Filip Jicha, seit Sonntag 33 Jahre alt, ist ein Mann mit Manieren. Er bedankte sich also artig für "das beste Geburtstagsgeschenk" an diesem Tag.
Kiel macht's den Bayern vor
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"Die Leistung unserer Mannschaft" nämlich - beim 31:23 gegen Pick Szeged, gleichbedeutend mit dem Einzug des THW Kiel ins Final Four der Handball-Champions-League.
"Es ist großartig, wieder Teil eines so besonderen Events zu sein", sagte Jicha. Großartig einerseits, aber auch der Anspruch der besten deutschen Handballmannschaft.
Zwei Tore Rückstand aufgeholt
Nicht nur in dieser Hinsicht tun sich Parallelen zu einem anderen Rekordmeister und mehrmaligen Champions-League-Sieger auf: Zu den Fußballern des FC Bayern natürlich, die am Dienstagabend (20.15 Uhr im LIVETICKER und in unserem SPORTRADIO SPORT1.fm) den FC Porto zu Gast haben.
Auch in der Allianz Arena geht es um die Runde der besten Vier in der Champions League, um ganz viel Prestige - und auch darum, die Saison nicht international als Misserfolg enden zu lassen.
Der THW Kiel macht es dem FC Bayern (1:3 in Porto) jedenfalls vor – und drehte nach dem Hinspiel in Ungarn (29:31) einen Zwei-Tore-Rückstand.
SPORT1 zeigt, in welcher Hinsicht die Handballer den Fußballern Vorbild sind.
- Schlüsselposition im Tor
Nach knapp einmonatiger Verletzungspause feierte Kiels Torhüter Andreas Palicka sein Comeback.
"Er war fantastisch", sagte Trainer Alfred Gislason, "er hat uns sehr geholfen. Ich bin überhaupt sehr glücklich mit der Leistung meiner Mannschaft, aber ihn muss ich herausheben."
Eine große Torwartleistung in einem großen Spiel also - nichts weniger braucht der FC Bayern gegen Porto auch von Manuel Neuer. Wie Palicka hat der schon mehrmals bewiesen, dass er das zu leisten imstande ist.
- Führungsspieler
Nach SPORT1-Informationen werden sowohl Philipp Lahm als auch Bastian Schweinsteiger nach ihren Erkrankungen gegen Porto im Kader stehen.
Es sind diese erfahrenen, willensstarken Typen - und überhaupt deren Präsenz - die eine Mannschaft braucht, wenn sie mit dem Rücken zum Wand steht. Beim THW Kiel war es Kapitän Filip Jicha, der sein Team mitriss und mit acht Toren bester Werfer war.
"Der Trainer musste nicht viel tun, um die Mannschaft heiß zu machen", sagte Mitspieler Henrik Lundström.
- Cleverness
Sowohl den FC Bayern als auch den THW Kiel plagen in der laufenden Saison viele Ausfälle von Leistungsträgern. Das bedeutet für beide Teams, mit den vorhandenen Kräften zu haushalten.
"Wir waren sehr motiviert", sagte Filip Jicha, "aber vor allem haben wir in der entscheidenden Phase schlauen Handball gespielt."
Für die Bayern und Trainer Pep Guardiola bedeutet das, bei allem Druck und aller Erwartungshaltung kühlen Kopf zu bewahren - damit individuelle Fehler wie im Hinspiel nicht mehr passieren.
- Taktik
Wer mit einem Rückstand in ein K.o.-Spiel geht, der kann nicht mehr abwarten und taktieren. Das galt für die Kieler, das gilt für die Bayern.
"Die erste Hälfte war sehr wichtig", sagte Alfred Gislason. Der THW ging mit einer komfortablen Führung von 18:10 Toren in die Kabine. "Das hat uns in der zweiten Hälfte durch das Spiel geholfen."
Klar: Zwei Tore im Handball sind leichter aufzuholen als im Fußball. Deswegen tickt die Uhr für den FC Bayern umso deutlicher. Ein frühes Tor wäre so wichtig.
- Stimmung
Warum der Heimvorteil in einem Champions-League-Spiel so wichtig ist, erlebte Kiels schwedische Nachverpflichtung Henrik Lundström: "Es ist ein Traum, mit diesen Fans im Rücken zu spielen."
Es macht nun mal einen gewaltigen Unterschied, ob elf Mann ins Halbfinale der Champions League wollen – oder elf plus das ausverkaufte Stadion.
"Wir haben die Unterstützung wirklich gebraucht", sagte Filip Jicha.