Am Tag nach ihrer glanzvollen Rückkehr auf das Handball-Feld widmete sich Susann Müller ganz ihrem lädierten Ringfinger.
Deutschland träumt vom Halbfinale
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"Ich spüre die Verletzung jetzt wieder mehr, aber die Schmerzen sind erträglich", sagte die Torjägerin.
Den hart erkämpften 26:24-Erfolg der deutschen Handballerinnen gegen Kroatien und den damit verbundenen Einzug in die EM-Hauptrunde hatte sie da längst abgehakt.
"Brauchen dringend die Punkte"
"Wir haben unser erstes Ziel erreicht, brauchen aber dringend die Punkte aus dem nächsten Spiel", sagte Müller mit Blick auf die so wichtige letzte Vorrundenpartie gegen Schweden am Freitag (Fr., ab 17.55 Uhr LIVE im TV auf SPORT1).
Gegen den Vize-Europameister von 2010 entscheidet sich, ob die Mannschaft von Bundestrainer Heine Jensen mit 2:2, 1:3 oder 0:4 Punkten in die Hauptrunde geht.
"Das wird eine große Herausforderung, denn Schweden verfügt über eine hervorragende Abwehr mit großen Spielerinnen. Die Partie ist unser nächstes Finale in diesem Turnier", sagte Müller. Und Coach Jensen brachte es auf den Punkt: "Wir brauchen beide Punkte, um in der Hauptrunde eine Chance auf das Halbfinale zu haben."
Comeback nach sieben Wochen Pause
Dass die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) überhaupt noch von einer Medaille träumen darf, hat vor allem einen Grund: Susann Müller.
Gegen Co-Gastgeber Kroatien feierte die WM-Torschützenkönigin nach siebenwöchiger Trainingspause ein beachtliches Comeback.
Erst wenige Stunden vor der Partie nachnominiert, avancierte Müller mit fünf Treffern nicht nur zur besten Schützin ihres Teams, sondern war auch sonst Dreh- und Angelpunkt im deutschen Angriffsspiel.
Sonderlob für Müller
"Es war klar, dass die gegnerische Abwehr auf sie reagieren würde und sich so Räume für ihre Nebenleute ergeben", sagte Jensen und sprach ein Sonderlob aus: "Sie hat sich sehr gut in das Spiel integriert und der Ball lief viel flüssiger mit einer Linkshänderin im Rückraum."
Der Däne war nach dem trostlosen EM-Auftakt gegen die Niederlande (26:29) volles Risiko gegangen, hatte Müller früher als geplant einfliegen lassen - und damit alles richtig gemacht.
"Kann keine Weltwunder vollbringen"
Müller selbst, die sonst für den ungarischen Champions-League-Sieger Györi ETO auf Torejagd geht, wollte ihre Leistung nicht überbewerten.
"Jede von uns ist ersetzbar. Ich kann schließlich auch keine Weltwunder vollbringen", sagte die 26-Jährige und hob lieber das Kollektiv hervor: "Wir haben mit Herz, Leidenschaft und Charakter gespielt. Das war der Unterschied."
Auch wenn die Punkte gegen das vorzeitig ausgeschiedene Kroatien nicht in die Hauptrunde mitgenommen werden, habe das Spiel vor allem eines gezeigt. "Jetzt wissen wir, dass wir unter Druck spielen können", sagte Müller und schmunzelte.