So rasant wie die Karriere von Renato Sanches Fahrt aufnahm, so schnell ging es mit dem Wunderkind auch wieder bergab.
Heynckes' Plan für Renato Sanches
Nur 24 Spiele in der portugiesischen Liga, Wechsel für 35 Millionen Euro zum FC Bayern, Auszeichnung zum Golden Boy und eine starke Europameisterschaft inklusive EM-Titel. Danach: Kaum Einsätze in München, Frust und Ausleihe zu Swansea City nach Wales. Dort wird der 20-Jährige nun aber auch nicht glücklich.
Bisher machte Sanches neun Spiele in der Premier League und konnte nie überzeugen. In den letzten beiden Spielen schaffte es der Mittelfeldspieler nicht einmal mehr in den Kader.
Gerücht um Rückkehr im Winter
Wie geht es jetzt weiter mit Sanches? Das portugiesische Internetportal Maisfutebol berichtete nun sogar, das Leihgeschäft zwischen Bayern und Swansea solle schon in der Winterpause beendet werden, weil die Waliser nicht weiter mit Sanches planten.
Aber: Weil er zu Saisonbeginn im Supercup gegen Dortmund für sechs Minuten zum Einsatz kam, bestritt der Portugiese in dieser Saison bereits Pflichtspiele für zwei Vereine - und dürfte für keinen dritten mehr auflaufen.
Von einer Rückkehr nach München will man beim FC Bayern jedoch auch nichts wissen, das stellte Trainer Jupp Heynckes am Freitag unmissverständlich klar. "Es ist überhaupt nicht darüber gesprochen worden, ihn wieder zurückzuholen. Das ist etwas, was mich jetzt natürlich überrascht", sagte der 72-Jährige.
Derzeit räumt Heynckes dem Youngster ohnehin keinerlei Chance beim Herbstmeister ein: "Ich habe daran keinen Gedanken verschwendet. Man muss auch berücksichtigen: Hätte der Junge dann Möglichkeiten, Einsatzzeiten zu bekommen? Beim FC Bayern sind alle Nationalspieler. Im Mittelfeld haben wir sicher nicht den Bedarf wie vielleicht auf der einen oder anderen Position."
Der alte Fußball-Hase Heynckes, der von 1999 bis 2000 Benfica Lissabon trainierte, ließ auch durchblicken, dass der Transfer von Sanches nach München seiner Meinung nach zu früh kam: "Ich kenne den portugiesischen Fußball aus meiner Zeit bei Benfica. Ich weiß, wie Benfica in puncto Nachwuchsarbeit agiert. Ich wusste, dass er nur ganz wenige Spiele in der Saison bei Benfica absolviert hat."
Heynckes' Urteil: Benfica wollte Sanches schnell zu Geld machen, der Spieler war aber noch nicht reif genug für die Bayern und ist es jetzt auch nicht für die Premier League.
So würde es Heynckes machen
Der Coach zeigte aber auch auf, was der Plan der Bayern mit dem Youngster sein könnte: Geduld, Aufmerksamkeit - und auch mal die harte Hand. Denn in seiner kurzen Zeit bei den Bayern erwarb sich Sanches schnell den Ruf des Einzelgängers, der sich auch mal auf dem Trainingsplatz hängen lässt.
"Ich kenne ja die portugiesische Seele. Da muss man sich kümmern. Das sind Jungs, die muss man an die Hand nehmen und führen und dann funktionieren die auch", erklärte Heynckes: "Ich halte ihn für ein großes Talent. Nur: Talent ist das eine. Das andere ist tägliche Arbeit. Disziplin, Integration, Teamplayer werden, das ist ganz wichtig. Aber die jungen Menschen müssen unterstützt und geführt werden. Und ab und zu mal: Klare Kante!"
Den letzten Aspekt untermalte Heynckes lachend mit einer Handbewegung, als würde er die Peitsche schwingen.
In Sachen Zuckerbrot hat der erfahrene Pädagoge seinem jungen Sportdirektor bereits Nachhilfe gegeben: "Ich habe in den letzten Wochen mit Hasan Salihamidzic gesprochen, dass man sich um die Ausleihspieler kümmern muss", plauderte der Trainer aus: "Ich gehe mal davon aus, dass er mit ihm telefoniert hat."
Heynckes verriet auch sein eigenes Geheimnis im Umgang mit jungen Spielern: "Die Kommunikation ist natürlich von Bedeutung. Man muss ihnen sagen, dass sie das Potenzial für Bayern München haben."
Genau diese Fürsorge wäre wahrscheinlich auch wichtig für Renato Sanches.
Das Problem ist nur: Sollte er im Sommer um seine letzte Chance bei den Bayern kämpfen dürfen, ist Übergangstrainer Heynckes schon wieder zurück im Ruhestand.