Sie sind vielleicht der größte Favorit in der Super-Bowl-Ära. Die New England Patriots haben im Februar eines der größten Comebacks der Sportgeschichte hingelegt, ihren fünften NFL-Titel gewonnen und seitdem personell heftig nachgelegt.
So verwundbar sind die Super-Pats
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Außerdem gibt es ja auch diesen Tom Brady, der mit inzwischen 40 Jahren keine Anstalten macht, nachzulassen oder vielleicht sogar aufzuhören.
"In meinen vielen Jahren als NFL-Berichterstatter habe ich nie ein Team gesehen, das so unfassbar viel besser ist als der Rest der Liga", sagt Skip Bayless von Fox Sports.
Trotzdem sollte Eigentümer Robert Kraft noch nicht den nächsten Super-Bowl-Ring für Donald Trump bestellen, denn während der Vorbereitung traten bei Bradys Superteam doch ein paar Probleme auf.
SPORT1 analysiert vor dem Saisonstart gegen die Kansas City Chiefs (ab 2.30 Uhr LIVESCORES), wie verwundbar die Patriots sind.
- Der Edelman-Faktor
Ein schwerer Schlag war der Kreuzbandriss von Super-Bowl-Held Julian Edelman - vor allem für Brady. Edelman ist nicht nur sein bester Kumpel, sondern auch die Versicherung.
Wenn es eng wird, wirft Brady auf Edelman (2016: 98 Fänge, 1106 Yards). Dieses Vertrauen ist über Jahre gewachsen.
Natürlich haben die Patriots mit Chris Hogan, Neuzugang Brandin Cooks, dem jungen Malcolm Mitchell und Routinier Danny Amendola genug Alternativen. Zuletzt kam auch noch Phillip Dorsett von den Colts. Dennoch ist Edelman kaum gleichwertig zu ersetzen. Der unermüdliche Arbeiter holt die harten, schwierigen Yards und glänzt regelmäßig als Punt Returner. Er wird Brady fehlen.
- Die Defensive Line
Die Verteidigung der Patriots gehörte 2016 zu den besten der Liga. Zudem wurde mit Stephon Gilmore ein zweiter Top-Corner neben Malcolm Butler, dem Super-Bowl-Helden von 2015, verpflichtet.
Zum Problem könnte aber der Druck auf den gegnerischen Quarterback werden. Jabaal Sheard ist weg, Rob Ninkovich hat aufgehört und der per Trade aus Carolina geholte Kony Ealy (drei Sacks im Super Bowl vor zwei Jahren) enttäuschte in der Vorbereitung und wurde gefeuert.
Die Quarterback-Jäger Shea McClellin und Top-Draftpick Derek Rivers stehen beide auf der Verletztenliste - entsprechend dünn sieht es auf den Außenpositionen der D-Line aus.
Hinter Lawrence Guy (neu aus Baltimore) und Hoffnungsträger Trey Flowers sieht es düster aus. Der frisch aus Seattle verpflichtete Cassius Marsh ist extrem unerfahren.
- Gronkowskis Fitness
Ist er fit, ist Rob Gronkowski der beste Tight End der NFL. Neben seiner sportlichen Klasse ist er auch als lockere Persönlichkeit für die Patriots sehr wichtig.
Mit der Fitness ist das allerdings so eine Sache. In seinen mittlerweile sieben NFL-Jahren startete "Gronk" nur einmal alle 16 Spiele (2011). In den vergangenen fünf Jahren verpasste er insgesamt 23 Spiele und startete nur einmal mehr als elf Partien.
Dazu kommt, dass der starke zweite TE Martellus Bennett nach Green Bay weiterzog und mit Dwayne Allen aus Indianapolis höchstens solide ersetzt wurde.
- Schutz für Brady
Die einzige Schwachstelle der vergangenen Jahren war die Offensive Line. Vor allem das AFC-Finale vor zwei Jahren blieb in Erinnerung, als die Broncos um Von Miller immer wieder Brady erwischten (SERVICE: SPORT1 erkärt die NFL-Begriffe).
Ohne den inzwischen zurückgetretenen Sebastian Vollmer litt die Stabilität. Sein Nachfolger Marcus Cannon ist zwar für den Lauf ein exzellenter Blocker, hat aber Schwächen gegen schnelle Verteidiger in Passsituationen.
Die O-Line rangiert im Ranking der Experten von Pro Football Focus nur auf Platz 19. Nate Solder ist auf Bradys Blind Side gesetzt, aber das Trio in der Mitte mit Joe Thuney, David Andrews und Shaq Mason ist relativ unerfahren. Mason ist als Passblocker anfällig, da er am College in einem reinen Laufsystem bei Georgie Tech spielte.
Der einzig echte Backup auf den Guard-Positionen ist Rookie Cole Croston. Den Startern darf nichts passieren, sonst könnte es für Brady ungemütlich werden.
- Das Laufspiel
LeGarrette Blount überrollt jetzt Verteidiger in Philadelphia. Für die Pats erzielte er 2016 herausragende 18 Touchdowns. Wer übernimmt diese Rolle?
New England hatte trotz Bradys Passfeuerwerk in der vergangenen Saison die meisten Läufe innerhalb der gegnerischen 5-Yard-Linie, weil die brandgefährliche Offense eben reichlich Chancen kreiert.
Coach Bill Belichick ist kein Freund von zu viel Risiko vor der Endzone. Dion Lewis und James White kennen das System, sind aber beide verletzungsanfällig und eher Spezialisten für Passspiel.
Rex Burkhead kam aus Cincinnati, war dort nur der dritte Running Back, hat nicht Blounts Power und ist vor allem für die Special Teams und einige wenige Läufe eingeplant.
Eigentlich sollte Mike Gillislee (kam aus Buffalo) Blounts Rolle übernehmen. Er überzeugte jedoch in der Vorbereitung nicht und schlug sich mit Oberschenkelproblemen herum. Ihre gefürchtete Effizienz erreicht die Pats-Offensive aber nur mit solidem Laufspiel.