Caroline Masson war untröstlich. Mit gesenktem Kopf und feuchten Augen verfolgte Deutschlands Top-Golferin beim 14. Solheim Cup in St. Leon-Rot die Jubelszenen der US-Girls - die ausgerechnet sie mit einem einzigen Schlag hätte verhindern können.
Europa verspielt den Solheim Cup
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"Ich fühle mich nicht so gut. Natürlich hätte ich den Ball gerne eingelocht", sagte Masson frustriert im SWR.
Es war das sechste Einzelmatch des Tages, Masson lieferte sich einen packenden Kampf mit Gerina Piller und hätte mit einem Schlag als diejenige in die Annalen eingehen können, die Europa den entscheidenden 14. Punkt brachte - doch ihr Drei-Meter-Putt ging rechts am Loch vorbei.
Im vielleicht wichtigsten Moment ihrer Karriere versagten der 26-Jährigen die Nerven, die USA siegten mit 14,5:13,5 und verhinderten den europäischen Titel-Hattrick.
"Ich habe mich ja zurückgekämpft", sagte Masson später. Und: "Insgesamt war es auch eine gute Partie." Hätte diese den erhofften Ausgang genommen, wäre Masson in die Fußstapfen von Martin Kaymer getreten.
Der hatte 2012 die Europäer mit seinem gelochten letzten Schlag zum Ryder-Cup-Triumph geführt.
Europa verspielt großen Vorsprung
Ähnlich spannend wie damals hätte es am Sonntag vor 29.000 Zuschauern auf der Anlage gar nicht werden müssen, denn nach den insgesamt 16 Vierer-Partien am Freitag und Samstag hatte der Gastgeber relativ komfortabel geführt.
Und zu Beginn der Einzel deutete tatsächlich alles auf einen Heimsieg hin, ehe die USA ins Rollen kamen und letztlich doch wie erwartet den Titel holten.
Den entscheidenden Punkt holte also nicht Masson für Europa, sondern Paula Creamer für die USA - ausgerechnet gegen die Düsseldorferin Sandra Gal.
Damit endete der Solheim Cup, der erstmals in Deutschland ausgetragen worden war, für Masson ebenso frustrierend wie für Gal. Die 30-jährige Gal hatte an den ersten beiden Tagen glänzend gespielt und bis zum Sonntag 2,5 Punkte für Europa geholt.
"Ich denke, dass die Begeisterung der Fans sich auch auf mein Spiel ausgewirkt hat", sagte Gal, die im beschaulichen Ort nahe Heidelberg von ihrem Lebensgefährten, Freunden und Familie unterstützt wurde, zu den Vorstellungen am Freitag und Samstag.
Auch Gal verliert im direkten Duell
"Es ist sehr schwer zu beschreiben. Diese Energie, die in der Luft liegt, ist sehr speziell."
Auch am Schlusstag überzeugte die Deutsche zunächst, der erfahrenen Creamer lieferte Gal zu Beginn der Runde einen packenden Kampf.
Am sechsten Loch aber verbuchte die Amerikanerin, die bereits zum sechsten Mal beim Solheim Cup abschlägt, mit einem Birdie den ersten Lochgewinn.
An Bahn sieben und acht baute Creamer mit den nächsten Birdies ihren Vorsprung sogar auf.
Als die Partie nach einem weiteren Lochgewinn der Amerikanerin am elften Loch entschieden schien, verkürzte Gal ihrerseits mit dem ersten Birdie des Tages direkt danach den Abstand. Es war aber nicht mehr als Ergebniskosmetik.