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SPORT1-Gastkolumne zur EM: Pierfrancesco Archetti über Italien - Deutschland

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SPORT1-Gastkolumne zur EM: Pierfrancesco Archetti über Italien - Deutschland

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Kolumne: Italien hat nichts zu verlieren

In seiner Gastkolumne für SPORT1 erklärt Gazzetta-Journalist Pierfrancesco Archetti, warum Viertelfinal-Gegner Italien so stark ist und nichts zu verlieren hat.
Pierfrancesco Archetti über den Juve-Block
Pierfrancesco Archetti über den Juve-Block
© SPORT1-Grafik/Getty Images

Nach den Erfolgen bei der Europameisterschaft herrscht in Italien plötzlich Euphorie.

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Vor der EM hatte kaum jemand erwartet, dass die Squadra Azzurra so erfolgreich spielen würde, denn Trainer Antonio Conte musste wichtige Leistungsträger ersetzen.

Andrea Pirlo ist nicht mehr dabei, sein Vertreter Marco Verratti (PSG) ist verletzt, Claudio Marchisio (Juventus) auch. Das ist, als würden bei Deutschland Toni Kroos, Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger fehlen. Dazu hat Daniele De Rossi eine Beckenverletzung, Thiago Motta ist gegen Deutschland gelbgesperrt.

Antonio Conte hat trotz aller Probleme etwas geschafft, was nicht so einfach erklärbar ist. Italiens Erfolg hat etwas mit Psychologie zu tun.

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Der Trainer und die Spieler ruhen in sich. Keiner hat etwas zu verlieren. Conte nicht, er trainiert nach der Saison den FC Chelsea. Dass ein Trainer während eines Turniers schon einen Vertrag bei einem Verein hatte, so etwas hat es in Italien noch nicht gegeben.

Italien hat von einigen Einzelspielern her die vielleicht schwächste Mannschaft der letzten 20 Jahre. Sie besteht aus einer Mischung, die es vorher nicht gegeben hat und die es nie wieder geben wird. Niemand könnte ihr oder dem Trainer etwas vorwerfen, wenn es schiefgeht.

Italiens wohl größte Stärke ist der Abwehrblock von Juventus mit Gianluigi Buffon, Andrea Barzagli, Leonardo Bonucci und Giorgio Chiellini. Die vier hinten sind wie eine andere Mannschaft, eine Übermannschaft. Mit Juve haben sie fünf Mal in Folge den Scudetto gewonnen. Sie kennen keine Angst, sie sind Siegertypen.

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Mario Balotelli, der Deutschland-Schreck von 2012, ist nicht mehr dabei. Es gibt keinen Star mehr mit Privilegien. Es gibt nicht mehr einen, der für sich selbst spielt, es spielen elf für die Mannschaft.

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Andere Spieler wie Emanuele Giaccherini, Graziano Pelle oder Eder sind oder waren außerhalb Italiens völlig unbekannt. Oder kannten Sie Giaccherini? Na also. Eder war gut bei Sampdoria Genua, im Winter wechselte er zu Inter Mailand - aber dort hat er in der Rückrunde nur ein Tor geschossen.

Pelle spielt in England bei Southampton, Giaccherini hat zwei Jahre in Sunderland gespielt, war vergangene Saison an den FC Bologna ausgeliehen.

Beide haben in der Premier League viel gelernt, denn der Fußball dort funktioniert anders als in der Serie A. In England wird nicht jedes kleine Foul gepfiffen wie in Italien. Sie wissen ihren Körper besser einzusetzen und sind nicht darauf aus, Freistöße herauszuholen.

Italiens Spielweise entspricht der von Contes Juventus. Die 1:4-Niederlage in Deutschland im März hat keine Aussagekraft, es war ein Freundschaftsspiel.

Deutschland wird vermutlich nicht so spielen können wie gegen Nordirland und die Slowakei mit fünf, sechs Spielern fast auf einer Linie. Entweder es funktioniert und man gewinnt 5:0 - oder man wird von Italien ausgekontert.

Pierfrancesco Archetti ist ein 51 Jahre alter italienischer Journalist. Seit 1990 schreibt er für die Gazzetta dello Sport, seit 1991 berichtet er für Italiens bekannteste und auflagenstärkste Sportzeitung über die deutsche Fußball-Nationalmannschaft.