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DFB-Team nach Polen-Pleite

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DFB-Team nach Polen-Pleite

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Abwehr bis Sturm: Löws Baustellen

Unerfahrene Außenverteidiger, kein Knipser im Angriff, ausgelaugte Mittelfeldstars. Joachim Löw hat einige Problemen zu bewältigen.

Vom DFB-Team berichten Thorsten Mesch und Jochen Stutzky

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Warschau/Essen - Als der Lufthansa-Flug auf halber Strecke zwischen Warschau und Düsseldorf war, sprach der Pilot über die Bordlautsprecher zu den deutschen Nationalspielern und den mitgereisten Journalisten: "Wir überfliegen gerade die Fanmeile in Berlin. Leider sieht man sie durch die Wolken nicht."

Drei Monate, nachdem die deutsche Nationalmannschaft in der Hauptstadt den WM-Titel feucht-fröhlich gefeiert hatte, saßen die Stars schweigend im Flugzeug. Als Gepäck mit an Bord: eine 0:2-Niederlage mit historischen Ausmaßen. 

Viel Arbeit für Löw

Es war nicht nur die erste überhaupt gegen Polen, es war auch die erste Auswärtspleite in einem Qualifikationsspiel seit dem 0:1 in der Türkei im Jahr 1998 und die erste Quali-Niederlage seit dem 0:3 gegen Tschechien vor sieben Jahren.

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Damals war Joachim Löws DFB-Team bereits vorher für die Europameisterschaft 2008 qualifiziert. Bis zur EM 2016 in Frankreich hat der Bundestrainer noch viel Arbeit vor sich. Das zeigte nicht nur das Polen-Spiel, sondern auch schon das 2:4 gegen Argentinien und der glückliche 2:1-Sieg gegen Schottland im September. 

Problemzone Außenverteidiger

In beiden Partien haperte es in der Abwehr, vor allem auf den Außenpositionen. Der zurückgetretene Weltmeister Philipp Lahm hinterlässt eine große Lücke, die von den jungen Spielern nicht ausgefüllt werden kann.

Erik Durm auf der linken Seite, Sebastian Rudy gegen Schottland und Antonio Rüdiger in Polen konnten auf rechts nicht überzeugen.

Bitterer Abend für den Weltmeister: In der EM-Qualifikation muss sich das DFB-Team nach 18 Partien wieder in einem Pflichtspiel geschlagen und erleidet auf dem Weg zur EURO 2016 einen herben Dämpfer. Die SPORT1-Einzelkritik
Beim ersten Gegentreffer durch Polens Arkadiusz Milik sieht auch Deutschlands Keeper Manuel Neuer höchst unglücklich aus. ZUM DURCHKLICKEN: Die Bilder des Spiels
ANTONIO RÜDIGER: Darf in seinem dritten Länderspiel rechts für Sebastian Rudy ran. Anfangs etwas leichtsinnig, hilft dann allerdings mit, Robert Lewandowski einzubremsen. Einmal stoppt er den Münchner mit gutem Stellungsspiel. Aber noch keine Dauerlösung für die rechte Seite. SPORT1-Note: 4
MATS HUMMELS: Erstmals seit der WM im DFB-Dress und etwas wacklig. Verursacht mit schludrigem Pass Boatengs Gelbe Karte. Löscht aber auch viele Brände mit seinem Stellungsspiel. Echter Abwehrchef. Bei seinen seit der WM gefürchteten Kopfbällen nach Ecken allerdings unpräzise. SPORT1-Note: 3,5
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Einzelkritik Polen - Deutschland

Der gelernte Mittelfeldmann Rudy und Innenverteidiger Rüdiger mussten auf ungewohnten Positionen spielen.

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Bei der WM half Shkodran Mustafi aus. In Genua und jetzt in Valencia spielt der 22-Jährige im Abwehrzentrum. Mustafi war in Spanien zuletzt nach überstandener Verletzung in starker Form und kehrte in den DFB-Kader zurück, doch Löw probierte es mit Rüdiger.

Spezialisten fehlen

"Was wir nach wie vor nicht haben, sind Außenverteidiger", sagte Ex-Nationaltorhüter Jens Lehmann am Samstagabend als "RTL"-Experte. "Wenn wir über die Außenverteidiger spielen, haben wir einen Tempoverlust. Rechts ist Rüdiger durch mangelnde Erfahrung und weil er die Position sonst nicht spielt nicht in der Lage, Druck auszuüben", erklärte Lehmann.

Mehr Druck hätte vielleicht von Kevin Großkreutz kommen können, doch der Dortmunder wurde nach Absprache mit dem Bundestrainer nicht nominiert. Ob er jemals zurückkehren wird, wird von vielen Experten bezweifelt.

