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Victoria Carl - der Sieg über alle Selbstzweifel

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Victoria Carl - der Sieg über alle Selbstzweifel

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Der Sieg über alle Selbstzweifel

Nach ihrem ersten Weltcup-Triumph spricht Victoria Carl im SPORT1-Interview über ihren großen Erfolg, die Leistung des deutschen Teams und ihre Ziele für die aktuelle Saison. Und auch darüber, wie sie ihre Selbstzweifel besiegt hat.
Victoria Carl nach ihrem Triumph von Trondheim
Victoria Carl nach ihrem Triumph von Trondheim
© IMAGO/Bildbyran
Johannes Fischer
Johannes Fischer

Mit einem beeindruckenden Sieg über die 10 Kilometer im klassischen Stil hat Victoria Carl am vergangenen Wochenende in Trondheim für ein echtes Statement in der Langlauf-Szene gesorgt.

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Die 28-Jährige ist damit die erste deutsche Langläuferin seit 20 Jahren, die bei einem Weltcuprennen auf dem Siegerpodest stand.

Victoria Carl gewinnt das Weltcup-Rennen in Trondheim
Victoria Carl gewinnt das Weltcup-Rennen in Trondheim

Carl, bislang vor allem bekannt durch ihren Olympiasieg im Teamsprint mit Katharina Hennig und dem legendären Spruch von ARD-Kommentator Jens-Jörg Rieck (“Hast du denn die Pfanne heiß?“), beschreibt bei SPORT1 den „surrealen“ Moment, als ihr der Triumph klar wurde.

Außerdem spricht Carl über den beeindruckenden Aufwind im deutschen Langlauf, wie sie sich früher durch einige Täler kämpfen musste und warum die DSV-Techniker derzeit beim Wachsen die Nase vorne haben.

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SPORT1: Frau Carl, Sie haben zum ersten Mal ein Weltcup-Rennen gewonnen. Wie hat es sich angefühlt, als Sie gewartet haben, bis die Konkurrentinnen ins Ziel kamen?

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Victoria Carl: Tatsächlich hatte ich von der Strecke recht wenig Informationen darüber, was die anderen hinter mir machen. Außer den Anfeuerungen und dass ich gut liege, habe ich nichts mitbekommen. Dadurch war ich total überrascht, dass ich im Ziel so gut dastehe. Insgesamt hat es sich sehr surreal angefühlt. Ich saß die ganze Zeit in dem Stuhl und dachte `Ne, ich bin hier irgendwie falsch, die haben irgendetwas bei der Messung falsch gemacht, das kann überhaupt nicht sein‘. Ich hatte zwar ein neues Paar Ski, aber so lange das Ergebnis noch nicht offiziell ist, mussten wir das Ergebnis des Fluor-Tests abwarten. Der Ski muss nach dem Wettkampf nochmal getestet werden. Solange das nicht durch ist, muss man noch ein bisschen hoffen und bangen.

SPORT1: Und wie war es, als das Ergebnis dann wirklich feststand?

Carl: Natürlich sehr schön, auch für das ganze Team. Alle waren da und haben gefeiert. Für mich war es die Belohnung gewesen für die jahrelange harte Arbeit, auch von unserem Techniker-Team.

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„Riesengroßes Dankeschön an das ganze Team im Hintergrund“

SPORT1: Was machen die deutschen Techniker in diesem Jahr besser als ihre Konkurrenz?

Carl: Ganz genau kann ich es gar nicht sagen. Mit unserem Chef-Techniker Lukas Ernst sind wir sehr aufgeräumt. Wir haben einen klaren Plan und eine super Kommunikation zwischen Technikern und Athleten. Das ganze drumherum passt zurzeit einfach sehr gut. Man darf auch nicht vergessen, dass wir auch ein Team im Hintergrund haben, das mit der Forschung und Entwicklung von Wachsen und Schliffen beschäftigt ist, die schon seit das Fluor-Thema aufgekommen ist, daran gearbeitet haben, dass wir gutes Wachs haben. Das zahlt sich jetzt einfach aus. Dadurch kann ich einfach nur ein riesengroßes Dankeschön an das ganze Team im Hintergrund sagen.

Victoria Carl holte ihren ersten Weltcup-Sieg
Victoria Carl holte ihren ersten Weltcup-Sieg

Carl über die starke Entwicklung des deutschen Teams

SPORT1: 20 Jahre lang stand keine deutsche Langläuferin mehr ganz oben auf dem Treppchen in einem Weltcup. Es wurde jetzt aber auch mal Zeit, dass eine Deutsche gewonnen hat, oder?

Carl: Ja, man muss aber auch sagen, dass wir mit Katharina Hennig bei der Tour jemanden haben, die bei der Tour de Ski schon einen Etappensieg errungen hat und da auch immer ihre Leistung abruft. Für mich ist das eigentlich auch wie ein normaler Weltcup. Natürlich tut es dem Langlauf gut, dass jetzt die Deutschen im Fokus stehen und natürlich auch für mich. Das ist eine super Werbung im Hinblick auf den Heimweltcup in Oberhof.

