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"Katastrophe": Olympiasieger Wasmeier zerlegt Ski-Boss

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"Katastrophe": Olympiasieger Wasmeier zerlegt Ski-Boss

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„Alles, was er vorhat, wird scheitern!“

Ski-Olympiasieger Markus Wasmeier holt zum Rundumschlag gegen FIS-Präsident Johan Eliasch aus. Im SPORT1-Interview erklärt er, warum Eliasch auf dem besten Wege ist, den Alpinsport zu gefährden - und warum ein Ende der Eliasch-Ära alternativlos ist.
Im „SKI & BERGE: Das DSV Magazin“ auf SPORT1 analysiert Moderatorin Anna Dollak in der Rubrik #SCHNEEVONMORGEN gemeinsam mit Prof. Dr. Roth, Leiter des Instituts für Outoor Sport und Umweltforschung, das aktuelle Wintersport-Interesse in Deutschland.
Stefan Picht
Stefan Picht

Mit spektakulären Rennen am Matterhorn wollte FIS-Präsident Johan Eliasch neue Maßstäbe im Alpinsport setzen. Nach zwei vergeblichen Anläufen sind die Wettbewerbe nun wieder Geschichte, das Mega-Projekt ist gescheitert.

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Gescheitert ist damit auch Eliasch, der sich immer härterem Gegenwind ausgesetzt sieht. Der schwedisch-britische Geschäftsmann an der Spitze des Weltskiverbandes (FIS) sorgt mit seinen Plänen seit Jahren für Diskussionen, plant unter anderem, neue Märkte in China oder Saudi-Arabien zu erschließen.

Ski-Olympiasieger Markus Wasmeier gefallen diese Pläne überhaupt nicht. Der 60-Jährige lässt im exklusiven SPORT1-Interview mit scharfer Kritik aufhorchen und erklärt, warum Eliasch den Alpinsport stark gefährdet.

Wasmeier: „Alles, was er geplant hat, ist gescheitert“

SPORT1: Herr Wasmeier, das Matterhorn-Rennen war ein Prestige-Projekt des umstrittenen FIS-Chefs Johan Eliasch. Ist das auch eine persönliche Niederlage für ihn?

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Markus Wasmeier: Definitiv ist er gescheitert an allen Fronten. Alles, was er geplant hat, ist gescheitert. Alles, was er vorhat, wird scheitern. Er nimmt die Verbände nicht mit, er scheint vieles nicht zu verstehen, es ist echt eine Katastrophe. Man merkt, dass er nicht ursprünglich aus dem Skisport kommt, sondern mit seinem Unternehmer-Hintergrund als Chef der Sportartikel-Marke Head alles von der geschäftlichen Seite her denkt und immer wieder falsch denkt. Diese ganze Konstellation mit seinen Interessenkonflikten als Verbands- und als Unternehmenschef finde ich schon von Grund auf höchst zweifelhaft und dieser ganze Führungsstil ist eine Unart.

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SPORT1: Was muss sich ändern, damit es wieder in die richtige Richtung läuft?

Wasmeier: Neuer Präsident.

SPORT1: So einfach?

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Wasmeier: Wie man‘s nimmt, er wird ja sicher nicht von selbst gehen. Aber es formiert sich ja bereits Widerstand. Acht Nationen haben sich zusammengetan. Und wenn da jetzt nicht Bewegung reinkommt, wird sich der Alpinsport vielleicht sogar von der FIS verabschieden.

Eliasch? „Er scheint diesen Zusammenhang nicht zu verstehen“

SPORT1: Es wäre ein Erdbeben.

Wasmeier: Der Mann braucht den Schuss vor den Bug. Er muss einfach merken, dass er mit seinem Gehabe einfach alles an die Wand fährt. Er lebt von den Aktiven und den Verbänden, ohne die die FIS nichts ist. Er scheint diesen Zusammenhang nicht zu verstehen. Man muss sich mal vorstellen, was passieren würde, wenn es tatsächlich den Bruch zwischen FIS und Verbänden geben würde.

SPORT1: Erzählen Sie es uns …

Wasmeier: Wenn die FIS die Verbände ganz herauslässt, dann gibt es auch keine Gelder mehr, dann kannst du keine Athleten mehr fördern, auf keiner Ebene mehr - bis in den Schülerbereich runter. Dann wäre das ganze System hinfällig, der Skisport wäre dann ähnlich wie die Formel 1 nur noch ein Sport für Kinder, die reiche Eltern haben. Ob das dann die Weltbesten sind? Und ob das wirklich das ist, was wir haben wollen?

Kritik an Weltcups in Katar und Saudi-Arabien

SPORT1: Der gesamte Wintersport ist wegen des fortschreitenden Klimawandels in einer Identitätskrise. Viele Beobachter haben das Gefühl, dass die FIS die Zeichen der Zeit aber immer noch nicht erkannt hat. Sie auch?

Wasmeier: Absolut! Wenn man sich die Reiseplanung ansieht, das ist schon mal die Oberkatastrophe. Es gibt da beim Weltcup-Kalender viel zu jonglieren mit den Regionen und den unterschiedlichen Zeitpunkten, wann dort der Winter einsetzt und damit die bestmöglichen Bedingungen herrschen. Aber bei der FIS hat man das Gefühl, dass es da nach dem Motto geht: Wir machen die Pläne und die Natur muss sich nach unseren Plänen richten. Das alleine ist schon ein Wahnsinn und eine irre Verschwendung von Energie auf vielen Ebenen.

Und wenn es dann im nächsten Schritt in die klimatisch unmöglichsten Länder gehen soll, nach Saudi-Arabien oder nach Katar: Da hat jemand einfach nicht verstanden, wo wir herkommen und was uns ausmacht. Das sind Events wie Kitzbühel, Schladming und Adelboden und das lässt sich nicht künstlich und beliebig anderswo erschaffen.

„Es ist ein Dilemma“

SPORT1: Die vielen Stürze und Verletzungen im vergangenen Winter sehen viele auch als Folge der Fehlentwicklungen in Bezug auf den Rennkalender und den damit verbundenen Reisestress. Sie haben jüngst aber auch auf die Eigenverantwortung der Athleten verwiesen.

Wasmeier: Ja, aber nicht falsch verstehen: Die anderen Aspekte spielen da auch eine entscheidende Rolle, das soll hier nicht aus dem Kontext fallen. Es ist ein Zusammenspiel. Schauen Sie sich die Umstände des Sturzes von Aleksander Aamodt Kilde an: Wenn der bereits eine Woche mit Antibiotikum fährt und 38 oder 39 Grad Fieber hat, ist es in der Kombination fatal, dass er an einem Wochenende drei Wettkämpfe hat – mit Trainingsläufen und allem drum und dran. Da geht dann auch einem Phänomen wie Kilde irgendwann die Kraft aus.

Aber letztlich ist da auch er beziehungsweise sein Team in der Pflicht, sich selbst zu sagen: ‚Hey Bursche, es ist gefährlich, was du da machst.‘ Es wird niemand gezwungen, an den Start zu gehen, statt zu sagen: ‚Ich fühle mich nicht wohl, ich bin nicht fit.‘ Aber natürlich ist es andererseits schwer, sich das einzugestehen, wenn du in einer Konkurrenzsituation um Weltcuppunkte und Trophäen bist. Es ist ein Dilemma und wird es bleiben.