Heldt macht sich für Aogo stark

Auf links gibt es derzeit kaum Alternativen. Benedikt Höwedes, bei der WM die Überraschung auf dieser Position, ist verletzt. Marcel Schmelzer und Marcell Jansen sind außen vor.

"Dennis Aogo wäre jemand, der da spielen könnte", sagte Schalkes Sportvorstand Horst Heldt am Sonntag im Volkswagen Doppelpass auf SPORT1. Doch Aogo befindet sich nach seinem Kreuzbandriss noch in der Rehabilitation.

Lehmann ging Löw derweil direkt an: "Ihr hattet jetzt acht Wochen. Trotzdem ist auf den Außenverteidigern nicht zu erkennen, wer dafür infrage kommt. Da hätte man sicherlich ein bisschen was entwickeln können", meinte der 44-Jährige, der bei der EM 2008 Löws Stammkeeper war.

Wenige Alternativen im Abwehrzentrum

Im Abwehrzentrum ist die Personaldecke nach Per Mertesackers Rücktritt hinter den gesetzten Jerome Boateng und Mats Hummels dünn geworden.

Höwedes ersetzte im September den verletzten Hummels, nun musste er selbst zuschauen. Matthias Ginter sah man gegen Schottland an, dass ihm noch Erfahrung fehlt.

Gegen Polen stimmte beim ersten Gegentor die Zuordnung im Zentrum nicht. Manuel Neuer kam zu spät aus dem Tor und sah nicht gut aus. Ansonsten ließen Boateng und Hummels gegen Robert Lewandowski nichts zu.

Hummels, der gegen Argentinien und Schottland wegen Oberschenkelproblemen gefehlt hatte, ist aber noch nicht wieder im Spielrhythmus.

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Polen vs. Deutschland - die Bilder der EM-Qualifikation

Verletzte Leistungsträger im Mittelfeld

Im zentralen Mittelfeld muss Löw momentan gleich auf drei Weltmeister verzichten: Bastian Schweinsteiger, Sami Khedira und Mesut Özil sind verletzt und werden auch in den letzten beiden Länderspielen des Jahres gegen Gibraltar und in Spanien fehlen.

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Toni Kroos und Christoph Kramer machen ihre Sache gut, könnten aber durchaus einmal eine Pause vertragen. Doch es mangelt an Alternativen. Es wird noch eine Weile dauern, bis Ilkay Gündogan wieder ins DFB-Team zurückkehrt.

In Schweinsteiger und Khedira fehlen nicht nur zwei Weltmeister, sondern auch Anführer auf dem Platz. Löw ernannte Schweinsteiger zum Kapitän, doch die Binde trägt stellvertretend Manuel Neuer. Der Torhüter beklagte schon vor der Polen-Pleite Schweinsteiges Fehlen als Taktgeber und Sprachrohr.

Hohe Belastung macht sich bemerkbar

In der Offensive wird Marco Reus, der sich gegen Schottland verletzte, schmerzlich vermisst. Mario Götze konnte in Warschau als Özil-Vertreter nicht überzeugen, Andre Schürrle blieb blass. Der Chelsea-Profi hatte vor dem Spiel wegen der zuletzt hohen Belastung das Training reduziert, wirkte nicht fit.

Auch Thomas Müller schien die Frische zu fehlen, zudem musste der Bayer im Angriffszentrum spielen statt auf rechts. "Müller ist auf der Seite besser aufgehoben. Er hat solchen Bewegungsdrang", meinte Lehmann. (PRESSESTIMMEN: "Polen tötet den unersättlichen Riesen")

Auf Müllers Position probierte es Löw mit Karim Bellarabi. Der Leverkusener unterstrich bei seinem Debüt eine starke Form. Mit viel Zug zum Tor und Zweikampfstärke war er dennoch der beste deutsche Spieler. Doch er ließ beste Torchancen liegen. 

Mangelnde Chancenverwertung und Stürmerdiskussion

Die Schwäche im Abschluss war der Hauptgrund für die Pleite in Polen.

Der Mangel an echten Angreifern wird in Expertenrunden und an Stammtischen ein heiß diskutiertes Thema bleiben.

"Wir produzieren im deutschen Fußball keine Außenverteidiger und Stürmer mehr", meinte Lehmann: "Damit muss Jogi zurechtkommen."

Mario Gomez nutzte beim 2:4 gegen Argentinien seine Chance nicht und ist derzeit verletzt. Pierre-Michel Lasogga, den Löw vor der WM einmal nominiert hatte, erhielt keine Einladung mehr.

Der Bundestrainer muss Lösungen für die Probleme im DFB-Team finden. Doch zunächst muss er am Dienstag gegen Irland drei Punkte holen.