SPORT1: Sie haben bereits gesagt, dass auch Ihre Teamkolleginnen richtig stark performen in dieser Saison. Kann man da also von einer erfreulichen Entwicklung in Deutschland sprechen?

Carl: Ja, definitiv. Man merkt auch einfach im Sprint-Bereich, dass wir da ein ganz starkes Team haben und dass wir uns auch im Sprint-Training gegenseitig fordern und jeder möchte besser sein. Es bleibt dann aber auch dabei, Training ist Training und Wettkampf ist Wettkampf. Da freuen wir uns auch für den jeweils anderen.

Das Team macht momentan „alles richtig“

SPORT1: Die meisten Zuschauer verbinden ihren Namen ja immer noch mit dem sensationellen Olympiasieg im Team-Sprint und vor allen Dingen auch mit dem legendären Kommentar von Jens-Jörg Rieck. Kann man sagen, dass in Trondheim jetzt die Pfanne wieder heiß war?

Carl: Ja, das kann man schon so sagen. (lacht) Mir gefallen auch einfach die Strecken in Trondheim. Ich finde sie sehr schön und freue mich auf jeden Fall auch schon auf die WM nächstes Jahr dort.

Das deutsche Team feiert den Weltcup-Sieg von Victoria Carl
Das deutsche Team feiert den Weltcup-Sieg von Victoria Carl

SPORT1: Ist es jetzt eigentlich schade, dass dieses Jahr weder Olympia noch Nordische-Ski-WM stattfinden, wenn Sie jetzt so gut in Form sind?

Carl: Ja, das ist schon ein Stück weit schade. Aber es zeigt uns auch, dass wir in dem Trainingsbereich wie wir planen, was wir trainieren, alles richtig machen. Darauf können wir natürlich die nächsten Jahre drauf aufbauen.

SPORT1: Hatten Sie vor der Vorsaison schon so ein Gefühl, dass es in diesem Jahr so prächtig laufen könnte? Oder kam das überraschend?

Carl: Ich wusste definitiv, dass ich dazu in der Lage bin, dieses Jahr auf das Treppchen zu laufen. Aber dass ich so konstant vorne rein laufen und so konstant um das Treppchen mitkämpfen kann, war für mich schon eher überraschend.

Carl über ihr Mindset für die aktuelle Saison

SPORT1: Was ist für Sie in dieser Saison noch drin? Im Gesamtweltcup liegen Sie auf Platz fünf, haben Sie irgendwelche Ziele für sich?

Carl: Mit dem Gesamtweltcup möchte ich mich jetzt noch gar nicht beschäftigen, weil noch sehr viele Wettkämpfe anstehen. Ich möchte einfach von Wettkampf zu Wettkampf schauen. Jetzt befasse ich mich erstmal mit der Tour und möchte da einfach gut laufen. An den Ergebnissen sieht man, dass es bei jedem Wettkampf ein bunt gemischtes Treppchen gibt. Es stehen nicht immer dieselben oben. Es sind momentan so viele Athletinnen in der Lage auf das Treppchen und unter die Top sechs zu laufen, sodass einfach mein Ziel weiterhin ist, konstant unter die Top-10 zu laufen. Das ist jetzt mein Mindset, das ich mir zurechtgelegt habe und für den Wettkampf so weiter abrufe.

„Wusste gar nicht, ob ich überhaupt noch weiter Sport machen möchte“

SPORT1: Wenn Sie an die Viktoria Carl am Anfang der Karriere denken, hätten Sie damals gedacht, dass es so weit nach oben gehen kann?

Carl: Nein, definitiv nicht. Ich hatte auch am Anfang meiner Karriere viele Rückschläge und wusste gar nicht, ob ich überhaupt noch weiter Sport machen will. Zwischendurch gab es viele Rückschläge, auch mental, und deswegen habe ich wahrscheinlich einfach auch die Zeit gebraucht, um mental und physisch vorne reinzulaufen.

SPORT1: Wie verbringen Sie Weihnachten? Wird da die Leistungssportlerin auch mal außer Acht gelassen, wenn Kekse, Stollen oder der Weihnachtsbraten auf dem Tisch stehen?

Carl: Ich bewege mich glaube ich so viel, dass ich da auch kein schlechtes Gewissen haben muss. Ich möchte natürlich trotzdem drauf achten, dass ich mich ausgewogen ernähre und eher mal zur Mandarine oder Apfel greife, statt zu den Süßigkeiten, um gesund zu bleiben und den Körper mit ausreichend Vitaminen zu versorgen. Ansonsten möchte ich einfach mal die Zeit mit der Familie genießen.

SPORT1: Wie lange sind Sie dann zu Hause?

Carl: Eine knappe Woche, darauf die Woche Donnerstag wird es dann wieder losgehen Richtung Tour. Da muss man spätestens wieder die Konzentration finden und sich wieder auf die Wettkämpfe vorbereiten.