"Müller spielt immer." Diesen Satz über Thomas Müller sagte einst sein ehemaliger Bayern-Trainer und Förderer Louis van Gaal.
Lack ab? Müller sucht die Lockerheit
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Wenn Müller nicht spielt, geht die Sache meistens nicht gut aus. Im Champions-League-Halbfinale bei Atletico Madrid verbannte Pep Guardiola ihn aus der Startelf. Bayern verlor 0:1.
In der Nationalelf dasselbe Muster: Im Halbfinale der WM 2010 fehlte Müller wegen einer Gelbsperre - Deutschland verlor 0:1.
Im EM-Halbfinale 2012 setzte ihn Löw auf die Bank. Als Müller eingewechselt wurde, stand es schon 0:2, Deutschland verlor 1:2 und schied aus.
Immer noch kein EM-Tor
Müller erzielte zehn Tore bei zwei Weltmeisterschaften, er ist für die Nationalmannschaft unverzichtbar. Eigentlich. Denn bei Europameisterschaften wartet er immer noch auf seinen ersten Treffer.
Vor vier Jahren ging er in Polen und der Ukraine leer aus, in Frankreich lief es bislang nicht besser. 16 Torschüsse gab der WM-Torschützenkönig von 2010 ab. Nur Kevin De Bruyne schoss noch häufiger ohne Erfolg auf des Gegners Kasten.
Kratzer im Lack
"Tore sind nicht mein Benzin, sondern der Speziallack auf einem Auto, der es noch besser aussehen lässt", sagte Müller am Dienstag in Evian. Zu behaupten, bei Müller sei der Lack ab, wäre übertrieben und despektierlich. Aber der Lack hat leichte Kratzer bekommen.
Müller verdient sich Respekt nicht nur durch Tore, sondern weil er ein überragender Teamplayer ist.
"Thomas macht unheimlich viele Wege für die Mannschaft", stellt Joachim Löw den Wert des 25-Jährigen für das DFB-Team heraus. Müller bestritt die zweitmeisten Zweikämpfe (147, davon 47 gewonnen) aller EM-Spieler. Nur der Isländer Kolbeinn Sigthorsson toppt ihn um drei direkte Duelle.
"Das Außergewöhnliche nicht hinbekommen"
Doch Müller weiß, dass auch er letztlich an Toren gemessen wird.
Im Viertelfinale gegen Italien war er zweimal nah dran, auch im Gruppenspiel gegen Nordirland, als er nur die Latte traf. "So viele Torchancen hatte ich noch nicht. Und wenn ich sie hatte, habe ich das Außergewöhnliche nicht hinbekommen, ihn reinzumachen", sagt Müller.
Keine Zweifel bei Oliver Bierhoff
Nach außen hin scheint es, als belaste ihn das fehlende Erfolgserlebnis nicht. Müller ist nie um einen Spruch verlegen und stets gutgelaunt.
"Ich habe im Duden unter 'Lockerheit' nachgeschlagen, da ist ein Foto von Thomas Müller drin", witzelte Teammanager Oliver Bierhoff.
Doch wenn man Müller in den vergangenen Wochen auf dem Platz genau beobachtet hat, sah man ihn häufig hadernd und auf Gegner und Mitspieler einredend. Ihm fehlten die Leichtigkeit und Unberechenbarkeit, die sein Spiel eigentlich auszeichnen.
"Ein Tor würde mir gut tun, dann hätte ich Ruhe", sagte er. Auch wenn er es nicht zugibt, scheint er doch etwas genervt zu sein von seiner Flaute.
Joachim Löw glaubt an ein Müller-Tor
Dem Bundestrainer bereitet diese keine Sorgen. "Natürlich hätte ihm ein Tor gut getan, aber er lässt sich nicht von solchen Dingen runterziehen", erklärte Löw zuletzt: "Ich habe das Gefühl, dass Thomas, wenn wir wirklich ein Tor brauchen, dann eins macht."
Das Halbfinale gegen Frankreich wäre ein guter Zeitpunkt. Dass Müller auch am Donnerstag spielt, daran besteht trotz Tor-Krise kein Zweifel.