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Russland mit Rumpfteam zu Olympia: Reaktionen zur IOC-Entscheidung

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Russland mit Rumpfteam zu Olympia: Reaktionen zur IOC-Entscheidung

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IOC-Entscheid: "Entsetzlich"

Das IOC sorgt mit seiner Entscheidung zu Russland für geteilte Meinungen. Ein Doping-Experte ist angeekelt, die DOH-Vorsitzende schockiert. Die Reaktionen.
Ines Geipel ist Vorsitzende der DOH
Ines Geipel ist Vorsitzende der DOH
© Getty Images

Russlands Athleten sind nicht von den Olympischen Spielen 2016 ausgeschlossen worden. 

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Das IOC entschied am Sonntag, dass ein Rumpfteam des mit dem Vorwurf des Staatsdopings konfrontierten Landes an den Wettkämpfen von Rio de Janeiro teilnehmen darf. Auch wenn die Sportler dafür strenge Anforderungen erfüllen müssen, die Entscheidung sorgt für großen Gesprächsstoff. 

SPORT1 fasst die neusten Reaktionen zusammen: 

Alfons Hörmann (DOSB-Präsident) bei Sky

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"Die Entscheidung ist fair und gerecht. Der Athlet muss den Nachweis erbringen, dass er sauber ist, das dürfte schwer genug werden." In einer DOSB-Mitteilung erklärte er weiter: "Der erstmalige generelle Ausschluss aller vom Staatsdoping betroffenen Athletinnen und Athleten eines nationalen Teams zeigt, dass die Nulltoleranz-Politik auch künftig weltweit gilt. Wer also systematisch gegen die Regeln verstößt, erhält die rote Karte." 

Clemens Prokop (DLV-Präsident): 

"Ich halte die Entscheidung für problematisch. Hier entsteht leicht der Eindruck, dass politische Rücksichtnahmen höher gewichtet worden sind als die Frage der Glaubwürdigkeit des Sports. Ich bin überrascht, dass die schwerwiegenden Vorwürfe gegen den russischen Sport ohne Folgen für die Teilnahme sind"

Witali Mutko (Sportminister Russlands): 

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"Unsere Mannschaft nimmt an den Olympischen Spielen teil. Ich hoffe, dass wir uns über Siege freuen werden. Ich bin dem Internationalen Olympischen Komitee für die getroffene Entscheidung dankbar. Wir verstehen die Schwierigkeiten, mit denen das IOC konfrontiert wurde. Ich finde, dass diese Entscheidung im Interesse des internationalen Sports getroffen wurde." Zu den Anforderungen des IOC für die Athleten erklärte er: "Ich kann sagen, dass die meisten diese Anforderungen erfüllen."

Eberhard Gienger (Politiker und Ex-Reck-Weltmeister):

"Nach dem Dilemma um die Entscheidung muss das IOC lernen: Es bedarf internationaler Vereinbarungen zu derartigen Fällen und konkreter Regeln zum Umgang mit Hinweisgebern. Nach zahlreichen Dopingskandalen ist das Vertrauen der Menschen in einen sauberen Sport beschädigt. Will man die Integrität und Glaubwürdigkeit zurückgewinnen, müssen zudem die Sportorganisationen und die unabhängigen Anti-Doping-Behörden enger kooperieren. Das ist ein schwerer Kompromiss. Bei den erdrückenden Beweisen zum staatlich gestützten Dopingsystem in Russland hätte man sich einen kompletten Ausschluss gewünscht. Die Öffnungsklausel hat eine symbolträchtige Zeitenwende zunichte gemacht."

Thomas Weikert (Präsident des Tischtennis-Weltverbandes):

"Das IOC hat eine von mir erwartete Entscheidung getroffen. Ich hätte mir aber gewünscht, dass das IOC selbst in dieser Frage mehr Verantwortung übernommen hätte." 

Siegfried Kaidel (Präsident des Deutschen Ruder-Verbandes und Sprecher der deutschen Spitzensportverbände):

"Ein anderer Weg mit dem Ausschluss wäre sicherlich das stärkere Zeichen im Kampf gegen Doping gewesen. Es wäre sicher auch das bessere Zeichen gewesen, wenn das IOC die Verantwortung übernommen und den Ball nicht an die internationalen Fachverbände weitergegeben hätte. Es bleibt angesichts der Vorwürfe von Staatsdoping auch die Frage, ob russische Athleten wirklich sauber oder eben nur nicht überführt worden sind. Ob das den Kampf gegen Doping weiterbringt, wird sich wohl erst in einem Jahr zeigen. Klar ist aber: Das kann es jetzt nicht gewesen sein. Es müssen Maßnahmen kommen, die auch die Kontrollen und nationalen Anti-Doping-Agenturen überprüfen."

