Es ist eine schier unendliche Leidensgeschichte, und schon wieder streikt die Schulter: Die größte Schwachstelle seines Körpers hat Tommy Haas erneut in die Knie gezwungen.
Haas verpasst Australian Open
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Der 37-Jährige muss seinen Start bei den Australian Open absagen, die Mitte Januar in Melbourne beginnen - und sein Karriereende scheint immer näher zu rücken.
Vier Schulter-Operationen musste Haas in seiner nun 21 Jahre andauernden Karriere schon über sich ergehen lassen.
Zuletzt war er im Juni des vergangenen Jahres in Stuttgart nach 378-tägiger Verletzungspause auf die ATP-Tour zurückgekehrt. Von einem Karriereende wollte der gebürtige Hamburger aber stets nichts wissen.
"Die Birne hat noch Lust auf Tennis"
"Es ist noch zu früh, um den Schläger an den Nagel zu hängen. Die Birne hat noch Lust auf Tennis", hatte Haas nach seinem Erstrunden-K.o. bei den US Open im September gesagt.
Und auch sein Manager verbreitete am Mittwoch Hoffnung auf ein baldiges Comeback: "Er ist noch nicht 100-prozentig fit und möchte das Risiko nicht eingehen", sagte Edwin Weindorfer. "Aber 2016 ist ihm sehr wichtig, und er möchte bei den restlichen großen Turnieren dabei sein."
Haas werde noch einen Monat pausieren und plant dann beim ATP-Turnier in Memphis (ab 8. Februar) oder in Delray Beach (15. Februar) wieder aufzuschlagen. Auch den Davis Cup und Olympia habe er noch nicht abgeschrieben.
Lange Leidensgeschichte
Doch Haas' Schulter wird immer mehr zur Achillesferse des Routiniers. 2003 fing die lange Leidensgeschichte an. Damals musste er die gesamte Saison wegen Schulterproblemen pausieren, in dieser Zeit wurde er zwei Mal operiert.
Der erneute Rückschlag folgte 2007 mit der dritten Schulter-OP, 2014 musste Haas schließlich zum vierten Mal unters Messer.
Aber auch in der Zwischenzeit war er nie verletzungsfrei, mal zwickte der Rücken, mal die Hüfte, mal war es der Ellenbogen. Eigentlich war immer irgendetwas.
Traum vom Abschied bei großem Turnier
2015 hatte Haas erklärt, dass er die ersten sechs Monate der kommenden Saison auf jeden Fall noch spielen wolle.
Doch ob er nun noch einmal zurückkehrt, ist mehr als fraglich. Im April wird er 38 Jahre alt.
"Mein Traum ist es, bei einem großen Turnier tschüss zu sagen. Wie Boris, Agassi, Sampras oder Roddick", erzählte er 2014 der Bild.
Nur noch die Nummer 372 der Welt
15 Titel hat Haas gewonnen, war die Nummer zwei der Welt. Doch seit seinem Comeback im vergangenen Jahr hat der Familienvater von elf Partien nur zwei gewonnen.
In der Weltrangliste ist Haas auf Platz 372 abgerutscht. Auch wenn ihn momentan noch das "protected ranking" sichert.
"Ich habe ja bis zum Frühjahr 2016 ein geschütztes Ranking in der Weltrangliste, das ermöglicht mir den Start bei wichtigen Turnieren - und bei Turnieren, wo ich selbst auch gerne spielen will", sagte Haas.
Keine Lust auf Qualifikationsspiele
Doch auch das schützt ihn bald nicht mehr, er muss sich dann für die Hauptfelder qualifizieren - oder eben auf Wildcards hoffen.
"Auf jeden Fall habe ich keine Lust, ständig Qualis und Challenger zu spielen", sagte Haas unlängst.
Aber auch schon über die Zeit nach der Karriere hat sich Haas seit längerem Gedanken gemacht.
Haas will Tennis treu bleiben
"Ich denke, Tennis wird immer ein Teil meines Lebens bleiben. Ich kann mir vorstellen, jüngeren Spielern zu helfen, sie zu unterstützen. In welchem Rahmen das alles passieren kann, ist noch offen", sagte er.
Das Leben abseits des Tenniscourts könnte nun aber schneller auf Haas zukommen, als ihm lieb ist.
Denn auch wenn der Kopf noch will, sein Körper zeigt ihm ganz klar die Rote Karte.