Dann war da noch die Sache mit dem Zwergen-Weitwurf.
Von Zwergen, Sex und Adel
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"Kleinwüchsiger" ist natürlich die korrekte Bezeichnung, aber an dieser Geschichte ist nicht das Geringste politisch oder sonst wie korrekt.
"Mad Midget Weekend"
Vor vier Jahren feierte und soff sich Englands Rugby-Nationalmannschaft bei der WM gen Nullpunkt, sportlich wie menschlich. Es ging um eine pralle Blondine, die Enkeltochter der Queen und etwas, das in einer Bar im neuseeländischen Queenstown als "Mad Midget Weekend" angekündigt war.
Vier Jahre, ein Trainerwechsel und die fast komplette Neustrukturierung der Mannschaft waren nötig, um dieses Debakel hinter sich zu lassen.
Die letzte Rugby-WM vergessen
Am Freitag eröffnet England nun die Weltmeisterschaft im eigenen Land gegen die Fidschi-Inseln. Das Ziel: Neuseeland 2011 endgültig vergessen.
England ist zwar ein gutes Stück von der absoluten Spitze entfernt, mit dem Heimvorteil erwarten die Fans aber dennoch den zweiten Titel von der eigenen Mannschaft.
Neuseeland ist Topfavorit
Im Weg stehen dabei wie gewohnt vor allem Titelverteidiger Neuseeland und Südafrika, mit Australien trifft England bereits in der Vorrunde auf einen weiteren Favoriten.
Englands Verband stellte in Stuart Lancaster einen Trainer ein, der nicht nur nach Polo am Sonntagnachmittag auf Schloss Sandringham klingt, sondern tatsächlich mit seiner getragenen Art ein würdiger Botschafter der Auswahl ist.
Sex-Skandal vor dem Zwergen-Skandal
Vorgänger Martin Johnson hatte die Kontrolle verloren. Schon 2008 schossen drei seiner Spieler das Wort "Sex" in die Schlagzeilen. Zu ihrem Glück stellte sich die betreffende Frau als wirklich 18-jährig heraus, der Verdacht des Missbrauchs wurde zudem nicht bestätigt.
So kam es zu jener Nacht im September 2011, als Mannschaftskapitän Mike Tindall mit einigen Kollegen loszog, um Zwerge zu werfen.
Queen-Enkelin hintergangen
Dabei ließen sie sich auch noch fotografieren, die Kneipe stellte die Bilder ins Netz. Tindall hing zwischen seinen Würfen und Schlücken allzu eng an einer Blondine, die eindeutig nicht Queen-Enkelin Zara Phillips war. Seine Frau.
Englands Boulevardmedien implodierten.
Attacke auf Kleinwüchsigen
Im Januar darauf klagte ein kleinwüchsiger Schauspieler namens Martin Henderson, eine Attacke auf ihn vor einem Pub in England sei genau davon inspiriert worden.
Ein Mann hatte ihn hochgehoben und auf den Boden geworfen, Henderson verletzte sich dabei schwer und fühlt seitdem sein linkes Bein nur noch teilweise.
Dinklage klagt an
Ein paar Tage später bekam der ebenfalls kleinwüchsige Schauspieler Peter Dinklage den Golden Globe für seine Rolle in der TV-Serie "Game of Thrones" und erwähnte in seiner Dankesrede Hendersons Fall.
Damit waren Englands Rugbyspieler über Umwege auch in den USA unten durch.
Engländer reißen sich zusammen
Ausgeschieden waren sie da längst, im Viertelfinale gegen Frankreich. Seitdem reißen sich die neuen Hoffnungsträger neben dem Platz zusammen.
Sportlich gesehen ging es mehr seit- als aufwärts. England ist zwar auf Weltranglistenplatz vier die beste europäische Mannschaft, verpasste aber viermal in Folge als Zweiter den Titel beim Six-Nations-Turnier, letztlich der Europameisterschaft.
Giganten auf der Südhalbkugel
Und die Giganten der Südhalbkugel müssen erst einmal bezwungen werden, auch im eigenen Twickenham-Stadion in London.
Die Rivalität mit den Neuseeländern blubbert schon wieder köstlich: Englands Ex-Spieler Matt Dawson tanzte sich gerade zum neuen Feindbild der ehemaligen Kolonie, als er deren geheiligten Kriegstanz "Haka" in der Interpretation eines 90er-Jahre-Klassikers veralberte. Heraus kam der "Hakarena".
Und wenn die Queen aufräumen muss
Das sind aber fürs Erste nur Querschüsse von außen. Aus der Mannschaft kommt kein falscher Piep.
Und wenn die Queen persönlich dafür sorgt, dass die Spieler einen Mindestabstand zu Kleinwüchsigen halten.