Beim NFL-Gastspiel der Jacksonville Jaguars und der Baltimore Ravens in London haben die Spieler beider Teams mit einem Hymnen-Massenboykott gegen US-Präsident Donald Trump protestiert.
NFL mit Massenprotest gegen Trump
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Während die US-amerikanische Nationalhyme gespielt wurde, reihten sich die Spieler Arm und Arm nebeneinander auf - anstelle die rechte Hand auf das Herz zu legen.
Zahlreiche Stars knieten sich zudem während der Hymne hin. Auch die Trainer und der Betreuerstab der beiden Teams demonstrierten gemeinsam mit den Spielern.
Jaguars-Besitzer Khan protestiert mit Spielern
Für eine weitere große Überraschung sorgte Jaguars-Eigentümer Shad Khan, der an dieser Hymnen-Demonstration als Teambesitzer teilnahm - was vor ihm noch niemand getan hatte. Falcons-Besitzer Arthur Blank und Jets-Boss Christopher Johnson taten ihm es später gleich.
"Ich wollte unseren Spieler und allen NFL-Spielern meine Unterstützung zeigen nach den spalterischen und streitsüchtigen Kommentaren von Präsident Trump", erklärte Khan.
"Es war eine Ehre, Arm in Arm mit unseren Spielern und Trainer zu stehen", ergänzte der Teambesitzer: "Unser Team und die NFL stehen für unsere Nation, mit einer Vielfalt, die sich in verschiedenen Formen zeigt - ob Rasse, Religion, Ansichten oder Ziele. Wir haben noch viel Arbeit vor uns und wir können es schaffen. Aber die Kommentare des Präsidenten machen es schwerer."
Khan betonte, wie wichtig es ihm war, gemeinsam mit den Spielern ein Zeichen zu setzen, "um der Welt zu zeigen, dass vereint sein können und sollten in unserem Streben, als Menschen und als Nation besser zu werden."
Auch Ravens-Besitzer Steve Bisciotti bezog vor der 7:44-Niederlage seines Teams klar Stellung zu den Ereignissen in London.
Auf dem offiziellen Twitter-Kanal der Ravens hieß es von Bisciotti: "Wir wissen um den Einfluss unserer Spieler. Wir respektieren ihre Demonstration und unterstützen sie zu 100 Prozent. Alle Stimmen müssen gehört werden. Das ist Demokratie in ihrer höchsten Form."
Ein Zeichen gegen Trump
Damit wollten die Spieler Geschlossenheit demonstrieren und ein Zeichen gegen Trump setzen, nachdem der US-Präsident die Hymnen-Proteste zuletzt stark kritisiert und Disziplinarmaßnahmen gefordert hatte: Trump erklärte, protestierende Spieler sollten sofort entlassen werden. Außerdem bezeichnete er solche Akteure als "Hurensöhne".
Die Spieler der Pittsburgh Steelers setzten bei ihrem Spiel gegen die Chicago Bears sogar noch einen drauf und kündigten an, bei der Hymne geschlossen in der Kabine zu bleiben, um sich "aus dieser Situation zu entfernen", wie Steelers-Coach Mike Tomlin bei CBS erklärte.
Beim Gastspiel der Denver Broncos bei den Buffalo Bills blieb der deutsche NFL-Profi Kasim Edebali bei der Hymne stehen, legte seinem knieenden Teamkollegen Bennie Fowler aber die Hand auf die Schulter.
Auch die Seattle Seahawks und die Tennessee Titans entschieden sich aus Protest dafür, während der Nationalhymne im Kabinentrakt zu verweilen. Normalerweise bestraft die NFL solch regelwidriges Verhalten. In diesem speziellen Fall sah die Liga allerdings von einer Strafe ab.
Aus Protest gegen Rassismus und Ungerechtigkeit in den USA hatten zuletzt mehrere NFL-Spieler die US-Nationalhymne boykottiert und sich geweigert, während der Nationalhymne vor dem Spiel aufzustehen.
Quarterback Colin Kaepernick von den San Francisco 49ers hatte die Hymnen-Proteste gegen Rassendiskriminierung und Polizeigewalt im vergangenen Jahr in Gang gesetzt. Nach der Saison stieg er aus seinem Vertrag aus - und hat bis heute kein neues NFL-Team gefunden.