leipzig habe "zu Recht gewonnen", ergänzte der Niederländer.
Der Spitzenreiter hatte gegen den Vize-Meister nach einem 90-minütigen Spektakel zweier entfesselter Mannschaften mit 2:3 (1:2) verloren. Doch Bosz hatte eine etwas andere Sicht der Dinge. "Ich fand, dass es kein großartiges Spiel war. Es gab viele Zweikämpfe und es war spannend, aber es war kein guter Fußball. Wir hatten große Mühe mit ihrem Pressing", sagte der BVB-Trainer bei Sky.
Hasenhüttl voller Stolz
Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl war nach dem starken Auftritt seiner Mannschaft besser gelaunt: "Ich bin unglaublich stolz. Was wir heute geleistet haben, war wirklich sensationell", lobte Hasenhüttl sein Team. "Wir sind sozusagen All-In gegangen."
"Wir haben trotz des nicht optimalen Beginns an unseren Matchplan geglaubt. Wir haben immer wieder nach vorne Nadelstiche gesetzt und es mit so viel Leidenschaft über die Runden gebracht. Wenn man hier gewinnt, dann muss man einiges richtig machen", meinte der Österreicher voller Stolz.
Dortmund vor Bayern und Leipzig
Trotz der ersten Heimpleite seit dem 4. April 2015 (0:1 gegen Bayern München) haben die Dortmunder an der Tabellenspitze noch zwei Punkte Vorsprung auf den Rekordmeister. Leipzig rückte aber auf drei Punkte heran. (Tabelle der Bundesliga)
Auch ein Blitztor von Pierre-Emerick Aubameyang (4.) verlieh dem zuvor in 41 Liga-Heimspielen ungeschlagenen, jedoch defensiv erneut sehr wackligen BVB keine Sicherheit.
Platzverweise für Sokratis und Ilsanker
Marcel Sabitzer schlug vor 80.100 Zuschauern umgehend zurück (10.), Yussuf Poulsen veredelte eine sensationelle Vorarbeit Brumas zum 1:2 (25.). Mindestens fragwürdig war der Elfmeter, den Jean-Kevin Augustin (49.) für RB verwandelte. (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)
"Der Schiedsrichter und sein Gespann haben es sehr gut gemacht. Da gibt es keinen Vorwurf von uns, wir müssen auf uns schauen, das war nicht optimal. Drei Tore zu Hause zu kassieren, das darf uns nicht passieren", sagte Mario Götze bei Sky.
Sokratis hatte den Franzosen am Trikot gezupft und sah die Rote Karte - daran änderte auch nichts, dass Schiedsrichter Deniz Aytekin den Video-Assistenten zurate zog. Gelb-Rot sah wenig später Leipzigs Stefan Ilsanker (56.), weil er einen Konter unterbunden hatte. Aubameyang (64., Foulelfmeter nach Videobeweis) gelang mit seinem zehnten Saisontor der Anschlusstreffer.
"Wir haben einfache Tore bekommen, das darf nicht passieren. Es ist dann schwer, wenn man zurück liegt, Leipzig kontert sehr gut. Die Rote Karte war ein kleiner Genickschlag", ordnete Gonzalo Castro die entscheidenden Szenen ein.
(Alle Highlights der Partie am Sonntag um 9.30 Uhr und 13.30 Uhr in Bundesliga Pur im TV auf SPORT1)
Friedliche Proteste im Vorfeld
Der Protestmarsch der Dortmunder Fans vor dem Hochsicherheitsspiel war friedlich verlaufen. Etwa 2000 BVB-Anhänger hatten sich gegen 16.00 Uhr unter Red-Bull-Schmähungen mit kommerzkritischen Transparenten Richtung Signal Iduna Park aufgemacht - "ohne Zwischenfälle", wie ein Polizeisprecher kurz vor dem Anpfiff sagte.
Auch die 3000 Gästefans erreichten ihren Block ohne Probleme - im Februar waren bei Angriffen Dortmunder Randalierer zehn Personen verletzt worden.
Die folgende Aufregung nahm die Südtribüne mit Ironie: "Die Wand der Schande grüßt die Schande der Liga", stand auf einem Riesenbanner. Es gab abermals viele Anti-RB-Plakate, aber weit weniger aggressiven Inhalts als vor acht Monaten.
Toljan und Bürki sehen schlecht aus
Auf dem Platz ging es von der ersten Sekunde an zur Sache. Die Leipziger hatten sich - ohne Nationalspieler Timo Werner - noch nicht an die Atmosphäre gewöhnt, da stibitzte Aubameyang den Ball von Ilsanker, stürmte aufs Tor zu und verwandelte zu seinem neunten Saisontreffer.
Beim postwendenden Ausgleich sahen Jeremy Toljan und der zuvor gegen Augustin (7.) noch glänzende Torhüter Roman Bürki schlecht aus. (Spielplan und Ergebnisse der Bundesliga)
Leipzig zeigt sein Potenzial
Dortmunds Druck auf Leipzig war anfangs enorm - doch befreite sich der Vize-Meister, wirbelten besonders Naby Keita und der enorm antrittsschnelle Bruma rund um den BVB-Strafraum. Das 1:2 war eine Show: Der Portugiese Bruma setzte sich glänzend über links durch, tanzte Toljan auf der Torlinie aus und bediente Poulsen.
"Wir haben heute viel gezeigt, was wir können. Wir sind als verdienter Sieger vom Platz gegangen", resümierte der Däne.