Jose Mourinho beantworte gerade Interviewfragen, als ihn ein Fan störte. Ein großer Mann mit Pferdeschwanz schlich sich von hinten an und klopfte dem Starcoach auf den Rücken.
Das Duell der Superdiven
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Mourinho wirkte irritiert. Doch als der er den Störenfried erkannte, blitzte ein Lächeln auf. Jeden anderen hätte Mourinho mit deftigen Flüchen verscheucht. Doch Zlatan Ibrahimovic bekam eine herzliche Umarmung.
Diese Szene aus der vergangenen Champions-League-Saison sagt viel über das Verhältnis der beiden Superdiven aus.
Kein Böses Wort über den Anderen
Mourinho hat schon so ziemlich jeden Star mit Verachtung gestraft. Über Ibrahimovic würde er nie ein böses Wort verlieren. Umgekehrt gilt das gleiche.
So wird auch das Treffen im Prinzenpark im Vorfeld herzlich ausfallen. Dort trifft Paris St. Germain mit Angreifer Ibrahimovic auf den FC Chelsea mit Trainer Mourinho (Di., ab 20 Uhr im LIVETICKER).
Im Champions-League-Achtelfinale begegnen sich zwei echte Luxusensembles. Hier der mit katarischen Millionen aufgepäppelte Klub aus Frankreich, dort das teure Hobby vom russischen Oligarchen Roman Abramowitsch.
Soch PSG-Stars wie Edinson Cavani und Thiago Silva oder die Londoner Ausnahmekönner Eden Hazard und Diego Costa spielen nur eine Nebenrolle. Das Rampenlicht ist für Ibrahimovic und Mourinho vorgesehen.
Ferrari und "The Special One"
Für den Schweden, der sich auch schon mit einem Ferrari vergleicht. Und den Portugiesen, der sich selbst "The Special One" nannte.
Ihr gutes Verhältnis rührt aus der gemeinsamen Zeit bei Inter Mailand. In der Saison 2008/2009 schoss Ibrahimovic das Team von Trainer Mourinho mit 25 Toren zur Meisterschaft.
Nach dieser Saison trennten sich die Wege der beiden Exzentriker. Ibrahimovic nahm ein Angebot vom FC Barcelona. Doch diesen Schritt bereute er hinterher.
Mit dem damaligen Barca-Coach Pep Guardiola überwarf sich Ibrahimovic schnell. In seiner Biographie sprach er später offen über den Unterschied der beiden Trainergrößen.
"Ein unglaublicher Motivator"
"Für Jose Mourinho wäre ich gestorben. Er ist herausragend. Sehr intelligent, ein unglaublicher Motivator. Guardiolas philosophische Ansprachen in der Kabine aber - das ist Müll für Fortgeschrittene", erklärte der Schwede.
Damit punktete er gleich doppelt bei Mourinho. Schließlich ist auch der 52-Jährige in tiefer Abneigung mit Guardiola verbunden.
Mit Ibrahimovic hatte Mourinho nie Probleme. "Er ist eine sehr, sehr einfache Person und charakterlich nicht schwierig", sagte der Trainer vor dem letzten Aufeinandertreffen im April 2014.
Damals setzte er sich mit dem FC Chelsea durch und zog ins Halbfinale der Königsklasse ein.
Auch bei der Neuauflage sind die "Blues" Favorit. In der Premier League sind sie klar auf Titelkurs, haben aktuell schon sieben Punkte Vorsprung auf die Konkurrenz.
Enttäuschung gegen Caen
PSG tritt dagegen auf der Stelle. Platz drei in der Liga ist eine Enttäuschung für den Meister der beiden Vorjahre, zuletzt verspielte der Hauptstadtklub einen Zwei-Tore-Vorsprung gegen SM Caen.
Ibrahimovic sorgte in diesem Spiel für Aufsehen. Er präsentiere seinen mit 50 Namen vollgeschriebenen Oberkörper. So machte der 33-Jährige auf eine Aktion des UN-Welternährungsprogramms aufmerksam.
Nach der Partie regte sich Ibrahimovic über seinen Trainer auf. Laurent Blanc hatte mehrere angeschlagene Spieler eingesetzt. Nach drei Auswechslungen mussten zwei weitere Profis verletzt runter - PSG beendete die Partie zu Neunt.
"Das ist das erste Mal in meiner Karriere, dass ich so etwas erlebt habe", sagte Ibrahimovic.
Glosse über Blanc
Die französische Presse attackierte den Trainer hinterher heftig. "Blanc hat den Teufel herausgefordert", titelte die L'Equipe - und schob am Montag gleich eine Glosse nach.
Darin wird beschrieben, was wäre, wenn Mourinho der Coach von PSG wäre. Drei Angebote soll der Portugiese von der Seine in den vergangenen Jahren erhalten haben. Er hat stets abgelehnt – und damit wohl mindestens einen Spieler enttäuscht.