Drama um Lukas Müller: Der österreichische Skispringer hat sich einen Tag vor Beginn der Skiflug-WM am Kulm bei Bad Mitterndorf/Tauplitz schwer verletzt.
Skifliegen: Sturz-Drama um ÖSV-Adler
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Der 23 Jahre alte Vorspringer geriet nach rund 120 Metern kurz vor der Landung aus der Balance, stürzte dann mit einer Geschwindigkeit von mehr als 110 km/h zu Boden.
Müller zog sich dem Vernehmen nach eine gravierende Rückenverletzung zu - die gesundheitlichen Folgen sind noch nicht abzuschätzen.
Der frühere Junioren-Weltmeister aus Villach, der keinem Kader des Österreichischen Skiverbands (ÖSV) mehr angehört und im Stützpunkt Salzburg trainiert, wurde an der Schanze zunächst notärztlich versorgt, dann mit einem Rettungsauto ins Landeskrankenhaus Graz abtransportiert und dort operiert
Müller kann seine Beine nicht spüren
"Der Athlet war von Anfang an ansprechbar, konnte sich an alles erinnern", erklärte der behandelnde Arzt Ulf Karner.
Die ersten Nachrichten aus Graz klangen dann aber besorgniserregend.
"Seine erste Aussage war, dass er seine seine Beine nicht spüre. Im Traumazentrum im Universitätsklinikum Graz hat man nun eine doch schwere Wirbelverletzung mit noch nicht vorhersehbaren Folgen festgestellt. Er wird zur Zeit im Bereich des unteren Halswirbels operiert", fügte Karner an.
Österreichs Skisprung-Nachwuchsreferent Harald Haim schilderte auf einer Pressekonferenz am späten Mittwochnachmittag den Unfallhergang: "Der linke Ski hat sich gelöst, was zum Sturz führte. Es gibt auch Fotos, auf denen sich der Schuh gelockert hat. Man kann momentan nur mutmaßen, warum das passiert ist. Es ist schlimm genug, dass es passiert ist. Wir können Lukas nur wünschen, dass alles wieder gut wird", so der Funktionär.
Eine genaue Erklärung über den Gesundheitszustand Müllers soll es erst am Donnerstag geben.
2010 schon einmal schwer am Kulm gestürzt
Mit der Schanze am Kulm hatte der Kärntner bereits im Jahr 2010 böse Erfahrungen gemacht. Damals war er in der Qualifikation schwer gestürzt, blieb dabei aber unverletzt.
Der frühere Junioren-Weltmeister war nun als Vorspringer auf der Schanze.
Die WM-Teilnehmer um den deutschen Superstar Severin Freund und den Vierschanzentournee-Champion Peter Prevc treten erst am Donnerstag im Training und in der Qualifikation an. Am Freitag und Samstag wird der Einzel-Weltmeister ermittelt, am Sonntag werden die Team-Medaillen vergeben.
ÖSV-Cheftrainer geschockt
"Der Schock sitzt tief, da ist es schwierig, den Fokus auf den Sport zu richten", sagte ÖSV-Cheftrainer Heinz Kuttin über den Unfall seines früheren Schützlings Müller. "Wenn jemand stürzt, dann gibt es leider schwere Verletzungen. Das macht einen als Trainer nachdenklich."
Bezüglich der Sicherheit der Athleten müsse man sich etwas überlegen, "doch der Sport geht weiter", ergänzte Kuttin.
Er sei in Gedanken bei Müller und hoffe, dass alles gut ausgehe, "aber wir müssen uns nun vom Kopf her zu hundert Prozent konzentrieren."
Seinen Athleten will der Coach offen Informationen geben und das Thema klar ansprechen, so Kuttin.
Erinnerungen an Morgenstern - und Fairall
Durch Müllers Sturz wurden Erinnerungen an diverse Horror-Unfälle österreichischer Skispringer während der vergangenen zwei Jahren wach.
Zur Erinnerung: 2014 war der dreifache Olympiasieger Thomas Morgenstern auf der alten Kulm-Schanze im Training schwer gestürzt, hatte dabei eine Schädelverletzung mit Gehirnblutung sowie eine Lungenquetschung erlitten, eher er nur drei Wochen später sein Comeback gab.
Der US-Amerikaner Nick Fairall hingegen ist nach einem Sturz in Bischofshofen im Januar 2015 von den Beinen abwärts gelähmt.
Erst vor wenigen Tagen kehrte der 26-Jährige zum Tournee-Finale dorthin zurück und sprach über seine Rehabilitation und die Hoffnung, eines Tages wieder gehen und sogar springen zu können.