Angelique Kerber ließ entgeistert ihr Racket fallen und konnte ihr Glück kaum fassen. Die deutsche Nummer 1 ist souverän ins Endspiel der Australian Open eingezogen.
Finale! "Spezieller Moment" für Kerber
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Am Samstag (9.30 Uhr im LIVETICKER) greift sie gegen Titelverteidigerin Serena Williams nach dem bislang größten Erfolg ihrer Karriere - dem Triumph bei einem Grand-Slam-Turnier.
"Das ist ein ganz spezieller Moment für mich. Es ist so ein tolles Gefühl, das Finale erreicht zu haben", sagte die Weltranglistensechste Kerber nach dem 7:5, 6:2 im Halbfinale gegen die ungesetzte Johanna Konta (Großbritannien) und meinte: "Ich freue mich jetzt total auf das Spiel gegen Serena und habe dort nichts zu verlieren."
"Da hat man Tränen in den Augen"
Nach 1:22 Stunden verwandelte die 28-jährige Kerber ihren ersten Matchball in der Rod-Laver-Arena und steht im dritten Anlauf in ihrem ersten Major-Finale.
"Da hat man Tränen in den Augen, das sind Emotionen pur", sagte ihr Trainer Torben Beltz: "Diesen Moment muss man genießen, bevor wir konzentriert Richtung Finale schauen."
Dort trifft die Fed-Cup-Spielerin auf Superstar Williams. Die topgesetzte Amerikanerin ließ WTA-Weltmeisterin Agnieszka Radwanska (Polen/Nr. 4) beim 6:0, 6:4 im ersten Semifinale wenig Chancen.
Hoffen auf E-Mail von Graf
Kerber ist die erste Deutsche seit Sabine Lisicki 2013 in Wimbledon, die wieder in einem Grand-Slam-Endspiel steht. Bei den Australian Open hatte zuletzt 1996 Anke Huber den Sprung ins Finale geschafft.
Steffi Graf holte als letzte DTB-Starterin bei den French Open 1999 einen Major-Titel. "Hoffentlich schreibt mir Steffi vor dem Endspiel eine Mail. Ihr müsst mich alle unterstützen", rief Kerber beim Interview auf dem Platz ins Mikrofon.
Im vergangenen Jahr hatte sie mit ihrem Idol in Las Vegas trainiert: "Steffi hat mir damals gesagt, dass ich auf dem richtigen Weg sein und immer an mich glauben müsse."
"Hart erarbeitet"
Gegen Überraschungs-Halbfinalistin Konta ging Kerber nach zwei Breaks schnell mit 3:0 in Führung, verlor dann aber etwas ihre Linie.
Beim 5:5 nahm sie der Britin aber den Aufschlag ab und verwandelte wenig später ihren ersten Satzball mit einem Winner. In der Folge setzte Kerber, die im Auftaktmatch des "Happy Slams" gegen Misaki Doi (Japan) sogar einen Matchball abwehren musste, ihr aggressives Spiel fort.
"Dieser Erfolg ist hart erarbeitet", freute sich auch Bundestrainerin Barbara Rittner.
Williams zuletzt 2012 bezwungen
Im direkten Vergleich führt die sechsmalige Melbourne-Siegerin Williams gegen Kerber mit 5:1-Siegen. Den bislang einzigen Erfolg hatte die Kielerin 2012 im Viertelfinale des Turniers in Cincinnati gefeiert. "Ich muss mein bestes Tennis spielen, um eine Chance zu haben", meinte Kerber.
Auch Beltz ist optimistisch: "Natürlich will Angie jetzt auch das Finale gewinnen. Wir müssen versuchen, eine Antwort auf Serena zu finden und werden uns ein paar Videos anschauen", sagte der 39-Jährige, der Kerber mit zwei kleinen Unterbrechungen seit ihrer Jugend betreut.
Wenige Stunden vor dem Halbfinale hatte Kerber sich noch gut 40 Minuten mit Beltz auf einem Außenplatz eingeschlagen. Dabei war sie von deutschen Fans mit Jubelstürmen verabschiedet worden.