Seit James Conner sich zum ersten Mal das Trikot der Pittsburgh Panthers übergestreift hat, hat der Running Back Höhen und Tiefen für mehr als ein ganzes Footballer-Leben erlebt.
Vom Krebspatienten zur Touchdown-Maschine
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Nur: Conner ist erst 21 Jahre alt und sein College-Debüt liegt gerade einmal etwas mehr als drei Jahre zurück.
Am Mittwochabend läuft er im New Era Pinstripe Bowl gegen die Northwestern Wildcats im Stadion der New York Yankees zum letzten Mal für die Panthers auf - danach soll es für ihn in die NFL gehen.
SPORT1 zeichnet James Conners ebenso dramatischen wie inspirierenden Weg dorthin nach.
Kapitel 1: Der Dominator
Spätestens seit dem Ende seines ersten College-Jahres gehört Conner zu den besten Running Backs der NCAA. Im letzten Spiel als Freshman erläuft der damals 18-Jährige im Little Caesars Bowl gegen Bowling Green 229 Yards und einen Touchdown.
"Ich fühlte mich wie ein Mann zwischen Jungen in diesem Spiel", erinnert sich Conner in The Players' Tribune.
Mit dem Start der Saison 2014 verstärkt sich dieser Eindruck sogar noch einmal: Im ersten Spiel gegen Delaware erläuft Conner 153 Yards und vier Touchdowns - in der ersten Hälfte!
Und es geht so weiter: Am Ende seiner zweiten Saison stehen 26 Touchdowns, die Auszeichnung als ACC Player of the Year und Schulrekorde für Rushing Touchdowns, Touchdowns insgesamt und erzielte Punkte zu Buche.
Kapitel 2: Vom Schicksal ausgebremst
Die Saison 2015 beginnt wie die vorherige aufgehört hat: Conner läuft mit seinen ersten sechs Versuchen gegen Youngstown State für über 70 Yards und zwei Touchdowns.
Dann aber schlägt das Schicksal zu: Bei einem Tackle verletzt sich Conner am Knie und muss vom Feld. Am Tag darauf erhält er die bittere Nachricht: Kreuzbandriss, Operation, Saisonaus.
"Zu der Zeit dachte ich, nichts könnte schlimmer sein als in diesem Bett zu liegen mit einem kaputten Knie, weinend, ganz allein, weit weg von meinem Team", gesteht Conner. Aber: Es soll noch deutlich schlimmer kommen.
Kapitel 3: Die Schockdiagnose
An Thanksgiving 2015 äußern die Ärzte die Befürchtung, Conner könnte Lymphdrüsenkrebs haben. Rund zwei Monate lang hatte der Modellathlet zuvor mit Müdigkeit, Schweißausbrüchen und einem geschwollenen Kopf zu kämpfen gehabt.
Wenige Tage später herrscht Gewissheit - und Conner schießt ein Gedanke in den Kopf: "Menschen sterben an so etwas."
Als er seinen Mitspielern bei einem Teammeeting von der Diagnose berichtet, brechen die meisten von ihnen in Tränen aus.
Kapitel 4: Die Wand
In einem emotionalen Beitrag für The Players' Tribune berichtet Conner im Juli 2016 über einige seiner Erfahrungen während der Chemotherapie.
Über die Farbe seines Urins nach der Behandlung ("Rot. Riiiiiiichtig Rot"), den zeitweisen Verlust seiner Geschmacksnerven ("Sogar Wasser schmeckte eklig") oder das Gefühl, nach der sechsten von zwölf Behandlungen gegen eine imaginäre Wand zu laufen.
"Ich hatte keinerlei Gefühle oder Emotionen. Ich wollte nur meine Augen schließen, schlafen, und nicht aufwachen für ... eine Weile", schreibt Conner: "Ich wollte nicht sterben, aber..."
Kapitel 5: Das Comeback
Als auch die weiteren sechs Behandlungen überstanden sind, folgt am 23. Mai 2016 die erlösende Nachricht. In einem Anruf teilt Conners Arzt ihm mit, dass er vollständig genesen sei.
An seinem Comeback arbeitet der Running Back da im Übrigen längst. Schon im Februar absolviert er 90 bis 95 Prozent aller Trainingsinhalte mit seinen Teamkollegen. Der einzige Unterschied: ein Mundschutz, der seinen geschwächten Körper vor Infektionen schützen soll.
Kapitel 6: Unaufhaltsam
Am 3. September 2016 steht Conner beim Saisonauftakt wieder auf dem Feld - und wie. Auch dank je eines Rushing und eines Receiving Touchdowns der Nummer 24 gewinnen die Panthers gegen Villanova mit 28:7.
Auch dank zweier Touchdowns von Conner gelingt es den Panthers Mitte November als einziges Team überhaupt, den landesweit an Position zwei geführten Titelkandidaten Clemson Tigers zu bezwingen.
Nach zwölf Spielen stehen für Conner über 1000 Rushing Yards, weitere 299 Receiving Yards und starke 20 Touchdowns zu Buche.
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Kapitel 7: Inspiration
"Ich bin so dankbar, dass Gott mich ausgewählt hat", sagt Conner kürzlich in einem Interview mit 93.7 The Fan in Bezug auf seine Krebserkrankung: "In der Position zu sein, andere zu inspirieren, zu motivieren und wirklich Hoffnung zu schenken, ist für mich unbezahlbar."
Es sind mehr als nur Phrasen.
Immer wieder spricht der 20-Jährige anderen Krebspatienten Mut zu, nimmt sich für jeden Fan so viel Zeit wie möglich. Anfang Dezember erhält Conner dafür den "Disney Spirit Award".
Kapitel 8: Auf in die NFL
Einen Tag nach der Award-Gala verkündet Conner via Twitter, dass er auf sein letztes College-Jahr verzichtet und sich vorzeitig für den NFL-Draft anmeldet.
Im New Era Pinstripe Bowl will sich Conner im Yankee Stadium mit einem Sieg von seinen "Brüdern" verabschieden - und noch mal einen bleibenden Eindruck bei den NFL-Scouts hinterlassen.
So wie er es im vergangenen Jahr schon bei so vielen Menschen auf und neben dem Platz geschafft hat.