Ines Geipel (Vorsitzende der Doping-Opfer-Hilfe):

"Die Entscheidung, Russland nicht von den Spielen in Rio de Janeiro auszuschließen, liegt leider auf der Linie des Internationalen Olympischen Komitees. Es war klar, dass es eine diabolische Entscheidung geben würde, aber diese ist natürlich die Katastrophe. Das ist ein trauriger, ernüchternder, entsetzlicher Tag für den olympischen Sport. Wenn die wichtigste Whistleblowerin ausgeschlossen wird, sagt das viel darüber, dass das IOC den Sport nicht liebt, sondern zu einem reinen Macht- und Geldkartell verkommen ist. Es ist in hohem Grade alarmierend, welchen Kotau IOC-Chef Thomas Bach vor dem russischen Präsidenten Wladimir Putin hier macht. Das ist ein Desaster, der Anti-Doping-Kampf wird zur Farce. Rio ist beschädigt, noch bevor es startet."

Dagmar Freitag (Sportausschuss-Vorsitzende): 

"Ich halte das für keine gute Entscheidung, weil jetzt mehr unklar als klar ist. Die Verantwortung wird wieder an Dritte abgeschoben, diesmal an die internationalen Fachverbände. Da ist zu befürchten, dass dort nach völlig uneinheitlichen Kriterien entschieden wird. Das kann nicht im Sinne des Sports und der Athletinnen und Athleten sein." Ob politischer Druck oder kommerzielle Interessen den letzten Ausschlag gegeben haben, kann ich nicht sagen", erklärte Freitag: "Aber das IOC hat sich gegen eine eindeutige Empfehlung der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA ausgesprochen, in Sachen eines glaubwürdigen Anti-Doping-Kampfes ist das das schlechteste Zeichen überhaupt."

Jörg Schild (Präsident des Nationalen Olmypischen Komitees der Schweiz): 

"Es wird immer von diesem olympischen Geist geredet. Wir anderen Verbände und die Athletinnen und Athleten wurden jedoch von einem Mitglied dieser Familie aufs Übelste betrogen. Da frage ich mich, was das noch mit den olympischen Werten zu tun hat." Ich bin erstaunt, traurig und verärgert. Vor allem bin ich aber verärgert, weil das IOC keine Verantwortung übernimmt. Das Argument, dass man keine Kollektivstrafen aussprechen will, ist aus politischer Sicht geheuchelt." 

Richard Pound (ehemaliger Chef der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA): 

"Das IOC hat eine riesige Chance gehabt, ein Statement abzugeben. Die wurde vergeudet. Präsident Bach und das IOC predigen null Toleranz gegenüber Doping, außer es geht um Russland. Es ist unwahrscheinlich, dass die Weltverbände russische Athleten ausschließen werden."

Jelena Issinbajewa (zweimalige Stabhochsprung-Olympiasiegerin):

"Ein kompletter Ausschluss der russischen Mannschaft wäre ein riesiger sportpolitischer Skandal gewesen. Das IOC hat das glücklicherweise verstanden, es kann sich im Moment auch keinen Skandal erlauben. Julia Stepanowa sollte lebenslang gesperrt werden. Ich verstehe die Aufregung über einen Menschen, der gedopt hat und dafür bestraft wurde, nicht. Sie zu einer Heldin zu machen, ist wie ein Schlag ins Gesicht. Deshalb ist es richtig, dass sie nicht bei den Olympischen Spielen teilnehmen wird. Zumindest eine kluge Entscheidung wurde in der Leichtathletik getroffen."

Greg Rutherford (Weitspringer, Großbritannien):

"Das ist ein rückgratloser Versuch, als netter Kerl für beide Seiten zu erscheinen. Das IOC hat es verpasst, eine klare Botschaft der Transparenz und des Fortschritts zu senden. Was wir jetzt haben, ist ein schmutziger, grauer Bereich, womit niemandem geholfen ist. Die Einführung einer Last-Minute-Verbannung für russische Athleten, die schon einmal eine Dopingsperre abgesessen haben, gleichzeitig Athleten aus anderen Ländern mit genau der gleichen Geschichte aber zuzulassen, ist, als würde man einen hungernden Mann bitten, 'Danke' zu sagen, wenn man ihm ein einziges Reiskorn gibt. Das ist eine erstaunliche Widersprüchlichkeit."

Fritz Sörgel (Doping-Experte) bei Sky:

"Das ist ein widerliches, abgekartetes Spiel. Allein die Tatsache, dass die russischen Sportfunktionäre mit der Entscheidung zufrieden sind, ist doch ein starkes Zeichen dafür, dass gemauschelt worden ist. Der olympische Gedanke hat großen Schaden genommen. Das IOC hätte endlich ein Exempel statuieren können, aber das war doch nie ernsthaft vorgesehen. Jetzt muss mal schnell jemand den russischen Leichtathleten erklären, warum sie eigentlich nicht starten dürfen. Das IOC, besonders Präsident Bach, hat komplett versagt."

Joseph de Pencier (Vorsitzender des Dachverbands von 59 nationalen Anti-Doping-Agenturen (iNADO)):

"Es ist ein trauriger Tag für den sauberen Sport. Das IOC hat den Ruf der ungedopten Athleten, einer Vielzahl von Athleten-Organisationen und führender Nationaler Anti-Doping-Komitees ignoriert. Es ist alles andere als das Zeichen für Fair Play als Kerngedanke der Olympischen Idee, das nötig gewesen wäre."