Vincent Feigenbutz kämpft gegen Giovanni De Carolis um den WM-Gürtel der WBA - eine historische Chance für den 20 Jahre jungen Badener, der jüngster deutscher Weltmeister aller Zeiten werden kann.
Feigenbutz und der Weltmeister-Irrwitz
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Eine schöne Geschichte, einerseits. Ihr geht allerdings eine merkwürdige Vorgeschichte voraus.
Erst am Dienstag - vier Tage vor dem Fight - wurde die Revanche zwischen Feigenbutz und De Carolis kurzerhard zum WM-Fight erklärt. In einer Aktion, die ein Schlaglicht auf die Gepflogenheiten der Branche wirkt.
Titelchaos verschafft Feigenbutz historische Chance
Der Weltverband WBA hatte das Duell mal eben hochgestuft, dem Fight damit einen glamouröseren Rahmen verschafft.
Denn eigentlich ist Feigenbutz nach seinem umstrittenen Sieg im Hinkampf nur Interims-Weltmeister der WBA im Supermittelgewicht, mehr als die Verteidigung dieses Titels war gegen De Carolis nicht drin - eigentlich.
Im Dickicht der Gürtel und Verbände (alleine in der WBA gibt es mit Superchampion, Weltmeister und Interims-Weltmeister gleich drei Champions) hat die WBA nun aber einen Weg gefunden, erneut einen WM-Gürtel zu vergeben.
Der bisherige Superchampion des Verbands, der US-Amerikaner Andre Ward, ist vom Supermittel- ins Halbschwergewicht aufgestiegen und räumt dadurch seinen Platz auf dem Thron.
Der Russe Fedor Chudinov steigt im gleichen Zug vom Weltmeister zum Superchampion auf - und schon kann Feigenbutz gegen de Carolis Weltmeister werden. Einfacher Weltmeister halt aber nur, nicht Super-Weltmeister.
Alles klar?
Doppel-Titel Gang und Gäbe
Gerade für die WBA ist diese Art von Gürtel-Geschacher nichts Neues.
Die World Boxing Association (WBA) führt beispielsweise in fast jeder Gewichtsklasse gleich zwei Champions - über dem regulären Weltmeister gibt es mehrfach einen Super-, Undisputed- oder Unified-Champion wie Tyson Fury (Schwergewicht), Floyd Mayweather (Weltergewicht) oder eben jetzt Chudinov (Supermittelgewicht).
Aber durch diesen Coup können sich eben auch die "regulären Weltmeister" wie Ruslan Chagaev (Schwergewicht) noch mit einem Titel schmücken, der schöner und vollwertiger klingt als "Interkontinental-Champion" oder ähnliches. Was dem Nimbus "Weltmeister" damit aber auch noch mehr von seiner vermeintlichen Einzigartigkeit nimmt.
Feigenbutz, der den seinerzeit 24-jährigen Graciano Rocchigiani als deutschen Rekordhalter ablösen würde, klingt trotzdem nicht so, als würde ihn das stören.
Sein Lager erfuhr am Dienstag per Fax von der WM-Nachricht. Feigenbutz' Reaktion: "Das ist eine große Sache, ein Lebenstraum. Mir fehlen die Worte."