Maximilian Hartung gewann im Juli 2015 bei den Fecht-Weltmeisterschaften Bronze im Einzel und mit der Mannschaft. Auch wenn er bei der EM im Juni enttäuschte - Platz 23 im Einzel und Platz 7 im Team - zählt er bei den Olympischen Spielen in Rio zu den Medaillenkandidaten.
"Ich habe Jahre lang darauf hingearbeitet"
© Maximilian Klein
Parallel zum Leistungssport studiert der 26-Jährige Soziologie, Politik und Wirtschaft in Friedrichshafen und engagiert sich ehrenamtlich im organisierten Sport.
Neben vier weiteren Weltklasse-Athleten ist Hartung Kandidat bei der Wahl zum "Sport-Stipendiat des Jahres".
Im Interview spricht er über sein Abschneiden bei der EM, über den Druck bei Olympia und über den positiven Einfluss seines Studiums auf seine sportliche Leistung.
Frage: Herr Hartung, Sie sind sicherlich nicht zufrieden mit der EM, wie fällt Ihre Bilanz aus?
Max Hartung: Es war in der Tat keine gelungene Generalprobe für die Olympischen Spiele. Auch über das Teamergebnis sind wir enttäuscht. Ich würde mein eigenes Abschneiden aber nicht zu hoch bewerten. Ich habe die EM voll aus dem Training heraus gefochten. Jetzt geht die Olympia-Vorbereitung auf die Zielgerade in Richtung Rio, das ist der wichtigste Wettkampf des Jahres.
Frage: Wie schätzen Sie Ihre Chancen bei den Olympischen Spielen ein?
Hartung: Mein Ziel ist eine Medaille. Aber das Feld ist sehr eng beieinander. Ein Match bei den Olympischen Spielen kann schnell verloren gehen, aber ich sage auch, es gibt keinen Gegner, den ich nicht schlagen kann. Also gehe ich in jedes Gefecht um zu gewinnen. Sicherlich wird es vor Ort aufregend, alles entscheidet sich ja auch innerhalb eines kurzen Zeitraums. Die Medaillenchance ist für mich aber kein negativer Druck, mir macht das total Spaß. Ich habe Jahre lang darauf hingearbeitet, bei den "Großen" mitspielen zu dürfen, dort wollte ich hin und jetzt bin ich dort angekommen.
Frage: Und das in beeindruckender Manier, die letzte Saison war mit vier internationalen Medaillen Ihre bislang erfolgreichste. Worauf führen Sie das zurück?
Hartung: Auf die Einstellung zum Sport, die sich, seit ich angefangen habe zu studieren, nochmals verändert hat. Ich trainiere seitdem viel bewusster und professioneller. Und es macht mir insgesamt viel mehr Spaß, weil ich die Abwechslung habe. Wenn ich studiere, dann bin ich für diese Zeit gedanklich raus aus dem Training oder dem letzten Wettkampf, dann spielen andere Themen eine Rolle. Und anschließend ist dann wieder die Motivation für den Sport größer. Sport und Studium beeinflussen sich gegenseitig positiv.
Frage: Empfinden Sie Sport und Studium als Doppelbelastung?
Hartung: Insgesamt waren die letzten dreieinhalb Jahre sehr anstrengend und ich bin froh, wenn ich es dann am Ende geschafft habe. Besonders freut mich, dass ich dieses Jahr im Dezember mit den meisten der Kommilitonen gemeinsam graduieren kann, mit denen ich 2012 angefangen habe zu studieren. Die Wahl zum "Sport-Stipendiat des Jahres" und die Tatsache, dass ich ein zweites Mal hintereinander für die Top 5 nominiert wurde, ist eine tolle Anerkennung - und zusätzlich die damit verbundene Erhöhung des Deutsche Bank Sport-Stipendiums eine extrem wertvolle finanzielle Unterstützung. Ohne die Förderung der Deutschen Sporthilfe, die den Löwenanteil meines Einkommens ausmacht, wäre für mich alles anders gelaufen. Entweder würde ich keinen Sport mehr machen oder bei der Bundeswehr sein. Dann hätte ich aber in Kürze keinen Bachelorabschluss. Und ich hätte wahrscheinlich auch kein Ehrenamt übernehmen können.