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Fragen und Antworten zum Nein der Hamburger zu Olympischen Spielen

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Fragen und Antworten zum Nein der Hamburger zu Olympischen Spielen

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Das Olympia-Debakel und die Folgen

Die Hamburger Bürger entscheiden sich in einem Referendum gegen Olympische und Paralympische Spiele 2024 in ihrer Stadt. SPORT1 beantwortet die wichtigsten Fragen.
In Hamburg werden 2024 keine Olympischen Spiele stattfinden
In Hamburg werden 2024 keine Olympischen Spiele stattfinden
© Getty Images

Was ist passiert?

Die Hamburger Bürger haben sich am Sonntagabend in einem Referendum gegen Olympische und Paralympische Spiele 2024 in ihrer Stadt ausgesprochen.

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Wie lautete das Ergebnis?

51,6 Prozent der Hamburger wollen das größte Multisport-Ereignis der Welt nicht in ihrer Stadt sehen, 48,4 Prozent waren dafür, die Wahlbeteiligung lag bei 50,1 Prozent- Im geplanten Segelrevier Kiel verlief das Referendum mit knapp 66 Prozent Ja-Stimmen positiv.

Was bedeutet das Nein der Hamburger?

In erster Linie: Die deutsche Bewerbung um die Sommerspiele 2024 ist Geschichte. Weitere, tiefgreifende Konsequenzen werden folgen, sind im Detail aber kaum absehbar: Einschnitte in die Spitzensportförderung, weiter bröckelnde Sport-Vielfalt im TV, das Ende großer Sponsoren-Kooperationen oder auch personelle Konsequenzen - auf jeden Fall stehen "Sportdeutschland" ohne das große Konjunkturprogramm Hamburg 2024 harte Zeiten bevor.

Hat es so etwas schon mal gegeben?

Ja! Vor nur zwei Jahren scheiterte die Münchner Bewerbung um die Winterspiele 2022 ebenfalls am Nein der Bürger. Damals wie heute hatte die Bewerbung in Umfragen wenige Wochen vor dem Referendum noch stabile Mehrheiten von mehr als 60 Prozent erhalten. Insgesamt war es die siebte gescheiterte deutsche Olympiabewerbung.

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Was sagen die Sportler?

Enttäuscht, ratlos, fassungslos - die deutschen Stars sind extrem schockiert nach dem Votum aus Hamburg und fürchten um die gesellschaftliche Bedeutung. Handball-Ikone und SPORT1-Experte Stefan Kretzschmar kann die Entscheidung der Hamburger Bürger überhaupt nicht verstehen und twitterte verärgert: "Hamburg meine Perle vor die Säue geworfen. Das Tor zur olympischen (Sport)welt für immer geschlossen. Dieses 'Nein' verdient keine Lorbeeren." Ähnlich sieht es Moritz Fürste. "Sport in Deutschland ist tot. Jetzt auch offiziell", twitterte der Hockey-Olympiasieger. Zehnkämpfer Pascal Behrenbruch warnt vor der zunehmend tiefer werdenden Kluft zwischen dem olympischen Sport und König Fußball. "Wenn alle nur nach Fußball, Fußball, Fußball schreien und Leichtathletik, Schwimmen, Turnen an Bedeutung verlieren - wo soll das noch hinführen?", sagte der Europameister von 2012: "Da fragt man sich schon, warum man sich jeden Tag quält."

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Wieso haben die Hamburger mit Nein gestimmt?

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten: Die horrenden Kosten, noch fehlende Finanzgarantien des Bundes, Misstrauen gegenüber dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC), Angst vor Terror und Flüchtlingskrise, Enttäuschung über die dunklen Schatten auf dem "Sommermärchen" 2006 oder ständig neue Doping-Horrormeldungen. Wahrscheinlich war es eine Mischung aus zahlreichen Punkten.

Kam das Nein dennoch überraschend?

Durchaus. Noch kurz vor den Terroranschlägen in Paris am 13. November sprachen sich 56 Prozent für Olympia aus. Die Macher nutzten zudem einen fragwürdigen Kniff, um den Hamburgern Olympia schmackhaft zu machen. Die Stadtväter knüpften die Bewerbung an ein gewaltiges Stadtentwicklungsprojekt, schlossen aber aus, dass Hamburg mehr als 1,2 Milliarden der Kosten in Höhe von mindestens 7,4 Milliarden Euro selbst trägt. 6,2 Milliarden sollte bitte schön der Bund übernehmen. Doch auch die Aussicht auf steuerfinanzierte blühende Landschaften reichte den Hamburgern nicht aus.

Was hat die Olympiabewerbung bis Sonntag gekostet?

Schwer zu sagen. Seriöse Schätzungen gehen von rund sechs Millionen Euro aus. In erster Linie wurde diese Summe für Finanzplanungen und Architektenhonorare verwendet. Wäre es weitergegangen, hätten bis zur Endausscheidung in Lima im September 2017 50 Millionen Euro zur Verfügung gestanden.

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Welche Auswirkung hat die Entscheidung auf die Spitzensportförderung?

Innenminister Thomas de Maizière forderte zuletzt mehr Olympia-Medaillen, will aber nicht viel mehr als die etwas über 150 Millionen Euro jährlich vom Staat zur Förderung zur Verfügung stellen. Das Nein der Hamburger zu den Olympia-Plänen wird de Maizière da sicher nicht umstimmen. Experten gehen nicht davon aus, dass sich ohne den Schub der Bewerbung die Negativ-Spirale bei der Olympia-Medaillenausbeute umkehren lässt.

Wollte sich Hamburg nicht auch um die Spiele 2028 bewerben?

Ja! Aber eigentlich nur, wenn man es bis Lima geschafft hätte. Obwohl im nun gescheiterten Referendum ausdrücklich nur nach 2024 gefragt wurde, scheint ein weiterer Vorstoß nach dem Debakel von Sonntag politisch kaum denkbar.

Wo finden nun die Spiele 2024 statt?

In Los Angeles, Paris, Rom oder Budapest. Keiner der verbleibenden Bewerber hat vor, seine Bürger vor der Entscheidung der IOC-Session in Lima im September 2017 um Erlaubnis zu fragen.