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Jan Ullrich lebt in einer Scheinwelt - nun droht ihm Gefängnis

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Jan Ullrich lebt in einer Scheinwelt - nun droht ihm Gefängnis

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Selbstbetrüger vor dem bösen Erwachen

Jan Ullrich gewann die Tour de France, nun droht ihm mindestens ein Jahr Gefängnis. Der gefallene Held lebt in einer Scheinwelt, die aus dem Ruhm vergangener Tage zehrt.
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© dpa

Wer Jan Ullrich auf seinen Sponsorenterminen erlebt, oder vor und vor allem nach einem seiner Jedermann-Rennen, der sieht keinen gebrochenen Doping-Sünder, keinen gefallenen Helden.

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Laut ist Ullrich dann, er lacht oft, klopft ganz jovial auf viele Schultern, lässt seine eigenen noch öfter klopfen.

Jan Ullrich
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Im Radsport und drum herum hat Ullrich (41) weiterhin viele Fans. Er fühlt sich wohl im Kreise derer, für die er immer noch ein strahlendes Idol ist.

Der erste Unfall 2002: 1,41 Promille

Während der große Teil der Medien und der Öffentlichkeit spätestens nach dem Doping-Schuldspruch 2012 mit dem ehemaligen Volkshelden gebrochen hat, hat Ullrich selbst sich so eine Scheinwelt als Rückzugsort konserviert.

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Jan Ullrich
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Dass er in der wirklichen Welt allerdings tiefergehende Probleme hat - aufgrund derer ihm nun eine Gefängnisstrafe droht -, ist mittlerweile gut dokumentiert.

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Zuerst ein Unfall mit Unfallflucht mit 1,41 Promille im März 2002 in Freiburg, Ullrich räumte damals ausgerechnet einen Radständer und mehrere Fahrräder mit seinem Sportwagen ab.

Ullrich verletzt zwei Menschen

2007 - im Jahr seines Rücktritts als Profi - erhielt er eine Vorstrafe wegen Fahrens mit überhöhter Geschwindigkeit. Drei Jahre später, mittlerweile heftig in Doping-Vorwürfe verstrickt, erkrankte er an Burn-out.

2014 folgte der - bisherige - Tiefpunkt. Diesmal mit stark überhöhter Geschwindigkeit sowie unter Alkohol- und Medikamenteneinfluss unterwegs, verletzte Ullrich bei einem Crash in Mattwil im Schweizer Kanton Thurgau zwei Menschen und demolierte drei Autos.

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Alkohol, Valium und 142 km/h

Ein Deal zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung scheiterte nun vor dem Gericht in Weinfelden in der Schweiz. Eine 18-monatige Haftstrafe, die für vier Jahre auf Bewährung ausgesetzt werden sollte, sowie eine Geldstrafe in Höhe von 10.000 Schweizer Franken (etwa 9700 Euro) waren ausgehandelt.

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Allerdings für den Sachstand, dass Ullrich in einem 80er-Bereich 139 km/h und unter dem Alkoholeinfluss von 1,8 Promille gefahren sein soll - und nicht 142 km/h, wie sich mittlerweile herausstellte und zudem unter dem Einfluss von Valium.

Eine Jahr Gefängnis droht

"Ich bin enttäuscht" hatte Ullrich gesagt, als er erfahren hatte, dass das Verfahren noch einmal aufgenommen wird.

Jan Ullrich
Jan Ullrich

Und vor Kameras und Mikrofonen gemäkelt, dass es nun "um dieses eine km/h" geht.

Tatsächlich erfüllt eine mehr Geschwindigkeitsübertretung um mehr als 60 km/h allerdings in der Schweiz den Tatbestand der Raserei. Und das bedeutet eine Haftstrafe von mindestens einem Jahr.

"Den ersten Schock über die Entscheidung des Gerichts habe ich zwar überwunden, aber natürlich geht es mir heute nicht gut", sagte der 41-Jährige am Tag nach dem geplatzten Deal der Bild: "So eine Niederlage und den damit verbundenen Spießrutenlauf hat niemand gerne."

Sein Kosmos fängt ihn auf

Mit einem Gefängnisaufenthalt droht Ullrichs Welt zusammenzubrechen. Schwer vorstellbar, dass er dort einen Kosmos vorfindet, die ihn so treu auffängt wie viele seiner Freunde und Fans aus dem Radsport.

Oetztaler Cycle Marathon
Oetztaler Cycle Marathon

In der Szene gilt vielerorts die Auffassung: Gedopt oder nicht - quälen muss man sich so oder so. Und gequält hat sich Ullrich tatsächlich, bei seinem Tour-Sieg Im Jahr 1997, oder bei seinem Olympia-Sieg im Straßenrennen 2000. Auch nach seiner Rückkehr zu T-Mobile 2004, als er erstmals die Tour de Suisse gewann.

Zudem ist Ullrich derjenige, der viele der heutigen Hobby-Radfahrer vor mehr als 20 Jahren überhaupt erst auf das Rad gebracht hat.

Der Tiefpunkt kommt womöglich noch

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Dafür Dankbarkeit zu erleben, immer noch Autogramme zu schreiben, schmeichelt natürlich. Und in so einem Kreis fällt es nach einem Rennen leicht, gemeinsam ein Bier oder einen Wein zu trinken.

Wohlgenährt hatte Ullrich, dem während seiner Karriere immer wieder Gewichtsprobleme attestiert wurden, zuletzt ausgesehen.

Beim jüngsten Gerichtstermin allerdings sah er deutlich älter, sehr beansprucht aus. Ullrich weiß, dass er den tiefsten Punkt seines Lebens womöglich noch vor sich hat.