Mario Mandzukic stand mit ausgebreiteten Armen ratlos vor den tobenden kroatischen Fans, zischend flogen ihm die bengalischen Feuer entgegen.
Kroaten fassungslos: "Das war Terror"
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Auch sein Kapitän Darijo Srna versuchte vergeblich, die skandalösen Szenen im Block zu unterbinden.
Trotz einer 2:1-Führung lieferten sich Teile des kroatischen Anhangs wüste Schlägereien auf der Tribüne, ein herbeigeeilter Ordner wurde von einem Feuerwerkskörper getroffen und anscheinend verletzt.
"Das war Terror. Ich nenne diese Leute Hooligans, nicht Fans, das sind Terroristen!", schimpfte der erschütterte Nationaltrainer Ante Cacic: "Ihr Platz ist nicht im Stadion. Gegen Italien in Split gab es Nazi-Zeichen, die ruinieren alles, was wir tun. Das ist eine Schande vor den Augen ganz Europas! Wir sind sehr traurig, obwohl wir ein wunderbares Spiel abgeliefert haben."
Selbst Staatspräsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic schaltete sich ein. Sie bezeichnete die Randalierer am Abend als "Staatsfeinde, die ihre Mannschaft und ihr Land hassen. Schämt euch!"
Tschechien gleicht nach Pyro-Skandal aus
Als Schiedsrichter Mark Clattenburg (England) das Spiel nach vier Minuten wieder fortsetzte, waren die kroatischen Spieler vollkommen aus dem Konzept.
Den späten Ausgleich zum 2:2 (1:0) durch einen Handelfmeter von Tomas Necid (90.+3) und das Nachsitzen auf dem Weg ins EM-Achtelfinale haben sie auch dem skandalösen Verhalten ihrer Fans in St. Etienne zu "verdanken".
Eine heftige Strafe der UEFA wird folgen. Am Samstag wird der Verband die Ermittlungen aufnehmen.
Verschwörungstheorie von Rakitic
"Das richtige Wort für diese Leute ist im Fernsehen nicht erlaubt!", sagte der erschütterte Ex-Schalker Ivan Rakitic im ZDF. "Ich möchte mich bei der UEFA und der tschechischen Nationalmannschaft entschuldigen."
Dem Schiedsrichter unterstellte er dann aber, er habe sich beeinflussen lassen: "Es ist kein Zufall, dass dann noch ein Elfmeter kommt, um uns einen mitzugeben."
Rakitic hatte nach dem Führungstreffer des früheren Wolfsburgers Ivan Perisic (37.) das 2:0 erzielt (59.), Kroatien schien mit einer grandiosen Leistung zu einem Titelanwärter aufzusteigen, ehe das Spiel kippte.
Die lange überforderten Tschechen kamen durch Milan Skoda (76.) heran. In der 85. Minute begann wie aus dem Nichts die Randale im kroatischen Block.
"Nach dieser Situation war es sehr schwierig, weiterzuspielen", räumte Ex-Wolfsburger Perisic im Gespräch mit SPORT1 ein. "Wir haben schon seit ein paar Jahren solche Probleme mit unseren Fans. Das ist aber immer nur eine kleine Gruppe von 20, 30 Leuten, die Scheiße machen."
Kroatien mit guten Karten fürs Achtelfinale
Nach dem Sieg gegen die Türkei zum Auftakt (1:0) hat der WM-Dritte von 1998 dennoch beste Chancen, das Achtelfinale zu erreichen.
Die Tschechen, die ihr erstes Spiel 0:1 gegen Spanien verloren hatten, verbesserten ihre Ausgangsposition in der Gruppe C ein klein wenig: Mit einem Sieg gegen die Türkei könnten auch sie noch weiterkommen.
Srna weint hemmungslos
Einen bewegenden Moment gab es im Stade Geoffroy Guichard, als die Nationalhymnen gespielt wurden. Srna weinte hemmungslos, seine Mitspieler nahmen ihn danach in den Arm.
Am vergangenen Sonntag war Srnas Vater Uzeir verstorben, der Sohn war daher nach dem Sieg gegen die Türken nach Hause geflogen, auch Nationaltrainer Ante Cacic wohnte dem Begräbnis am Mittwoch bei.
Srna spielte gewohnt solide als rechter Außenverteidiger, er trieb an, munterte auf. Im Mittelpunkt stand auf dem Feld aber eher Luka Modric, der Schütze des Treffers beim 1:0 gegen die Türkei.
Während Rakitic eine Art hängende Spitze spielte, ließ sich Modric immer wieder zwischen die beiden Innenverteidiger zurückfallen, um das Spiel seiner Mannschaft von hinten anzukurbeln.
Kroatien entgleitet die Führung
Tschechien musste sich auf Petr Cech verlassen, der beim 0:1 gegen Spanien im ersten Gruppenspiel so prima gehalten hatte - und der Routinier machte seine Sache zu Beginn sehr gut.
Nach 75 Sekunden schon wehrte er einen wehrte er einem Kopfball von Mario Mandzukic ab. Dann verpasste Perisic knapp bei einer Hereingabe von Mandzukic (21.), Cech rettete mit dem Fuß bei einem Solo von Rakitic (36.).
Beim Schuss von Perisic war Cech machtlos, er musste vor allem verärgert sein über seine Vorderleute, die den Torschützen nur mit deutlichem Sicherheitsabstand verfolgten.
Auch beim Treffer von Rakitic kamen sie nicht in die Zweikämpfe, die sie hätten gewinnen müssen. Vor allem, weil die Kroaten gut kombinierten.
Dann fühlten sie sich offensichtlich zu sicher, und die Fans nahmen Einfluss auf das Spiel.