Martin Kaymer hatte keine Zeit zu verlieren. Nachdem Deutschlands Golfstar beim 40. Ryder Cup den möglichen Auftaktsieg verspielt hatte und auf die Ersatzbank verbannt worden war, schritt er entschlossen auf das Putting-Grün.
Kaymer startet durchwachsen
"Auf den ersten neun Löchern war es okay. Danach haben wir aber wenig Putts reingemacht. Man muss sich an die Grüns hier erst gewöhnen", begründete Kaymer die spontane Übungseinheit.
Gefühlte Niederlage mit Björn
Zuvor hatte er an der Seite des Dänen Thomas Björn in den Fourballs eine gefühlte Niederlage kassiert.
Nach einem furiosen Start lagen die beiden Europäer mit drei Lochgewinnen gegen das US-Duo Rickie Fowler/Jimmy Walker komfortabel in Führung.
Bis zur letzten Bahn des Centenary Golf Course im schottischen Gleneagles sollte diese auch halten - dann aber gelang den Amerikanern der schmeichelhafte Ausgleich.
"Das ist etwas enttäuschend", sagte Kaymer und stellte selbstkritisch fest: "Ich hätte die Partie entscheiden können. Der Ball wollte aber nicht fallen."
Kaymer schiebt kurzes Training ein
15 Minuten, "vielleicht auch 20", wollte Kaymer deshalb auf dem Übungsplatz verbringen und seine Schwächen mit Blick auf die kommenden zwei Tage ausmerzen.
Zeit dafür blieb nur, weil ihm der europäische Kapitän Paul McGinley auch angesichts der vergangenen Wochen, in denen der 29 Jahre alte Deutsche zahlreiche Turniere gespielt hatte, am Freitagnachmittag eine Erholungspause gönnte.
"Wenn man alle Duelle bestreiten würde, könnte man keine 100 Prozent geben", sagte Kaymer.
Europa dreht auf - Konkurrenz für Kaymer wächst
Nach den Fourballs am Morgen kamen in den Foursomes daher andere Spieler zum Zug - und die machten ihre Sache sehr gut.
Jamie Donaldson (Wales) und Lee Westwood (England) beispielsweise gewannen gegen Jim Furyk/Matt Kuchar.
Zudem bezwangen der Franzose Victor Dubuisson und der Nordire Graeme McDowell, am Vormittag ebenfalls ohne Einsatz, das starke US-Duo Keegan Bradley/Phil Mickelson deutlich.
Trotz der starken teaminternen Konkurrenz blickte Kaymer dem Wochenende zuversichtlich entgegen.
Er werde das Positive aus dem ersten Duell mitnehmen, also vor allem seinen starken Auftakt, bei dem er dem europäischen Duo dank hervorragender Annäherungsschläge zwei Lochgewinne beisteuerte.
"Wir haben mutig und aggressiv gespielt", sagte Kaymer - natürlich nur über die erste Hälfte der Runde. Denn danach verloren er und sein dänischer Kollege ein wenig den Faden und lieferten McGinley so gute Gründe für die Pause.
Die Konstanz fehlt weiterhin
Vor allem Kaymers Spiel war mal wieder von zahlreichen Höhen und Tiefen geprägt.
Einem Glanzschlag folgte ein völlig missratener Versuch, manchmal hatte es sogar den Anschein, als müsse der 14 Jahre ältere Björn seinen Partner durch die schwierigen Phasen schleppen.
"Ein halber Punkt ist aber besser als kein Punkt", sagte Kaymer fast so, also müsse er das Unentschieden rechtfertigen.
"Ich habe mir viele Chancen erarbeitet, und es gibt noch genügend Möglichkeiten zu gewinnen. Das Gute am Ryder Cup ist, dass man sich so richtig reinbeißen kann", erklärte der ehemalige Weltranglistenerste.
Einsatz in den Foursomes ungewiss
Wie viele Chancen Kaymer allerdings noch erhält, ist fraglich. Im Einzel am Sonntag wird er sicher spielen, wahrscheinlich auch in den Fourballs am Samstag.
Weil dort jeder Golfer seinen einzelnen Ball schlägt, sind eine Schwächephase oder misslungene Versuche eines einzelnen Spielers zu kompensieren.
In den Foursomes am Nachmittag allerdings spielt ein Duo nur einen Ball, es sollten daher kontant gute Schläge an den Tag gelegt werden.
Kaymer könnte man da durchaus als ein (kleines) Risiko ansehen.