Es war eine Sensation mit historischer Tragweite - und ein ungeahnter Karriere-Schub, mit dem zu diesem Zeitpunkt niemand gerechnet hatte.
Auf diese Wimbledon-Sensation folgten viele bittere Rückschläge
Auf die Sensation folgten Rückschläge
Am 15. Juli 2023, heute vor zwei Jahren, gewann Marketa Vondrousova den Tennis-Klassiker in Wimbledon - als erste ungesetzte Spielerin überhaupt in der Open Era. Der Triumph katapultierte die Tschechin in neue Höhen, die heute 26-Jährige hat seitdem aber damit zu kämpfen, an ihren größten Coup anzuknüpfen - auch gegen ihren eigenen Körper.
Historischer Wimbledon-Sieg 2023
Die in Prag lebende Vondrousova ging im Sommer 2023 als Nummer 42 der WTA-Weltrangliste in das berühmteste Turnier der Welt.
Die damals 24-Jährige war zu diesem Zeitpunkt kein No-Name - der Finaleinzug bei den French Open 2019 und Olympia-Silber 2020 in Tokio belegten ihr Potenzial. Die Suche nach Konstanz auf hohem Niveau war für Vondrousova allerdings lange vergeblich: Auf den Final-Coup in Paris waren drei Erstrunden-Niederlagen bei Grand Slams gefolgt, über das Achtelfinale hinaus schaffte sie es bei Majors danach vier Jahre nicht mehr.
Dann aber schlug im All England Lawn Tennis and Croquet Club ihre große Stunde.
Tragische Heldin Jabeur verzweifelt
Schon im Viertelfinale sorgte Vondrousova für Aufsehen, als sie die an Nummer 4 gesetzte Jessica Pegula in drei Sätzen niederrang und sich dabei nach einem 1:4-Rückstand im finalen Durchgang zurückkämpfte.
Nach einem Halbfinalsieg gegen Elina Svitolina folgte der Finaleinzug gegen Ons Jabeur, die ewig tragische Wimbledon-Heldin - die gegen Vondrousova in ihrem zweiten Endspiel in Folge erneut das Nachsehen hatte.
Jabeur startete stark in das Match und lag im ersten Satz bereits mit 4:2 vorne. Doch mit einem strategisch starken, defensivlastigen Spiel verleitete Vondrousova die Tunesierin danach zu einem Fehler nach dem anderen - und ließ sie den Faden verlieren.
Die Tschechin setzte sich am Ende mit 6:4, 6:4 durch, kassierte ein Preisgeld von 2,75 Millionen Euro und trug sich nach Jana Novotna gewonnen und Petra Kvitova als dritte Tschechin in die Siegerliste von Wimbledon ein.
Auf den Überraschungscoup folgte die Pechsträhne
Vondrousova sorgte bei der Siegerinnenehrung für emotionale Momente, als sie die in bittere Tränen aufgelöste Jabeur tröstete („Du bist so eine Inspiration für uns alle, und eines Tages wirst du hier gewinnen“) - und einen Liebesgruß an ihren Mann Stepan schickte: „Morgen ist unser erster Hochzeitstag. Das ist also das Hochzeitsgeschenk für ihn.“
Dank ihres Wimbledon-Sieges stieg Vondrousova erstmals in die Top 10 der Weltrangliste auf - und verdiente sich auch die Auszeichnung als Tschechiens Sportlerin des Jahres. In den Monaten darauf arbeitete sie sich auf Rang 6 vor, ließ mit Viertelfinal-Einzügen bei den US Open und in Paris 2024 auch weitere starke Grand-Slam-Performances folgen.
Als Vondrousova dann 2024 jedoch versuchte, ihren Wimbledon-Titel zu verteidigen, begann eine längere Pechsträhne für die Sensationssiegerin.
Niederlagen, Verletzungen, private Turbulenzen
Vondrousova schied in London gleich in der ersten Runde gegen die junge Spanierin Jéssica Bouzas Maneiro aus - seit Steffi Graf gegen Lori McNeil 1994 war das keiner Titelverteidigerin passiert.
Die Monate und Jahre darauf waren von Verletzungsproblemen geprägt: Wegen einer Handverletzung verpasste sie Olympia in Paris und die US Open. Ein Comeback vor den Australian Open in diesem Jahr endete mit einem erneuten Verletzungsrückzug - aufgrund einer Schulterblessur folgte eine weitere Pause.
Auch privat erlebte Vondrousova Turbulenzen: Von dem in Wimbledon 2023 noch rührend gegrüßten Mann Stepan ließ sie sich im Jahr darauf scheiden, ist jetzt mit Tenniskollege und Landsmann Andrew Paulson liiert.
Zuletzt ging es für Vondrousova wieder sportlich bergauf, bei den Berlin Open im Juni gelang ihr ersten Turniersieg seit der Wimbledon-Sensation. Die Rückkehr nach London endete in diesem Jahr aber auch wieder mit einer frühen Niederlage, in Runde 2 gegen Emma Raducanu.
Ob Vondrousova auf der Major-Bühne nochmal ein größerer Wurf gelingt, muss sich erst noch zeigen.