Laura Siegemund hat sich mit einer wenig sportlichen Vorstellung vom Turnier in Charleston verabschiedet.
Deutscher Tennis-Star sorgt für Eklat
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Bei der mit 776.000 Dollar dotierten Sandplatzveranstaltung in Charleston/South Carolina musste sich die 29-Jährige im Halbfinale der zehn Jahre jüngeren Russin Daria Kasatkina mit 6:3, 2:6, 1:6 geschlagen geben. Im vierten Duell mit Kasatkina war es ihre vierte Niederlage.
Das Ergebnis trat nach dem dritten Satz aber deutlich in den Hintergrund. Zunächst nahm sie bei Aufschlag der Gegnerin eine vermutlich stark taktisch geprägte Medical Timeout - dafür ist Siegemund auf der Tour durchaus bekannt -, dann schrie sie ein junges Ballmädchen sehr unflätig an, ihr das Handtuch zu bringen ("Give me the f...ing towel").
Shitstorm gegen Siegemund
Bereits während des Matches folgte so ein heftiger Twitter-Shitstorm, unter anderem wurde sie als "Cheater-mund" bezeichnet. Selbst die britische Fed-Cup-Chefin Anne Keothavong kritisierte Siegemund. "Ich kann das nicht glauben, das ist ein Witz", schrieb sie auf Twitter.
Die amerikanische Ex-Weltklassespielerin und heutige TV-Expertin Lindsay Davenport kommentierte nach der Auszeit süffisant: "Sie bewegt sich noch sehr gut." Bei Tennis-Experten ist Siegemund für solche eher unsportlichen Taktiken durchaus berüchtigt.
Was genau war passiert? Nachdem die Deutsche die Kontrolle über das Spiel längst verloren und bereits den zweiten Satz klar abgegeben hatte, lag sie im dritten Durchgang mit 0:4 zurück. Dann beantragte sie wegen Oberschenkelproblemen eine medizinische Auszeit, obwohl kein Seitenwechsel anstand.
Normalerweise werden zu solch einem Zeitpunkt nur wegen unmittelbar vorher erlittener Verletzungen, zum Beispiel Umknicken/Bänderverletzungen, Timeouts gewährt. Bloße Erschöpfungssysndrome wie Krämpfe oder eben schmerzende Oberschenkel dürfen erst bei Seitenwechseln behandelt werden.
Gegnerin Kasatkina ebenfalls kritisch
Durch die nicht klar formulierten Regeln, ist eine solche Auszeit nicht explizit verboten, wird aber doch als grenzwertig oder sogar unsportlich erachtet - vor allem wenn sie auch dazu dienen könnte, der Gegnerin den Rhythmus zu nehmen.
Entsprechend äußerte sich auch die letztlich siegreiche Kasatkina: "Ich war überrascht, dass ihr das erlaubt wurde, normalerweise sollte das nicht passieren, aber okay. Kurz danach war sie bei meinem Aufschlag 40:0 vorn und ich dachte: 'Okay, dein Plan hat funktioniert'."
Die Episode mit dem Ballmädchen passte in das wenig vorteilhafte Bild, das die Deutsche von sich präsentierte. Zum dritten Finale auf der WTA-Tour reichte es für Siegemund am Ende nicht mehr.